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Nationales Tumorzentrum wächst

Im "Operationssaal der Zukunft" sammeln Wissenschaftler Erfahrungen mit roboter- und computergestützten Systemen für die Krebschirurgie. Foto: André Wirsig für das NCT/UCC

Im „Operationssaal der Zukunft“ im NCT Dresden sammeln Wissenschaftler Erfahrungen mit roboter- und computergestützten Systemen für die Krebschirurgie. Foto: André Wirsig für das NCT/UCC

Neben Heidelberg und Dresden kommen vier weitere Standorte hinzu

Heidelberg/Dresden, 2. Februar 2023. Das „Nationale Centrum für Tumorerkrankungen“ (NCT) wächst: War es bisher auf Heidelberg und Dresden konzentriert, kommen nun mit Berlin, Tübingen, Stuttgart, Ulm, Würzburg, Erlangen, Regensburg, Augsburg, Essen und Köln weitere Partner hinzu – unter denen vier neue Standorte ausgesucht werden. Das haben das NCT und Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) heute angekündigt. In Sachsen begrüßen die beteiligten Mediziner, Forscher und Politiker die Erweiterungspläne. Sie wollen in diesem Zuge auch eine neue Professur in Dresden einrichten.

Halbe Million Deutsche erkrankt pro Jahr an Krebs

Das erweiterte NCT soll den Kampf gegen Krebs und die Forschung an neuen Therapien gegen Tumore stärken. „Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 500.000 Menschen neu an Krebs – Tendenz steigend“, betonte Ministerin Stark-Watzinger. Mit den neuen Partner sei ein schnellerer Transfer von Forschungsergebnissen in die klinische Praxis möglich.

Mehr klinische Studien möglich

„Die enge Zusammenarbeit aller sechs NCT-Standorte wird ein Gewinn für Patientinnen und Patienten in ganz Deutschland sein“, kommentierte Prof. Michael Baumann, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums, die neuen Weichenstellungen. „Mit dem Ausbau des NCT wird es möglich, künftig noch mehr Ergebnisse aus der Forschung in klinischen Studien zu erproben“, ergänzte der Uniklinikum-Medizinvorstand Prof. Michael Albrecht.

Dresden fokussiert sich auf Präzisions-Chirurgie, Zelltherapie und Genanalyse

Im neuen, größeren NCT konzentrieren sich die Dresdner auf drei Forschungsschwerpunkte:

Stefanie Speidel ist Professorin für „Translationale Chirurgische Onkologie“ am "Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen" (NCT) Dresden. Die Informatikerin entwickelt intelligente Assistenzsystemefür die Krebschirurgie. Foto: André Wirsig für das NCT

Stefanie Speidel ist Professorin für „Translationale Chirurgische Onkologie“ am „Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen“ (NCT) Dresden. Die Informatikerin entwickelt intelligente Assistenzsystemefür die Krebschirurgie. Foto: André Wirsig für das NCT

1. Hochpräzise Krebs-Operationen und Strahlentherapien: Hier arbeitet das NCT an intelligenten Assistenzsystemen wie beispielsweise „Augmented Reality“ (AR) im OP-Saal und an innovativen Bildgebungsverfahren für Tumor-OPs sowie an Künstlicher Intelligenz und verbesserten Magnetresonanztomografien für Bestrahlungen.

Speziell designte Antikörper sollen dem Immunsystem im Kampf gegen Krebs und Corona auf die Sprünge helfen. Die Vision: Die künstlich hergestellten Proteine docken an die Oberfläche von Immunzellen an. Das andere Ende des Antikörpers bindet an die Krebs- oder Coronazellen und lenkt so die bis dahin untätigen Abwehrkräfte zum Tumor. Visualisierung: HZDR / Sahneweiß / Kjpargeter, Freepik

Speziell designte Antikörper sollen dem Immunsystem im Kampf gegen Krebs und Corona auf die Sprünge helfen. Die Vision: Die künstlich hergestellten Proteine docken an die Oberfläche von Immunzellen an. Das andere Ende des Antikörpers bindet an die Krebs- oder Coronazellen und lenkt so die bis dahin untätigen Abwehrkräfte zum Tumor. Visualisierung: HZDR / Sahneweiß / Kjpargeter, Freepik

2. Immunzelltherapie: Das NCT Dresden entwickelt seine Unicar-Technologie weiter, bei der sich Abwehrzellen direkt an Tumore anheften, um sie zu bekämpfen. Auch künstlich erzeugte Antikörper als Koppelglieder zwischen Krebs und Zerstörungszellen spielen hier eine Rolle.

3. Molekulare Präzisionsonkologie analysiert genetische Veränderungen, um Patienten individueller behandeln zu können.

Vierte Professur geplant

Dafür sind am NCT Dresden bereits drei Lehrstühle angesiedelt: Professorin Stefanie Speidel kümmert sich um die translationale chirurgische Onkologie mitsamt Assistenzsystemen, Prof. Hanno Glimm betreut die translationale medizinische Onkologie und Prof. Oliver Bruns die funktionelle Bildgebung in der chirurgischen Onkologie. Eine weitere Professur für translationale Bildgebung in der Onkologie soll im März 2023 folgen.

Der Neubau für das EFKZ und das NCT auf dem Campus des Uniklinikums Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Der Neubau für das EFKZ und das NCT auf dem Campus des Uniklinikums Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Das NCT Dresden bekommt jährlich 15 Millionen Euro zugeschossen. Davon bezahlt der Bund 90 Prozent, den Rest der Freistaat Sachsen. Und 2020 hatte das NCT vom Freistaat einen 22 Millionen Euro teuren eigenen Neubau auf dem Uniklinik-Campus in Dresden bekommen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: NCT, SMWK, BMBF

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt