Görlitz auf der Suche nach der neuen Identität als internationale Wissenschaftsstadt
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Görlitz, 17. Mai 2023. Zehn Forschungsinstitute und Unternehmen wollen im Juni in der wachsenden Wissenschaftsstadt Görlitz einen gemeinsamen Wissenschaftsverbund „HiLusatia!“ gründen. Abgeleitet von der englischen Begrüßungsformel „Hi“ und dem lateinischen Wort für die Lausitz, ähnelt dieser „Hallo Lausitz“-Verein ein Stück weit dem Institutsverbund „Dresden-Concept“ in der sächsischen Landeshauptstadt.
HiLusatia! soll exzellente Forschung und Lehre im deutsch-polnischen Raum fördern, gemeinsame Projekte ermöglichen, Talente aus der Region sowie aus dem Ausland für Görlitz gewinnen und die immer größere Wissenschaftsgemeinde durch interessante Angebote in der urbanen Gesellschaft der „Europastadt“ verankern. Das haben Dr. Michael Bussmann vom Helmholtz-Zentrum „Casus“ und Prof. Robert Knippschild vom „Interdisziplinären Zentrum für transformativen Stadtumbau“ (IZS) in Görlitz angekündigt.

Casus-Direktor Roland Sauerbrey (3. von rechts) und Gründungsbeauftragter Dr. Michael Bussmann (4. von links) und ihre Kollegen und Kolleginnen haben sich vor dem alkten Kondensatorwerk Görlitz aufgestellt. Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf will die alte Fabrik für das Casus-Forschungsinstitut umbauen lassen. Foto: Luise Träger für Casus
OB Ursu will neue Kitas, Schulen und Wohnungen auch für zuziehende Forscher-Familien schaffen
Hintergrund sind die zahlreichen Forschungseinrichtungen, die sich in Görlitz bereits angesiedelt haben und sich nun erweitern beziehungsweise die bald kommen. Dazu gehören das Casus, Fraunhofer, Senckenberg, die Hochschule Görlitz-Zittau, das IZS und viele andere. Und ein besonderes Schwergewicht kommt mit dem milliardenschwer dotierten „Deutschen Zentrum für Astrophysik“ (DZA) schrittweise bis zum offiziellen Start 2026 dazu. „Görlitz wird zu einer Stadt der Wissenschaften“, ist Oberbürgermeister Octavian Ursu (CDU) überzeugt – und will alles dafür tun, dafür die nötigen urbanen Infrastrukturen zu schaffen: Kitas und Schulen für die Kinder der zuziehenden Wissenschaftler aus Deutschland und aus weit entfernten Ländern, neue Wohnhäuser, aber auch ein gemeinsames Fernwärmenetz und Buslinien mit dem polnischen Zgorzelec auf der anderen Neiße-Seite.

DZA-Mitgründer Christian Stegmann hat eine Vision: Ein großer Forschungscampus entlang der Neiße nahe am Görlitzer Stadtkern. Foto: Heiko Weckbrodt
DZA-Gründer sieht großen Forschungscampus an der Neiße wachsen
Zudem wird sich auch die Innenstadt stark verändern: Casus baut das alte Kondensatorwerk am Fluss zu seinen neuen Hauptsitz um und das DZA will das ehemalige Kahlbaum-Sanatorium sanieren und dort sein Hauptquartier aufschlagen. Wenige Hundert Meter weiter entsteht gerade der Erweiterungskomplex des Senckenberg-Museums. DZA-Mitgründer Prof. Christian Stegmann sieht daher an der Neiße bereits einen großen, offenen und verbundenen Forschungscampus wachsen – „eine faszinierende Vision“, wie er betont.

Das Kahlbaum-Sanatorium in Görlitz sieht im Moment eher noch wie ein verlorener Ort aus. Doch 2026 soll hier das Großforschungszentrum „Deutsches Zentrum für Astrophysik“ (DZA) starten. Foto: Heiko Weckbrodt
Wissenschaftlergemeinde will sich in Stadt und Region verankern
All dies wird Görlitz ein neues Antlitz und einen neuen, internationaleren Charakter geben, tut dies teilweise auch heute schon. Damit dies gemeinsam und im Konsens mit den Görlitzern und die polnischen Nachbarn geschieht, wollen sich die Forscher mit Bildung, Kunst und wissenschaftlichem Enthusiasmus „in der Stadt und in der Region verankern“, so das Konzept der „HiLusatia!“-Initiatoren. Sie wollen beispielsweise in die Schulen der Europastadt Görlitz- Zgorzelec gehen, um Wissenschaftsbegeisterung bei den Mädchen und Jungen zu wecken, gemeinsame Projekte mit Künstlern starten und weitere Wege finden, damit Görlitz und die Görlitzer sowie ihre Nachbarn ihre neue Identität in einer internationalen Wissenschaftskommune finden.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Casus, IZS, Oiger-Archiv
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