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Dresdner Transporter-Leihdienst „Carl und Carla“ expandiert weiter

Fuhrpark-Leiter Richard Vetter (links) nimmt vor der VW-Manufaktur Dresden den 1000. Transporter entgegen. Foto: Heiko Weckbrodt

Fuhrpark-Leiter Richard Vetter (links) nimmt vor der VW-Manufaktur Dresden von Thomas Edig von Volkswagen Sachsen den 1000. Transporter entgegen. Foto: Heiko Weckbrodt

1000. Fahrzeug übernommen, weitere Städte für 2023 avisiert

Dresden, 15. Dezember 2022. Die Dresdner Transporter-Verleihfirma „Carl und Carla“ expandiert weiter in Deutschland, womöglich bald auch nach Österreich und in die Schweiz. Erstmals ist der Fuhrpark nun auf 1000 Kleinbusse und -transporter gewachsen. Mittlerweile ist das sächsische Unternehmen in 32 deutschen Städten und Regionen vertreten und für 2023 stehen Aachen, Bielefeld, Lübeck und Kassel als neue Standorte auf der Tagesordnung. „Unsere Planungen sehen vor, 2025 in allen 40 deutschen Ballungszentren mit mehr als 200.000 Einwohnern vertreten zu sein“, kündigte Mitgründer und Fuhrpark-Chef Richard Vetter an, als er heute den 1000. Kleintransporter in der gläsernen VW-Manufaktur in Dresden entgegennahm.

Reichweite mager, wenige Modelle: Erst 5 von 1000 Transportern elektrisch

Auch auf der Agenda: Vetter möchte die Flotte stärker als bisher elektrifizieren. Stromer machen nämlich erst ein halbes Prozent im Bestand aus. „Ich würde gerne mehr Elektrofahrzeuge einflotten“, betont Vetter. Doch bisher gebe es zu wenige Stromer-Modelle, die sich für die Carl-und-Carla-Kunden wirklich eignen: Der neue „Buzz“-Elektrobus von Volkswagen etwa hat zu wenige Sitze (wobei VW hier für die Zukunft Abhilfe versprochen hat), die Lieferzeiten für viele Stromer sind lang und die meisten elektrischen Kleintransporter auf dem Markt sind ohnehin nur umgebaute Verbrenner. Sie kommen dadurch nur auf Reichweiten, die sich allenfalls für innerstädtische Umzüge und Lieferungen eignen.

„Für einen Umzug nach Berlin reicht das nicht“

Die Abt-Elektrotransporter im Carl-und-Carla-Bestand sind de facto umgebaute T6-Transporter von Volkswagen und fahren selbst im Sommer mit einer Akku-Ladung nur etwa 110 Kilometer weit. „Für einen Umzug nach Berlin reicht das nicht“, weiß auch Vetter nur zu gut. Zwar seien die Stromer dennoch durchaus gefragt. Aber in der Praxis tun sich viele Kunden doch noch etwas schwer damit, verkanten beispielsweise die Staubschutzkappen am Ladestecker oder vergessen, an der Ladesäule den Stromfluss per Bezahlchipkarte zu aktivieren. Dennoch: Neben Flottenausbau und neuen Standorten steht das Thema „Elektrifizierung“ weiter ganz oben auf der Agenda.

Alles begann mit einem Studenten-Bulli

Angesichts der bescheidenen Anfänge gelten „Carl und Carla“ aber schon heute als eine Dresdner Erfolgsgeschichte. Die Anfänge reichen auf eine studentische Leihgruppe zurück, die ab 2011 einen VW-Bus T4 mal als Bus, mal als Transporter nutzte und verlieh. Daraus entstand 2013 „Carl und Carla“. Die spezialisierten sich auf den Kurzzeit-Verleih ihrer flexibel umbaubaren Kleinbusse und Transporter mit digitaler Fahrzeugübergabe.

Seit VW die junge Firma 2017 in seinen Dresdner Inkubator eingeladen hatte, sind die VW-Manufaktur und das Carsharing-Unternehmen partnerschaftlich verbunden: So kaufen Carl und Carla beispielsweise bis heute nur VW-Transporter und -Kleinbusse, dürfen aber auch für ihre Stromer die Ladesäulen an der Manufaktur nutzen.

100 Jobs geschaffen

Mittlerweile beschäftigen Carl und Carla über 100 Mitarbeiter in der Zentrale in Dresden und an den 31 weiteren Standorten. Neben Studenten gehören inzwischen auch andere Privatleute zu ihren Kunden. Unternehmenskunden buchen etwa jede fünfte Fahrt. Die ursprüngliche Idee, die Transporter wochentags an Handwerker und abends sowie am Wochenende als Partybusse oder Umzugstransporter an Studenten zu vermieten, hatte sich zwar nicht durchsetzen können. Auch brachen die Geschäfte mit Unternehmenskunden generell während der staatlichen Lockdowns in der Corona-Zeit drastisch ein.

Speditionen nutzen C&C-Transporter, um Online-Auftragsboom zu Weihnachten abzuarbeiten

„Inzwischen gewinnen wir aber wieder mehr gewerbliche Kunden“, berichtet Vetter. Darunter seien allerlei Dienstleister, vor allem aber Speditionen, die Auftragsspitzen mit den geliehen Transportern von „Carl und Carla“ abfangen. Dies hänge vor allem mit dem Aufschwung im Online-Handel zusammen. „Wenn Sie jetzt in der Weihnachtszeit ein Paket von einer der großen Speditionen bekommen, kann es gut sein, dass es von einem unserer Fahrzeuge transportiert worden ist.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Carl und Carla, VW, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt