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Schimmelschutz von der Kreislauf-Pappel

"Pulp-Tec"-Pflanztöpfchen aus recycelter Pappe und beigemischten pilzhemmenden Substanzen aus Pappelrinde. Foto: Dendromass4Europe

„Pulp-Tec“-Pflanztöpfchen aus recycelter Pappe und beigemischten pilzhemmenden Substanzen aus Pappelrinde. Foto: Dendromass4Europe

TU Dresden koordiniert im „Dendromass4Europe“ neue Konzepte für eine Öko-Produktion mit schnellwachsenden Bäumen

Dresden, 1. November 2022. Mit Pappeln will das internationale „Dendromass4Europe“-Konsortium (D4EU) die Kreislaufwirtschaft in Europa ankurbeln – und dabei drei metaphorische Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die schnellwüchsigen Bäume ziehen Giftstoffe aus bisher brachen Böden, schützen Dielen und Pflanztöpfchen vor Schimmel und unterstützen deren ökologische Produktion. Das geht aus einer Mitteilung von Ressourcenökonomie-Professor Norbert Weber von der TU Dresden hervor, der das europäische Verbundprojekt koordiniert.

Fokus: Auch Rinde und Zweige verwerten, statt sie zu verbrennen

Die Partner aus acht Ländern haben sich dabei das Ziel gesteckt, möglichst viel vom Baum stofflich zu nutzen – auch Rinde und Zweige, die früher oft im Ofen landeten. Dafür haben die Ingenieure und Forscher seit 2017 neue, bio-basierte Produkte aus Pappeln entwickelt und dafür Pappeln auf Flächen angepflanzt, die sich vorher landwirtschaftlich nur schwer nutzen ließen.

Spritzgießmaschinen formen aus Pappelresten Pflanztöpfchen mit natürlicher Pilz-Abwehr

Die ersten Prototypen schlagen sich laut Prof. Weber schon recht erfolgreich: Ikea Industry Malacky in der Slowakei produziert mit einer Mischung aus Pappel- und Kiefernholz besonders leichte Möbelplatten, die sich laut den Projektpartnern auch besser anfühlen als normale Kiefernplatten. Die tschechische Firma „Terraineco“ testet einen Verbundstoff aus Kunststoff und gemahlenen Pappelresten aus Rinden und Zweigen, um daraus Terrassendielen und Zäune zu machen. Und das Verpackungsunternehmen „Pulp-Tec Compound“ aus Neustadt in Sachsen mischt gemahlene Pappelrinde einem speziellen Granulat bei, das sich in Spritzgießmaschinen verarbeiten lässt und mit denen der Betrieb beispielsweise Pflanztöpfchen herstellt. Nebeneffekt: Die natürlichen Schutzmechanismen der Pappel blockieren mindestens ein halbes Jahr lang Schimmelpilze.

Pappelplantage mit Mohnblumen und insektenfreundlicher Bodenvegetation, die für mehr Biovielfalt sorgt. Foto: Dendromass4Europe

Pappelplantage mit Mohnblumen und insektenfreundlicher Bodenvegetation, die für mehr Biovielfalt sorgt. Foto: Dendromass4Europe

1300 Hektar Pappelplantagen in der Slowakei angelegt

Auch auf den eigens für „Dendromass4Europe“ auf 1300 Hektar bewirtschafteten Pappel-Plantagen in der Slowakei zeichnet sich laut der TU Dresden „ein sehr positives Bild“ ab: „Die Plantagen fördern die Biodiversität und verbessern langfristig sogar die Bodenqualität, da Pappeln Giftstoffe aus dem Boden filtern und aus den im Herbst herabfallenden Blättern eine fruchtbare Humusschicht auf dem bislang marginalen Boden gebildet wird.“

„Bioökonomie, die diesen Namen auch verdient“

„Die Kombination mehrerer Wertschöpfungsketten auf der Basis von Pappelholz und Pappelrinde stellt einen wichtigen Beitrag in Richtung einer Bioökonomie dar, die diesen Namen auch verdient“, ziehen die „Dendromass4Europe“- Partner nun ihre Projekt-Bilanz. „Die weitere Verbreitung dieses in der Praxisreife angekommenen Modells einer nachhaltigeren, bio-basierten Rohstoffproduktion ist für die wachsende Unabhängigkeit der europäischen Wirtschaft von fossilen Rohstoffen wünschenswert.“

Quellen: TUD, Dendromass4Europe

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt