Infineon und Delta unternehmen neuen Anlauf mit Siliziumkarbid, um bidirektionales Laden zu etablieren
München/Taipeh, 27. Juli 2022. Um Elektroautos effizienter als bisher als Notstromspeicher fürs Eigenheim einzusetzen, haben die Halbleiterkonzerne Infineon und Delta Electronics aus Deutschland und Taiwan gemeinsam ein bidirektionales Ladesystem auf Siliziumkarbid (SiC) entwickelt. Durch den modernen Verbindungshalbleiter halbieren sich laut Infineon die Energiewandelverluste beim zweiseitigen Laden gegenüber früheren Lösungen. Erreichbar seien Spitzenwirkungsgrade über 97,5 Prozent, teilten die Bayern mit.
100-kWh-Autoakku könnte Eigenheim zwei bis zehn Tage versorgen
Dabei geht der Münchner Konzern von folgendem Einsatzszenario aus: Ein Einfamilienhaus verbraucht durchschnittlich zehn bis 15 Kilowattstunden (kWh) Energie pro Tag. Eine voll geladene Autobatterie mit einer Kapazität von 30 bis 100 kWh könne somit theoretisch einige Tage als Notstromlösung überbrücken.
Konzept ist umstritten
Bidirektionales Laden bedeutet, dass eine Station einerseits den Akku eines Autos nachladen kann, zum Beispiel mit vergleichsweise billigen Solarstromspritzen, andererseits aber auch nachts, bei Windflauten oder hohen Netzpreisen den Billigstrom vom Tage aus dem Akku wieder zurück in den Haushalt transferieren kann. Zeitweise wurde dieses Konzept als Ausweg aus der deutschen Energiespeicher-Lücke gehandelt. Allerdings sind bisher viel zu wenige Elektroautos auf den Straßen, die bidirektionales Laden überhaupt unterstützen. Und außerdem fürchten viele E-Auto-Fahrer, dass sie durch zu häufige Lade- und Entladeprozesse ihren teuren Akku vorfristig altern lassen und ruinieren könnten. Daher ist das Konzept umstritten.
Infineon verspricht auch mehr Ladetempo
Infineon sieht allerdings große Perspektiven darin: „Mit unseren Lösungen für bidirektionales Laden kann das Elektroauto zuhause kostengünstig mit Solarstrom geladen werden und gleichermaßen als Pufferspeicher dienen“, erklärte Peter Wawer, der bei Infineon in München die Abteilung für industrielle Energiesteuerungen leitet. Auch die Baugröße von Ladestationen lasse sich durch den Einsatz von SiC-Leistungshalbleitern um etwa 30 Prozent verringern. Zudem verkürzen sich damit laut Infineon die Ladezeiten an Schnellladestationen und Wallboxen. Und Elektroautos könnten damit auf etwa fünf bis zehn Prozent mehr Reichweite kommen.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quelle: Infineon
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