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„H2GO“: Fraunhofer arbeitet an Laster-Brennstoffzellen

Brennstoffzellen sollen an Bord von Lkws Wasserstoff in Strom umwandeln - und damit dann Elektromotoren antreiben. Grafik: Fraunhofer-IWU

Brennstoffzellen sollen an Bord von Lkws Wasserstoff in Strom umwandeln – und damit dann Elektromotoren antreiben. Grafik: Fraunhofer-IWU

Bund schießt 80 Millionen Euro für Vorhaben zu, IWU Chemnitz koordiniert Forschung

Chemnitz, 13. September 2022. Damit Schwerlaster künftig mit Öko-Wasserstoff statt Diesel auch weite Strecken zurücklegen können, haben sich 19 Fraunhofer-Institute zur Allianz „H2GO“ zusammengetan. Angeführt vom Chemnitzer Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) wollen sie gemeinsam eine neue Generation robuster und vergleichsweise billiger Lkw-Brennstoffzellen entwickeln und in der Speditionspraxis überführen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) bezuschusst dieses Vorhaben mit rund 80 Millionen Euro. Das geht aus einer gemeinsamen Mitteilung von IWU  und Verkehrsministerium hervor.

Prof. Reimund Neugebauer, der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, ist Dresden besonders verbunden: Ab 1975 hatte er an der TU Dresden Maschinenbau studiert. Es sei ihm daher eine besondere Freude gewesen, in der sächsischen Landeshauptstadt das neue Leistungszentrum für Nanoelektronik anzukündigen, sagt er. Foto: Axel Griesch, Fraunhofer

Reimund Neugebauer. Foto: Axel Griesch, Fraunhofer

Brennstoffzellen zur Massenproduktion führen

„H2Go wird einen entscheidenden Beitrag leisten, Brennstoffzellen wirtschaftlich und in industrieller Serie zu produzieren“, hat heute Fraunhofer-Präsident Reimund Neugebauer versprochen. „Dies wird uns nicht nur klimapolitisch einen wichtigen Schritt voranbringen, sondern die Brennstoffzellenproduktion zu einem zentralen Kompetenzfeld des Standorts Deutschland und Europa ausbauen.“ Und Minister Wissing hofft: „Das stärkt die Wettbewerbsfähigkeit unserer heimischen Industrie und leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, die Kosten für Wasserstofffahrzeuge im Schwerlastverkehr deutlich zu reduzieren.“

So soll der batterie-elektrische Laster "Semi Truck" von Tesla aussehen. Visualisierung: Tesla

So soll der batterie-elektrische Laster von Tesla aussehen. Visualisierung: Tesla

Strom oder Wasserstoff als Diesel-Allternative im Fernlastverkehr?

Bisher ist Diesel der einzige Kraftstoff, der sich rasch tanken lässt und mit dem Schwerlaster selbst Distanzen von über 1000 Kilometern rasch und relativ preiswert zurücklegen können. Elektro-Laster mit Akkus an Bord sind bisher ein Nischenphänomen geblieben: Das Nachladen dauert zu lange, die Reichweiten sind bescheiden, das Gewicht der Akkumulatoren ist immens. Wasserstoff dagegen lässt sich – im besten Falle – ähnlich schnell wie Diesel tanken und erlaubt auch vergleichbare Reichweiten. Brennstoffzellen sind bisher allerdings noch kompliziert und teuer. Zudem steht Wasserstoff in Deutschland auf absehbare Zeit nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung, um fossile Brenn- und Rohstoffe in Kraftwerken, Chemieindustrie, Stahlwerken, Transportwesen und anderen potenziellen Nutzern zu ersetzen.

Billigere Brennstoffzellen gefragt

Das Fraunhofer-Bündnis „H2GO“ widmet sich nun einem dieser Probleme: Im Fokus steht hier neue Designs und Produktionsmethoden, die die Preise für Brennstoffzellen im mobilen Einsatz deutlich senken und sie auch praxistauglicher machen. Mit virtuellen Fabriken und anderen digitalen Angeboten wollen die Fraunhofer-Forscher ihre Fortschritte dann interessierten Unternehmen maßgeschneidert zur Verfügung stellen.

Sieht aus wie eine Käsereibe, bildet stapelweise aber das Herzstück einer Brennstoffzelle: Fraunhofer Chemnitz kann Bipolarplatten inzwischen auch mit Wasserdruck und Prägewalzen herstellen. Foto: Fraunhofer IWU

Sieht aus wie eine Käsereibe, bildet stapelweise aber das Herzstück einer Brennstoffzelle: Fraunhofer Chemnitz kann Bipolarplatten inzwischen auch mit Wasserdruck und Prägewalzen herstellen. Foto: Fraunhofer IWU

In Chemnitz konzentrieren sich bereits seit einigen Jahren in zunehmendem Maße Entwicklungskapazitäten für Wasserstoff-Technologien. Dazu gehört neben den Aktivitäten im IWU und an der TU Chemnitz unter anderem das neue „Hydrogen Innovation Center“ (HIC).

Autor: hw

Quelle: FHG, BMDV, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt