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Dm plant in Sachsen in Lastenräder, Abholstationen und neue Märkte

Sollen bald auch in Dresden und Leipzig die Pakete von dm-Online-Bestellungen umweltfreundlich ausfahren: Expressliefer-Lastenfahrräder. Foto: Simon Koy für dm

Sollen bald auch in Dresden und Leipzig die Pakete von dm-Online-Bestellungen umweltfreundlich ausfahren: Expressliefer-Lastenfahrräder. Foto: Simon Koy für dm

Drogeriemarkt-Kette investiert fünf Millionen Euro im Freistaat

Dresden, 11. November 2022. Um Digitalisierung und Umweltschutz voranzutreiben, kauft die Drogeriemarkt-Kette „dm“ in Sachsen unter anderem Lastenräder für Expressauslieferungen und installiert weitere automatische Abholstationen. Außerdem will das Unternehmen vier neue Märkte an den ehemaligen Parklichtspielen auf dem Weißen Hirsch in Dresden sowie in Plauen, Reichenbach und Lauter-Bernsbach eröffnen. Vier weitere Filialen werden umgebaut – auch mit Blick auf einen geringeren Energieverbrauch. Dm investiert durch diese und weitere Projekte im Geschäftsjahr 2022/23 insgesamt fünf Millionen Euro – rund ein Viertel mehr als im nun abgelaufenen Geschäftsjahr. Das hat der Gebietsverantwortliche Gert Moßler angekündigt.

Online-Pakete per Radkurier

Vorgesehen sind demnach unter anderem automatische Abholstationen für online bestellte dm-Pakete in den Märkten im Seidnitz-Center, auf dem Schlesischen Platz und in der Centrum-Galerie. Bisher gibt es in Dresden erst eine solche Station im dm-Markt an der Großenhainer Straße.

Kunden können bald auch im Seidnitzer dm-Markt ihre Internet-Bestellungen selbst in einer neuen Abholstation abholen. Foto: Nora Laurie Lammers für dm

Kunden können bald auch im Seidnitzer dm-Markt ihre Internet-Bestellungen selbst in einer neuen Abholstation abholen. Foto: Nora Laurie Lammers für dm

Außerdem wird die Marktkette voraussichtlich in den nächsten ein bis zwei Jahren eine umweltfreundliche Expressauslieferung per Lastenfahrrad in Dresden und Leipzig aufbauen. Dabei liefern Fahrradkuriere Pakete aus dem dm-Internetladen binnen Stunden nach der Online-Bestellung aus. Bisher gibt es diesen Service bereits in Karlsruhe, München, Stuttgart, Frankfurt am Main, Düsseldorf und Berlin. Perspektivisch stehen solche Lastenräder für alle deutschen Großstädten auf der Agenda.

Dm-Manager: „Unsere Märkte erfüllen auch soziale Funktionen“

Installieren will das Drogerieunternehmen in seinen Märkten auch mehr und mehr Selbstverbucher-Kassen, ähnlich wie man sie bereits von Rewe und anderen Supermärkten kennt. Die möchte Moßler unter anderem beim Umbau der Dresdner dm-Filiale an der Bautzner Straße mit einrichten lassen. „Es wird aber auch weiter Kassen mit Menschen geben“, verspricht er. Denn auch wenn Kosten und und ein Teil der Kundennachfrage für Selbst-Scan-Kassen sprechen – andere Kunden wünschen sich eben doch eine echte Verkäuferin hinter der Kasse. „Das merken wir zum Beispiel deutlich in unserem Markt im ,SP1‘ am Straßburger Platz“, erklärt der Gebietsverantwortliche. „Dort nehmen wir eben in Kauf, dass der Personalbedarf im Markt eben größer ist.“ Denn dort in der Gegend leben besonders viele Senioren und Single – und für die ist der Einkauf manchmal die einzige Gelegenheit am Tag, mit jemandem zu reden. Und für diesen Klientel sind Selbstverbucher-Kassen eben überhaupt nicht interessant. „Unsere Märkte erfüllen insofern auch soziale Funktionen“, ist Moßler überzeugt. „Und ich denke, das wird noch zunehmen.“

Dm-Drogeriemarkt. Foto: dm

Dm-Drogeriemarkt. Foto: dm

Umsatz in Sachsen um neun Prozent gewachsen

Bisher hat sich die mehrgleisige Strategie – Digitalisierung und moderne Technik auf der einen Seite sowie großzügig dimensionierte Präsenzmärkte mit Wickeltischen, Spielecken, breiten Gängen etc. auf der anderen Seite – für dm in Sachsen auch recht gut ausgezahlt: Umsätze, Belegschaft und die Marktdichte wachsen seit Jahren zwar nicht gerade exponentiell, dafür aber stetig. So setzte dm im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 rund 282,8 Millionen Euro im Freistaat um. Das waren immerhin 9,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Belegschaft wuchs um knapp neun Prozent auf 1207 Menschen.

Immer schwerer, motivierte und ausbildungsfähige Azubis zu finden

Nur die Zahl der Lehrlinge ist geschrumpft. Das liege aber nicht an mangelndem Willen des Unternehmens, betonte Moßler. „Wir würden gerne noch viel mehr junge Menschen ausbilden. Aber es wird immer schwerer, geeignete Bewerber zu finden, die ausbildungsfähig und motiviert sind.“ Manchen Kandidaten mangele es an Antrieb, anderen an sozialen Umgangsformen, wieder andere haben Probleme, sich vernünftig auszudrücken oder zu rechnen.

Chinesische Touristen sind noch nicht zurückgekehrt

Weitere Bremsklötzer waren die Corona-Nachwirkungen und Lieferketten-Probleme: „In Dresden zum Beispiel hatten wir früher immer besonders viele chinesische und tschechische Touristen in unseren Märkten“, sagt der dm-Manager. Für die Kunden aus Fernost hatte dm bundesweit sogar die Möglichkeit geschaffen, Waren mit dem chinesischen Dienst „Alipay“ zu bezahlen. „Diese Touristen sind in dem Umfang noch nicht wieder zurückgekehrt.“ Das sei auch ein Grund, warum sich die Umsätze in Dresden nicht ganz so dynamisch wie in Leipzig entwickelt haben, wo diese Touristenumsätze seit jeher nicht so stark waren.

Inflation stärkt Eigenmarken

Zudem kämpft dm auch weiter darum, alle Regale so zu füllen wie früher üblich – wenn auch nicht ganz so stark wie mancher Supermarkt. „Früher hatte wie bei einem Sortiment von 13.000 Artikeln in einem Markt vielleicht 200, die nicht verfügbar waren. Inzwischen sind es eher 300 bis 400 fehlende Artikel.“ Dennoch haben Lieferschwierigkeiten und Inflation dm nicht ganz so stark getroffen wie manch anderen Einzelhändler. Zwar sei deutlich, dass die Kunden jeden Euro öfter umdrehen, bevor sie ihn ausgeben. „Aber bei uns hat das eher unsere Eigenmarken gestärkt, die werden jetzt mehr gekauft.“ Denn die sind preiswerter als ähnliche Markenprodukte.

Dm expandiert nach Polen

Bundesweit hat dm ebenfalls sehr solide Geschäftszahlen vorgelegt: Die Umsätze in Deutschland sind um 9,7 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro gestiegen. Die Auslandsumsätze legten sogar um 13,5 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro zu. Das lag aber teilweise auch am Expansionskurs des Unternehmens, das kürzlich beispielsweise erste Märkte in Polen eröffnet hatte. Der Marktanteil von „dm“ an allen verkauften Drogeriewaren in Deutschland stieg laut eigenen Angaben um 1,2 Prozentpunkte auf fast ein Viertel (24,8 Prozent). Zu den aktuellen Trendthemen gehören die erwähnten Selbstbedienungskassen und Lastenräder. Außerdem hat die Kette eine Art eigenes Netz-Verkaufsfernsehen unter dem Titel „dmLIVE“ in seiner App gestartet. In die Regale wandern zudem nun neue Produktlinien wie „Pro Climate“, die laut dm „umweltneutral“ sind. Auch kennzeichnet dm nun zahlreiche Kinderkleider mit QR-Codes, aus denen die Kunden die genauen Herkunftsländer und Lieferketten ablesen können. Als Beitrag zu ressourcensparendem Umweltschutz setzt das Unternehmen nun auch verstärkt sogenannte „Smartboxen“ statt Kartons für den Warentransport ein: Diese Kisten sind mit Funketiketten versehen, lassen sich dadurch nachverfolgen und sind vor allem als Mehrweg-Behälter ausgelegt.

Upcycling: Aus Abfall mache Duschgel

Neu ist außerdem eine weitere Kooperations-Marke „No Planet B“ ins dm-Sortiment gekommen, die dem sogenannten „Upcycling“ gewidmet ist. Dahinter steht die Idee der Gründer Jessie und Sebastian Wölke, Abfälle nicht nur wiederzuverwerten und dabei in Kauf zu nehmen, dass in jedem Zyklus immer einfachere Produkte daraus werden, sondern sie sogar zu höherwertigen Waren zu verarbeiten. Konkret haben die Wölkes Technologien entwickelt, mit denen zum Beispiel aus Grapefrucht-Schalen, Mini-Pfirsichen, Walnussresten und Kaffeeöl schließlich Duschgele oder Fest-Shampoos werden.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Interview Moßler, dm, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt