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Auch Rechenzentren wollen nun subventionierte Strompreise

Speziell gesichertes Cloud-Rechenzentrum der T-Systems. Foto: Telekom

Speziell gesichertes Cloud-Rechenzentrum der T-Systems. Foto: Telekom

Eco-Allianz: Wir sind das Rückgrat der Digitalisierung

Berlin, 9. Mai 2023. Nachdem Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) der deutschen Industrie subventionierte Strompreise bis zum Jahr 2030 versprochen hat, fordern nun auch Vertreter der Internetwirtschaft Steuergelder für ihre Stromrechnung. Das geht aus einer Mitteilung der „Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen“ hervor, die wiederum vom „Eco-Verband der Internetwirtschaft“ in Berlin gegründet wurde.

„Als Rückgrat der Digitalisierung sind Rechenzentren das Fundament einer zukunftsweisenden, ressourcenschonenden und digital souveränen Industrie“, argumentiert Allianz-Vizesprecher Volker Ludwig. Daher müsse die Bundesregierung „Rechenzentren bei ihren geplanten Maßnahmen miteinbezieht, energieintensive Unternehmen mit erneuerbarem Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen zu versorgen“.

Hohe deutsche Strompreise waren seit jeher Standortnachteil in Deutschland

In der Vergangenheit hatten die Betreiber von Rechenzentren wiederholt darauf hingewiesen, dass die hohen Energiepreise in der Bundesrepublik ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit und damit auch die Entwicklung digitaler Innovationen in Deutschland stark einschränken. Tatsächlich bevorzugen internationale Digitalkonzerne bei Standortentscheidungen für Rechenzentren entweder ihre Heimatmärkte – was in der Regel auf die USA oder China hinausläuft – oder eben Regionen mit niedrigen Energiekosten und Temperaturen wie beispielsweise Island oder Norwegen.

Bitkom-Präsident Achim Berg. Foto: Bitkom

Bitkom-Präsident Achim Berg. Foto: Bitkom

Zusatzkosten durch immer neue Umweltauflagen

Zudem beschwert sich die Branche seit geraumer Zeit immer lautstärker über die zusätzlichen Kosten von immer neuen Umweltauflagen der Bundesampel. So warnte der deutsche Digitalwirtschaftsverband „Bitkom“ erst kürzlich vor den Folgen des neuen Energieeffizienzgesetzes der Ampel: „Mit diesem Gesetz werden Rechenzentren aus Deutschland vertrieben“, kritisierte Bitkom-Präsident Achim Berg. Der Gesetzentwurf enthalte eine Fülle von Detail- und Überregulierungen mit Effizienzvorgaben, wie sie für keine andere Branche geplant sind und die nach heutigem Stand schlicht nicht erreichbar seien. Völlig lebensfremd sei beispielsweise die Forderung, dass neue Rechenzentren zukünftig nur noch dort angesiedelt werden dürfen, wo Abwärmenetze vorhanden oder verbindlich vorgesehen sind. „Rechenzentren werden dort gebraucht, wo in großem Umfang Strom aus grundlastfähigen Quellen bereitsteht und ein hoher regionaler Bedarf an Rechenpower herrscht“, hob der Bitkom hervor – eigentlich eine marktwirtschaftliche Selbstverständlichkeit.

Wem darf der Steuerzahler als nächstes die Stromrechnung stützen?

Dass anderseits Habecks planwirtschaftliche Ansätze neue Begehrlichkeiten hervorrufen würden, war wiederum absehbar: Die angekündigten Strompreis-Subventionen für energieintensive Industriebetriebe auf Kosten des Steuerzahlers wollen nun weitere Branchen und Betriebe haben. Zu erwarten ist, dass sich demnächst noch viele weitere Bewerber um gestützte Strompreise melden werden – und dabei auf ihre Unersetzbarkeit, auf ihre Zugehörigkeit zu kritischen Infrastrukturen, auf ihre Schlüsselrolle für bestimmte Technologien oder die Energiewende und dergleichen mehr verweisen werden.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: Eco

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