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Dänenkrimi „Erwartung“ im Heimkino: Düsterer Neustart der Adler-Olsen-Filmreihe

Bandenchef Zola (Zdenek Godla) nimmt Kommissar Carl Mørck (Ulrich Thomsen) als Geisel. Szenenfoto: Koch-Film

Bandenchef Zola (Zdenek Godla) nimmt Kommissar Carl Mørck (Ulrich Thomsen) als Geisel. Szenenfoto: Koch-Film

Im „Marco-Effekt“ ermittelt nun Ulrich Thomsen statt Nikolaj Lie Kaas als Kommissar Mørck

Korruption bis in die höchsten Kreise, Auftragsmörderbanden und Entwicklungshilfebetrug stehen im Mittelpunkt der jüngsten Verfilmung der „Dezernat Q“-Krimis von Jussi Adler-Olsen. „Erwartung – Der Marco-Effekt“ erscheint Ende Juli 2022 fürs Heimkino und wartet mit einem komplett ausgetauschten Schauspieler-Ensemble aus: Statt Nikolaj Lie Kaas mimt nun – sehr gekonnt – Ulrich Thomsen („Das Fest“) den schrulligen Kommissar Carl Mørck. Auch Assad, Rose, und all die anderen Akteure aus der dänischen Kripo hat Regisseur Martin Zandvliet neu besetzt.

Werbefilm von Koch-Film:

Die Geschichte: Teenager rührt Uralt-Fall um verschwundenen Ministerialermittler wieder auf

Die dänische Transportpolizei schnappt den 14-jährigen Marco aus einem Zug. Der junge Sinti-Roma hat eine Seite aus dem Pass des verschollenen Beamten Stark bei sich. Der hatte vor Jahren wegen Entwicklungshilfe-Betrug in Afrika ermittelt, wurde dann plötzlich als Pädophiler denunziert und verschwand von einem Tag auf den anderen. Kommissar Mørck und sein auf „kalte“ uraltfälle spezialisiertes Team merken bei ihren Ermittlungen recht rasch, dass ihnen da jemand „von ganz oben“ ständig Knüppel zwischen die Beine wirft und offensichtlich beste Kontakte zu gewalttätigen Sinti-und-Roma-Banden hat…

Mørck wieder herrlich schrullig

All dies setzt Martin Zandvliet schön düster in Szene und lässt seinen Hauptdarsteller Thomsen dabei die verschrobenen Seiten des Carl Mørck neu ausloten. Der einstige Dogma-Pionier kommt an den misanthropisch-kantigen Altpolizisten, wie ihn Adler-Olsen ursprünglich in seinen Krimis skizziert hatte, doch wieder näher heran als die zwar ebenfalls starke, zuletzt aber etwas gutmenschliche Interpretation durch Nikolaj Lie Kaas.

Marco flieht vor einer Bande, zu der auch sein Vater gehört. Szenenfoto: Koch Film

Marco flieht vor einer Bande, zu der auch sein Vater gehört. Szenenfoto: Koch-Film

An das neue Ensemble und den veränderten erzählerischen und visuellen Stil muss man sich zwar erst mal gewöhnen. Doch recht rasch vermag diese Neuinterpretation mit ihren introvertiert-dunklen Akzenten auf ihre ganz eigene Art zu fesseln – mehr vielleicht sogar als die Romanvorlage, die sich seinerzeit etwas auf zu viele Themen zerfasert hatte. Leider allerdings bietet die Bluray über Werbe-Trailer hinaus kein weiteres Bonusmaterial. Hier hätte man sich doch mal eine Doku gewünscht, in der die Gründe für den neue Ausrichtung der Filmreihe diskutiert werden.

Bluray-Hülle von „Erwartung - Der Marco-Effekt“. Foto: Koch-Film

Bluray-Hülle von „Erwartung – Der Marco-Effekt“. Foto: Koch-Film

Kurzüberblick

  • Filmtitel: „Erwartung – Der Marco-Effekt“
  • Genre: Thriller / Krimi
  • Regie: Martin Zandvliet
  • Darsteller:Ulrich Thomsen, Zaki Youssef, Sofie Torp, Anders Matthesen, Lobas Olàh u.a.
  • Altersfreigabe: FSK 16
  • Produktionsland und -jahr: Dänemark 2021
  • Deutsche Heimkino-Veröffentlichung: Koch-Film, Videostrom ab 28. Juli 2022, BD/DVD ab 25. August 2022
  • Laufzeit: 125 Minuten
  • Sprachen: Deutsch, Dänisch
  • Untertitel: Dänisch
  • Boni: Trailer
  • Preis: Videostrom zwölf Euro, Bluray 18 Euro, DVD 14 Euro

Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt