Medizin & Biotech, News, Wirtschaft, zAufi

Krankenstand in Sachsen auf Rekordniveau

Arzneimittel gegen Erkältungskrankheiten waren während der Grippewellen 2022 stark gefragt. Foto: Heiko Weckbrodt

Arzneimittel gegen Erkältungskrankheiten waren während der Grippewellen 2022 stark gefragt. Foto: Heiko Weckbrodt

DKK: Vor allem Erkältung, Grippe, Corona & Co. haben die Sachsen krankgemacht

Dresden, 29. Januar 2023. Krankheitsbedingte Arbeitsausfälle haben im Jahr 2022 in Sachsen ein Rekordniveau erreicht. Das hat die Krankenkasse „DAK-Gesundheit Sachsen“ in Dresden mitgeteilt. Der Krankenstand stieg demnach im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Punkte auf 5,8 Prozent – und somit auf den höchsten Wert seit Beginn der Analysen vor 25 Jahren. Zum Vergleich: Bundesweit liegt die Krankenquote bei 5,5 Prozent.

Im Schnitt 21 Fehltage

2022 hatten DAK-versicherte Erwerbstätige in Sachsen im Durchschnitt pro Kopf rund 21 Fehltage – knapp 5 Tage mehr als 2021. „Hochgerechnet auf alle sächsischen Erwerbstätigen waren es fast 9,9 Millionen zusätzliche Fehltage, die die Unternehmen im Freistaat verkraften mussten“, erklärte DAK-Landeschefin Christine Enenkel. „Das ist eine große Herausforderung für die Wirtschaft und zeigt die Bedeutung von Gesundheit am Arbeitsplatz. Sie wird für Firmen nicht nur wegen der Pandemie, sondern auch und vor allem wegen des zunehmenden Personal- und Fachkräftemangels, immer bedeutsamer.“

Vor allem Atemwegs-Erkrankungen treiben Krankenstand in die Höhe

Die Fehltage wegen Erkältungen, Grippe und Bronchitis haben sich laut DAK im Freistaat mehr als verdoppelt. Auch Corona-bedingte Ausfallzeiten seien drastisch angestiegen. Die Zahl der Ausfalltage je 100 Versicherte wegen Rückenschmerzen und anderer Muskel-Skelett-Probleme gingen hingegen nur leicht hoch: von 356 auf 364 Tage.

Elektronische Krankschreibung drückt Dunkelziffer

Der Anstieg beim Krankenstand hängt nach DAK-Einschätzung teilweise mit dem neuen digitalen Meldungsprozedere bei Krankschreibungen zusammen. Denn seit Anfang 2022 gehen Krankmeldungen von den Arztpraxen direkt an die Krankenkassen und müssen nicht mehr von den Versicherten selbst eingereicht werden. Zudem sind Arbeitgeber seit Januar 2023 verpflichtet, die Arbeitsunfähigkeitsdaten ihrer gesetzlich versicherten Beschäftigten elektronisch bei den Krankenkassen abzurufen, betont die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). „Arbeitnehmer müssen sich dann lediglich noch krankmelden, die Pflicht zur Vorlage der Bescheinigung ist gesetzlich nicht mehr vorgesehen.“

Laut DAK tauchen durch die „elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung“ (eAU) nun auch Krankheitsfälle in der Statistik auf, die in der Vergangenheit nicht erfasst wurden, weil die gelben Zettel bei den Versicherten liegenblieben. „Wir hatten in der Vergangenheit beim Krankenstand durchaus eine gewisse Untererfassung. Dieser Effekt dürfte jetzt deutlich reduziert sein. Durch die elektronische Krankmeldung haben wir eine wesentlich geringere Dunkelziffer und einen noch schärferen Blick auf den wirklichen Krankenstand“, sagt Christine Enenkel.

Auch TK meldete Rekordstände

Ob sich dieser Trend auch bei den anderen Krankenkassen so bestätigt, bleibt abzuwarten. Allerdings hatte beispielsweise auch die Technikerkrankenkasse TK bereits Ende 2022 über Rekord-Krankmeldungen im Freistaat berichtet.

Ähnliche Trends schlugen sich auch in den Statistiken nieder, die die Krankenstände bei Kindern spiegeln: Die TK-Versicherten in Sachsen reichten nämlich 2022 über 27.400 Anträge auf Kinderkrankengeld ein – und auch dies war ein Rekordwert. „Während in den Jahren vor der Pandemie die Eltern mit ihren kranken Kindern vor allem zu den Erkältungszeiten zu Hause bleiben mussten, zog sich die Krankheitssaison im vergangenen Jahr über fast alle Monate“, hat Alexander Krauß einegschätzt, der Leiter der Landesvertretung Sachsen der TK. „Normalerweise nehmen Eltern das Kinderkrankengeld vor allem in der Erkältungszeit zwischen Herbst und Frühjahr in Anspruch. 2022 haben die Kinder aber das ganze Jahr über mit Infekten kämpfen müssen.“

Kinderärzte hatten die heftigen Kinder-Grippewellen des Jahres 2022 unter anderem darauf zurückgeführt, dass vor allem sehr kleine Kinder während der Corona-Ausgangssperren kaum Chancen hatten, ihr Immunsystem gegen Grippe und andere Atemwegserkrankungen zu trainieren. Die Infekte der Kinder griffen dann mehrfach auf die Eltern über.

Autor: hw

Quellen: DAK Sachsen, KBV, TK

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt