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Energie für Messtechnik per Licht statt Strom

Die Lumiloop-Geschäftsführer Samuel Hildebrandt (links) und Eike Suthau mit ihrer Messtechnik für elektromagnetische Felder. Die kleinen "Golfbälle" auf dem Tisch enthalten Antennen, die einerseits Störfelder von außen, anderseits aber auch die von neuen Autos, Haushaltsgeräten oder Smartphones abgestrahlen Felder ermitteln können. Foto: Heiko Weckbrodt

Die Lumiloop-Geschäftsführer Samuel Hildebrandt (links) und Eike Suthau mit ihrer Messtechnik für elektromagnetische Felder. Foto: Heiko Weckbrodt

Lumiloop verdoppelt Produktionskapazität in Dresden

Dresden, 2. Juni 2022. Angesichts steigender Nachfrage nach Störfeld-Messtechnik aus Dresden hat die TU-Ausgründung „Lumiloop“ hat ihre Entwicklungs- und Produktionskapazitäten in der sächsischen Landeshauptstadt auf rund 500 Quadratmeter verdoppelt. Das haben heute die Geschäftsführer Eike Suthau und Samuel Hildebrandt im Technologiezentrum Dresden mitgeteilt. Außerdem habe das Unternehmen eine Messkammer für Kalibrierungszwecke gebaut sowie neue Geräte angeschafft und verstärke auch seine bisher 15-köpfige Belegschaft.

Blick in die Messkammer mit ihren Stacheln, die elektromagnetische Strahlen streuen und schlucken. Foto: Heiko Weckbrodt

Blick in die Messkammer mit ihren Stacheln, die elektromagnetische Strahlen streuen und schlucken. Foto: Heiko Weckbrodt

Sparkassentochter investiert über eine halbe Million Euro

Das Wachstumskapital dafür hat der Messtechnik-Hersteller von der „SIB Innovations- und Beteiligungsgesellschaft“ aus Dresden bekommen. Die Sparkassen-Tochter beteiligt sich mit einem – nicht genau bezifferten – „hohen sechsstelligen Betrag“ am Lumiloop. „Uns haben das technologische Konzept, die Top-Mitarbeiter im Team und das Marktpotenzial überzeugt“, erklärte SIB-Chef Christian Müller.

Die kleinen "Golfbälle" enthalten Antennen, die einerseits Störfelder von außen, anderseits aber auch die von neuen Autos, Haushaltsgeräten oder Smartphones abgestrahlen Felder ermitteln können. Foto: Heiko Weckbrodt

Die kleinen „Golfbälle“ enthalten Antennen, die einerseits Störfelder von außen, anderseits aber auch die von neuen Autos, Haushaltsgeräten oder Smartphones abgestrahlen Felder ermitteln können. Foto: Heiko Weckbrodt

Schon ein Kupferkabel würde Messung kaputtmachen

Das Geschäftsmodell des Unternehmens beruht auf einer optoenergetischen Technik, die das Gründerteam an der TU Dresden entwickelt und sich damit 2015 selbstständig gemacht hat. Diese Messgeräte bestehen aus golfballgroßen Kunststoffkugeln mit je sechs Empfangsantennen darin. Die können jegliche elektromagnetische Strahlung zwischen zehn und etwa 40 Milliarden Hertz besonders rasch entdecken und deren Sendeleistung ermitteln. Gekoppelt ist dieser Antennenball mit einer stromsparenden Auswerteelektronik. Der besondere Clou bei der Dresdnern ist aber die flexibel regelbare Energieversorgung für diese Apparatur: Die bekommt nämlich ihren „Saft“ in Form von energiereichem Licht, das Laser durch Glasfasern zum „Golfball“ pumpen. Denn die klassische Lösung per Stromkabel verbietet sich hier: Die Messanforderungen sind mittlerweile so hoch, dass selbst eine Kupferleitung für die elektrische Versorgung die Ergebnisse grob verfälschen würde.

Durch adaptive Energieversorgung soll Technik fünfmal so lange halten

Zudem zieht das System immer nur so viel Leistung, wie für die aktuelle Messung wirklich nötig ist. „Würden wir den Laser die ganze Zeit mit Vollleistung laufen lassen, würde er beizeiten aussteigen“, erklärt Samuel Hildbrandt. Durch die adaptive Energieversorgung von Lumiloop verlängere sich die Lebensdauer dieser Kernkomponenten auf das Fünffache, zudem werde auch vergleichsweise wenig Energie als Abwärme verplempert. Von den Regelkreisen für das energiereiche Licht leitet sich übrigens auch der Firmenname ab: „Lumi“ steht für das lateinische „Licht“ und der englische „Loop“ für die Regelschleifen.

Triebfedern im Automobilbau

Die Kunden für die Dresdner Messtechnik sind unter anderem Autobauer, Haushaltsgeräte-Produzenten und Speziallabor, die darauf spezialisiert sind, die „elektromagnetische Verträglichkeit“ (EMV) neuer Fahrzeuge, Maschinen und Geräte zu untersuchen. Triebfedern für das Wachstum sind insbesondere die Trends hin zu Stromern und selbstfahrenden Autos. Wegen der steigenden Nachfrage rechnet Hildbrandt damit, dass sich die Belegschaft in den nächsten zehn Jahren auf bis zu 100 Beschäftigte erhöhen kann – wenn es gelingt, für die Lumiloop-Messtechnik auch neue Geschäftsfelder in der Solar-, Windkraft- und Umspanntechnik zu erschließen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Lumiloop, SIB

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt