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Blinde Smartphones lernen sehen – Millionen-Kapitalzuschuss für Pinpoint Chemnitz

Thomas Graichen, Daniel Froß und Marko Rößler von Pinpoint. Foto: TGFS

Thomas Graichen, Daniel Froß und Marko Rößler von Pinpoint. Foto: TGFS

Uni-Ausgründung will mit dem TGFS-Geld seine Innenraum-Navigation kommerzialisieren

Chemnitz/Leipzig, 28. April 2023. Damit Paketboten, Sanis und Feuerwehrleute, aber auch private Nutzer auch in Gebäuden ohne „Satelliten-Sicht“ per Smartphone navigieren können, hat die Chemnitzer Uni-Ausgründung „Pinpoint“ ein Innenraum-Ortungssystem entwickelt, das auf Ultraweitband-Funk (UWB) basiert. Selbst wenn kein GPS-Empfang im Haus möglich ist, können die Nutzer damit bis auf zehn Zentimeter genau ihre Position bestimmen – ohne diese Information irgendwelchen Datenkraken preisgeben zu müssen. Die Wagniskapitalgeber vom „Technologiegründerfonds Sachsen“ (TGFS) hat das „Pinpoint“-Konzept derart überzeugt, dass sie nun einen – nicht näher bezifferten – Millionenbetrag in das Unternehmen investieren. Das geht aus einer heute in Leipzig veröffentlichten TGFS-Mitteilung hervor.

Anwender entscheidet selbst, wem er seine Position verrät

Zwar gibt es bereits viele Ansätze, um den Satelliten-Funkschatten in Tiefgaragen und vielen Gebäuden irgendwie zu kaschieren: Manche installieren dafür Mikro-GPS-Sender, andere setzen auf Triangulation per WLAN, wieder andere auf Spezial-Funktechnik. Allerdings hat sich nichts davon als unangefochtener Standard durchsetzen können. Die Ausgründer der TU Chemnitz sehen in ihren UWB-Konzept demgegenüber einen echten Kosten- und Datenschutzvorteil: „Unsere Positioning Platform folgt dem Ansatz Privacy by Design“, erklärt Pinpoint-Mitgründer Thomas Graichen. „Der Anwender entscheidet selbst, ob, wann und wem er seine Position freigeben möchte.“ Zudem basiere die Pinpont-Technologie letztlich auf Standard-Hardware und sei software-basiert, betont Mitgründer Marko Rößler. Die dezentrale drahtlose Lösung über ein Mesh-Netzwerk von „Satlets“ genannten UWB-Sensoren reduziere „die Gesamtkosten um bis zu 70% gegenüber den aktuell verfügbaren Ortungstechnologien“.

Fondsmanager: Smartphone ist in Gebäuden immer noch weitgehend blind

„Das Smartphone ist im letzten Jahrzehnt zum Kern-Device geworden, um mit verschiedenen Infrastrukturen zu interagieren. Innerhalb von Gebäuden ist es aber nach wie vor weitestgehend blind und somit nur eingeschränkt fähig, Aktivitäten auf Basis der gesicherten eigenen und genauen Position durchzuführen“, erklärt TGFS-Chef Sören Schuster den Einstieg des Fonds in die Chemnitzer Uni-Ausgründung. „Pinpoint bietet mit seiner Positioning Platform dafür nun eine einsatzbereite Lösung. Das Team verfügt über eine beeindruckende Expertise im Bereich Innenraum-Navigation.“ Die TGFS-Kapitaleinlage soll Pinpoint nun helfen, das Unternehmen auszubauen und den Markteintritt vorzubereiten.

Entwickelt hatte das Gründerteam sein UWB-Konzept an der TU Chemnitz und sich dann 2021 mit „Pinpoint“ ausgegründet. Die Uni arbeitet derweil beispielsweise auch mit der Chipdesignschmiede „Qorvo“ und anderen Partnern zusammen, um die Ultraweitband-Funkortung weiterzuentwickeln, in weiteren Industriestandards zu verankern, neue Anwendungsszenarien zu schaffen und nicht zuletzt solche UWB-Lösungen in modernen Smartphones zu verankern.

Autor: hw

Quellen: TGFS, Oiger-Archiv, Pinpoint, Creditreform

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt