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CUP hat Radiopharmaka-Labore in Radeberg ausgebaut

CUP-Chef Dirk Freitag-Stechl hat seine Labore in Radeberg ausgebaut. Foto: Heiko Weckbrodt

CUP-Chef Dirk Freitag-Stechl hat seine Labore in Radeberg ausgebaut. Foto: Heiko Weckbrodt

Nachfrage für strahlende Hilfe im Kampf gegen Krebs steigt

Radeberg, 6. September 2022. Weil die Nachfrage für strahlende Medizin gegen Krebs und andere Radiopharmaka stark steigt, hat Dirk Freitag-Stechl seine CUP-Laboratorien in Radeberg erneut ausgebaut: Für 4,4 Millionen Euro sind am Stadtrand Labore, Büros und Reinräume entstanden. In dem neuen Komplex untersucht das Unternehmen derartige Präparate unter kontrollierten Bedingungen im Kundenauftrag auf deren richtige Zusammensetzung und Sterilität.

Demografische und medizinische Trends sorgen für Wachstum

In Summe hat das Unternehmen damit bereits rund 7,5 Millionen Euro in den Standort gesteckt. Für CUP-Chef Freitag-Stechl sind das Investitionen in die Zukunft: „Die Radiopharmazeutika, auf die wir uns spezialisiert haben, bieten angesichts der demografischen Entwicklung und der neueren therapeutischen Trends in der Medizin noch viele Wachstumschancen“, meint der 47-Jährige. „Und speziell Sachsen ist in diesem Segment ein extrem starker Standort.“ Insofern rechne er mit einer weiter wachsenden Auftragslage: Eine Umsatz-Verdoppelung auf etwa neun Millionen Euro sei ein realistisches Ziel für die nächsten Jahre. Auch neue Jobs sollen entstehen: Derzeit haben die CUP-Laboratorien etwa 60 Beschäftigte. „Durch den Neubau haben wir inzwischen Platz für etwa 80 Leute.“

Ex-Robotronerin gründete Labor als Kellerfirma

Dabei hatte das Labor einmal ganz klein als Kellerfirma und Ein-Frau-Unternehmung nach der Wende angefangen. Die Vorgeschichte: Doris Freitag, die Mutter von Dirk Freitag-Stechl, hatte jahrelang das zentrale Analytiklabor von Robotron Elektronik in Radeberg geleitet. Als die Treuhand nach der Wende das Robotron-Computerkombinat zerlegte und dicht machte, hatte Doris Freitag die Wahl zwischen einer Perspektive als Hausfrau oder Selbstständige. Sie entschied sich fürs Unternehmerinnentum und gründete 1991 im Keller des Ullersdorfer Wohnhauses der Familie das „Chemische Labor für Umwelt- und Produktanalytik“ (CUP). Anfangs noch im Alleingang und später mit einer Handvoll Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erarbeitete sich Doris Freitag rasch einen guten Ruf mit anspruchsvollen Boden-, Abfall-, Wasser- und Abwasseranalysen für Industriekunden und Behörden. 1994 hatte das noch junge Labor bereits soviele Aufträge, dass die CUP sich in ein größeres Domizil in Bischofswerda einmietete.

Junior wollte zunächst lieber bei Henkel forschen

Dirk Freitag-Stechl beobachtete diese unternehmerischen Aktivitäten der Mutter damals eher aus der Distanz: „Als meine Mutter gründete, war ich 16“, erinnert er sich. „Ich konnte mir damals nicht vorstellen, die Firma mal zu übernehmen. Mein Traum war, in einem großen internationalen Unternehmen zu arbeiten.“ Und so studierte der Junior zunächst Chemie an der TU Dresden, promovierte dort auch und forschte im Anschluss an der Uni Florenz. Danach wechselte er in die Entwicklungsabteilung des deutschen Waschmittel- und Konsumgüterkonzerns „Henkel“ nach Düsseldorf. „Dort gefiel es mir eigentlich auch gut“, erzählt er. „Doch ich habe dort auch gemerkt, dass ich gerne selbst entscheide und eigenverantwortlich arbeite.“

Großaufträge lösten 2008 Standort-Wechsel aus

Derweil stand das Labor der Mutter 2008 vor dem nächsten Evolutionsschritt: Der Freistaat vergab an die CUP umfangreiche Trinkwasser-Untersuchungsaufträge. Außerdem hatte die Mutter ab 2001 mit Analysen für die Pharmabranche begonnen – und dieser Geschäftszweig entwickelte sich gerade ziemlich erfolgreich. „Auch wegen der zunehmenden Pharma-Aufträge wurde klar, dass das Unternehmen mehr Platz braucht“, erklärt Dirk Freitag-Stechl. Und so verließ er noch im selben Jahr Henkel, kehrte nach Sachsen zurück und übernahm den elterlichen Betrieb. Ein Jahr später konnte die „CUP Laboratorien Dr. Freitag GmbH“, wie das Unternehmen seit der Fusion mit einem vom Vater gegründeten Mikrobiologie-Institut hieß, bereits unter seiner Führung in einen eigenen neuen Laborkomplex in Radeberg umziehen.

Rein-Labore untersuchen Präparate auf Keime und andere Verunreinigungen

Dort gab nun bessere Möglichkeiten, unter kontrollierten Schutzbedingungen die pharmazeutischen Präparate der Kunden nach den höchsten Qualitätsansprüchen der Branche auf Keime, Verunreinigungen und die richtige Zusammensetzung zu untersuchen. In der Branche nennt sich dieser Standard „Good Manufacturing Practice“ (GMP) und ist ein wichtiger Türöffner für viele Pharmaaufträge. „Wir haben uns da mit Qualität und der Exzellenz unserer Mitarbeiter eine gute Position erabeitet“, ist Dirk Freitag-Stechl überzeugt.

Zielsuch-Strahler gegen Tumore

Vor allem ein spezieller Pharma-Geschäftszweig, der in Sachsen seit dem Bau des einstigen Forschungsreaktors in Dresden-Rossendorf eine lange Tradition hat, entwickelte sich sehr dynamisch: die Radiopharmaka. Diese schwach radioaktiven Präparaten setzen Ärzte zum Beispiel ein, um Krebsgeschwüre mit bildgebenden Verfahren besser zu erkennen.

Speziell designte Antikörper sollen dem Immunsystem im Kampf gegen Krebs und Corona auf die Sprünge helfen. Die Vision: Die künstlich hergestellten Proteine docken an die Oberfläche von Immunzellen an. Das andere Ende des Antikörpers bindet an die Krebs- oder Coronazellen und lenkt so die bis dahin untätigen Abwehrkräfte zum Tumor. Visualisierung: HZDR / Sahneweiß / Kjpargeter, Freepik

Gelten als Hoffnungsträger und Trendtechnologie in der Medizin: Speziell designte Suchzellen, die sich zielgerichtet an Tumore, Metastasen oder – wie hier im Bild – als Viren andocken und sie durch Strahlung oder kleine Medizinfrachten vernichten. Visualisierung: HZDR / Sahneweiß / Kjpargeter, Freepik

Eine wachsende Rolle in der modernen Medizin spielen inzwischen aber auch Radioliganden, die sich an Tumore und andere organische Strukturen anlagern und sie durch ihre kurzlebige Strahlung bekämpfen. Und eben diese neuen Therapieansätze spielen in der sächsischen Forschung und Medizin seit geraumer Zeit eine wachsende Rolle. Damit wachsen eben auch die Analyseaufträge für die CUP, die eigens dafür eine „Radioster“ genannte Testtechnologie in ihren Radeberger Reinräumen entwickelt hat.

Zwischen Radeberg und Rossendorf wächst ein „Radiopharmaceutical Valley Saxony“

Um sich nicht zu verzetteln, hat Dirk Freitag-Stechl allerdings inzwischen andere Geschäftszweige der Mutter wie die Umwelt- und Wasseranalytik komplett abgestoßen. Seit 2021 konzentriert sich das CUP ganz auf die Pharma-Aufträge. Mittlerweile kommen die Kunden für die Laboranalysen der Radeberger nicht mehr allein aus dem „Radiopharmaceutical Valley Saxony“, wie sich diese Spezialbranche hierzulande gerne nennt, sondern aus aller Welt. Von daher blickt der CUP-Chef optimistisch in die Zukunft: „Ich bin überzeugt, dass Auftragslabore wie unseres gute Perspektiven haben.“

Kurzüberblick:

  • Name: „CUP Laboratorien Dr. Freitag GmbH“
  • Geschäftsmodell: Auftragslabor für die Pharmabranche
  • Gründung: 1991
  • Belegschaft: ca. 60 Beschäftigte
  • Umsatz: 4,2 Millionen Euro (2021)
  • Hauptsitz: Radeberg, Carl-Eschenbach-Straße 7
  • Mehr Infos im Netz: cup-freitag.de

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: Vor-Ort-Besuch, Interview Freitag-Stechl

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt