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Acht Millionen Euro für Dresdner Forscher

In diesem Schnitt durch Schnitt durch Lebergewebe sind die Mesenchymzellen rosa markiert. Wenn sie dei "Duktalzellen" (gelb und blau) berühren, hemmen sie deren Regeneration. Wenn sie auf Berührungen verzichten, wird die Selbstreparatur wieder angeregt. Abb.: Anna Dowbaj, Meritxell-Huch-Gruppe, MPI-CBG

Schnitt durch ein Lebergewebe. Die Gruppe um Meritxell Huch versucht, die Regeneration der Leber zu entziffern. Dafür hat sie nun ein ERC-Stipendium bekommen. Abb.: Anna Dowbaj, Meritxell-Huch-Gruppe, MPI-CBG

Leben-Regeneration, sparsame Solarzellen und Empathie

Dresden, 31. Januar 2023. Der EU-Forschungsrat hat vier Forschungsstipendien zu jeweils knapp zwei Millionen Euro an vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Dresden vergeben. Das haben das Wissenschaftsministerium, die TU Dresden und das „Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik“ (MPI-CBG) mitgeteilt.

Forschung auf höchstem Niveau

„Dass vier in Sachsen tätige Spitzenforscherinnen und -forscher im internationalen Wettbewerb um den begehrten Consolidator Grant erfolgreich waren, macht einmal mehr sichtbar, dass im Freistaat kluge Frauen und Männer aus aller Welt Forschung auf höchstem Niveau voranbringen“, lobte Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) in Dresden.

Meritxell Huch. Foto: Sven Döring für das MPI-CBG

Meritxell Huch. Foto: Sven Döring für das MPI-CBG

Meritxell Huch: Wie sich die Leber selbst repariert

So erhält Meritxell Huch vom MPI-CBG Geld für ihr Projekt „Mechanisms of liver regeneration and disease across scales; from molecules to cells and tissue“. Dabei geht es um die Prinzipien der Leberregeneration und erkrankung.

Dr. Dora Tang. Foto: Katrin Boes / MPI-CBG

Dr. Dora Tang. Foto: Katrin Boes / MPI-CBG

Dora Tang: Die Physik hinter dem Leben

CBG-Forscherin Dora Tang widmet sich derweil in ihrem Projekt „Unravelling the chemico-physical principles of life through minimal synthetic cellularity“ der Frage, wie biologische Zellen und Gewebe aus Ansammlungen von nicht lebenden Molekülen Leben aufrechterhalten können.

Prof. Yana Vaynzof. Foto: privat

Prof. Yana Vaynzof. Foto: privat

Yana Vaynzof: Perowskit-Solarzellen auf der Spur

Ein Stipendium bekommt auch die Physikerin und Elektroingenieurin Prof. Yana Vaynzof. Sie forscht an der TU Dresden und am Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW) Dresden an sogenannten Perowskit-Solarzellen. Deren Produktion verbraucht weit weniger Energie als die Herstellung klassischer Silizium-Sonnenenergiesammer. In ihrem Projekt „Perovap – Engineering Metal Halide Perovskites by Vapour Deposition“ will sie die Effizienz und Lebensdauer solcher Solarzellen verbessern. „Metallhalogenid-Perowskite sind ein einzigartiges Halbleitermaterial mit außergewöhnlichen Eigenschaften, die sich perfekt für die Anwendung in optoelektronischen Bauteilen, wie Solarzellen und Leuchtdioden eignen“, erklärt die Forscherin.

Philipp Kanske. Foto: David Ausserhofer für die TU Dresden

Philipp Kanske. Foto: David Ausserhofer für die TU Dresden

Philipp Kanske: Wie funktioniert Empathie?

Prof. Philipp Kanske wiederum ist am Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Behaviorale Neurowissenschaft an der TU Dresden tätig. Im Projekt „Interact“ will Kanske ergründen, wie die Fähigkeiten, sich in andere Menschen einzufühlen (Empathie) und einzudenken (Perspektivübernahme), im Gehirn umgesetzt werden. Insbesondere geht es um die Frage, wie die neuronalen Netzwerke, die Empathie und Perspektivübernahme ermöglichen, in komplexen sozialen Interaktionen zusammenarbeiten. Dafür will er Methoden der sozialen Neurowissenschaft weiterentwickeln und Probanden im MRT-Scanner in sozialer Interaktion untersuchen. „Als Psychotherapeut kann ich ganz direkt erleben, wie wichtig Empathie und Perspektivübernahme für gute soziale Beziehungen sind, insbesondere in kritischen Situationen, wie einem Streit mit dem Partner oder der Partnerin“, erklärte Kaske. „Gerade Menschen mit psychischen Störungen haben oft Probleme ihre sozialen Beziehungen so zu gestalten, dass es ihnen guttut. Mit Interact hoffe ich dazu beizutragen, besser zu verstehen wie Empathie und Perspektivübernahme psychologisch und neurowissenschaftlich funktionieren, um ein ziel- und passgenaues Trainingsprogramm für Menschen mit Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion entwickeln zu können.“

Europaweit 321 Stipendien vergeben

Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat in diesem Jahr insgesamt Stipendien an 321 Forschende aus EU und Großbritannien vergeben. Die nun nach Dresden vergebenen „Consolidator Grants“ sind Aufbaustipendien für Wissenschaftler, die nach ihrer Promotion über sieben bis zwölf Jahre Erfahrung verfügen, und deren eigene unabhängige Arbeitsgruppe sich in der Konsolidierungsphase befindet.

Quellen: SMWA, TUD, MPI-CBG

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt