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Deutschland pumpt weitere Milliarde in Aufbau eigener Akku-Produktion

Ein Ultrakondensator-System von Skeleton für den automobilen Einsatz. Foto: Heiko Weckbrodt

Ein Ultrakondensator-System von Skeleton für den automobilen Einsatz. Foto: Heiko Weckbrodt

Ampel weitet Batterie-Ipcei aus, um komplette Fabriken und Wertschöpfungsketten vom Lithium bis zum Komplett-Akku nach Europa zurückzuholen

Berlin/Dresden, 14. Januar 2023. Die Berliner Ampel will sich bei der Akku-Produktion nicht mehr nur auf Einzelprojekte fokussieren, sondern die gesamte Wertschöpfungskette vom Rohstoff über die Zelle bis zum kompletten Energiespeicher und dessen Wiederverwertung zurück nach Europa holen. Daher möchte die Bundesregierung das Batterie-Sonderförderprogramm für „Wichtige Projekte von besonderem europäischen Interesse“ (Ipcei Bat 2 beziehungsweise Eubatin abgekürzt) ausweiten, selbst koordinieren und eine Milliarde Euro in diesen Subventions-Topf hineinpumpen. Das hat der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck angekündigt. Im Fokus stehen dabei besonders große Projekte – vermutlich also zum Beispiel komplette Fabriken.

Zu wenig Auto-Akkus und Netzspeicher

Hintergründe dürften das steigende Interesse an schnellen stationären Energiespeichern für Ökostrom und für Elektroautos, die globalen Lieferkettenstörungen und jüngere wirtschaftspolitischen Programme in Amerika und Asien sein. „Wir wollen die komplette Batterie-Wertschöpfungskette wieder stärker nach Deutschland und Europa holen“, argumentierte Habeck. „Eigenes Knowhow ist von zentraler Bedeutung für eine zukunftsfähige und nachhaltige Automobil- und Energiewirtschaft. Um unsere Souveränität im Bereich der Batterien weiter auszubauen, müssen wir die Rahmenbedingungen für eine Batterieproduktion in Europa aber noch attraktiver gestalten.“

Ministerium: Dynamik des europäischen Batterieökosystems hat nachgelassen

An den bisherigen zwei Batterie-Ipcei-Runden hatten sich über 50 Unternehmen aus zwölf Staaten, darunter 13 deutsche Firmen, teilgenommen: Immerhin winken hier überdurchschnittliche Zuschussquoten bis zu 30 Prozent für Entwicklungen und Fertigungsslinien, die für mehr Akku-Produktion in Europa sorgen. „Angesichts der hohen Energie- und Rohstoffpreise und aufgrund guter Förderbedingungen in Drittstaaten“ habe „die Dynamik des europäischen Batterieökosystems“ jedoch nachgelassen, hieß es vom Wirtschaftsministerium.

Mehr Energiespeicher für Fahrzeuge und Energiewende benötigt

Zudem sind gerade die großen deutschen Autohersteller weiter in hohem Maße auf Akku-Importe aus Asien angewiesen, zum Beispiel aus China, Japan und Südkorea. Und mit Blick auf die Ampel-Bemühungen, die deutsche Energieversorgung ganz auf Windkraft, Solaranlagen und ähnlich unstete Quellen umzustellen, gibt es in der Bundesrepublik weiterhin nicht genug Energie-Zwischenspeicher – seien es nun Pumpspeicherwerke oder Groß-Elektrolyseure oder auch kleinere und schnellere wie eben Akkumulatoren.

Bund will vor allem Großprojekte fördern

Ideen für den nun neu gefüllten Subventions-Topf für Akkuprojekte können Unternehmen und andere Akteure – zunächst erst mal im Zuge eines „Interessenbekundungsverfahrens“ – bis zum 6. Februar 2023 elektronisch bei der beauftragten „VDI/VDE Innovation + Technik GmbH“ einreichen. Dort sind auch die Schwerpunkte für das „Batterie-Ipecei 2b“ zu finden: Diesmal sollen keine reinen Entwicklungsprojekte die Kohle kriegen, sondern „großskalige und strategische Projekte“ im Industriemaßstab.

Auch Sachsen profitierte von Ipecei-Geldern

In die bisherigen Batterie-Ipcei-Programme hatten die Bunderepublik und weitere EU-Staaten bereits Milliardensubventionen investiert. Vieles davon floss in Akku-Projekte der Autoindustrie und von deren Partnern. Zu den größeren Empfängern gehörte die Tesla-Fabrik in Grünheide. Aber auch Sachsen bekam einen kleineren Teil der Fördergelder ab. Dazu gehörten Millionenzuschüsse für die Ultrakondensator-Fabrik von Skeleton Technologies in Großröhrsdorf bei Dresden und an die Fahrrad-Akku-Recycler von „Liofit“ in Kamenz.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, VDI/VDE Innovation + Technik, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt