Monate: Juni 2022

Ein Fraunhofer-Forscher installiert eine verschränkte Photonenpaarquelle im Applikationszentrum für Quantenkommunikation am Fraunhofer-EAS, das wiederum zum Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) gehört. Foto: Blend3 Frank Grätz für das Fraunhofer-IIS/EAS

Dresdner EAS-Elektroniker stürzen sich auf Quanten, KI und schlaue Sensoren

27 Millionen Euro teurer Neubau eröffnet Fraunhofer neue Forschungsmöglichkeiten in der Mikroelektronik Dresden, 30. Juni 2022. Quantenkommunikation, kognitive Sensorik und der Entwurf komplexer mikroelektronischer Systeme gehören zu den neuen Aufgaben, die die Elektronikforscher vom Fraunhofer-Institutsteil für die „Entwicklung Adaptiver Systeme“ (EAS) in ihren neuen Forschungsgebäude in Dresden bearbeiten wollen. Auch Künstliche Intelligenz (KI), Roboter- und Autoelektronik, besonders zuverlässige Schaltkreise und sogenannte Chiplets, in denen verschiedene Schaltkreise auf kleinstem Raum zusammengefügt werden, stehen hier auf der wissenschaftlichen Agenda. „Wir haben hier ganz neue neue Möglichkeiten für die mikroelektronische Forschung bekommen“, sagte EAS-Chef Dr. Peter Schneider zur heutigen Einweihungsfeier.

Ging zwar nie in Serie, viele seiner Technologien flossen aber in spätere Serienfahrzeuge ein: Das InEco-Elektroauto vom ILK der TU Dresden. Foto (bearbeitet, freigestellt): Heiko Weckbrodt

Leichtbau soll Welt wieder ins Gleichgewicht bringen

300 Experten diskutieren in Dresden über Neutralleichtbau und verwandte Ökotechnologien Dresden, 30. Juni 2022. Wie Leichtbau dabei helfen kann, natürliche Ressourcen zu schonen, die Umwelt zu schützen und eine Kreislaufwirtschaft aufzubauen, diskutieren rund 300 Experten aus Forschung und Wirtschaft ab heute beim „Internationalen Dresdner Leichtbausymposium“ unter dem Jahresmotto „Neutralleichtbau – Wege zur Welt im Gleichgewicht“. Veranstalter sind das „Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik“ (ILK) der TU Dresden und der „Akademische Club Leichtbau“ der Uni.

Die Roboter-Punklady Hellga Tarr. Foto: Heiko Weckbrodt

„Magic Machines“: Roboter-Punklady und Horoskope aus dem Nadeldrucker

Sonderschau in den Technischen Sammlungen Dresden untersucht die immer neu verschwimmende Grenze zwischen Technologie und Magie Dresden, 29. Juni 2022. „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden“, schrieb der Schriftsteller Arthur C. Clarke vor 60 Jahren – und prägte damit eines der einflussreichsten Bonmots im Science-Fiction-Genre. An dieser Idee hangelt sich auch die neue Sonderausstellung in den „Technischen Sammlungen Dresden“ (TSD) entlang: „Magic Machines“ nähert sich auf künstlerischem Wege der Frage, wo Technologie im Magie umschlägt und zeichnet nach, wie die Menschheit seit Äonen versucht, Magisches technologisch nachzubauen. Zu sehen und erleben sind hier punkrockende Roboter-Gitarristinnen, horoskopische Nadeldrucker, eine künstliche Todesklaue und ein Dutzend weitere zauberhafte Maschinen.

First Sensor in Dresden: First Sensor Microelectronic Packaging GmbH Reinraum. Foto: Foto: First Sensor

Kehrt die Chip-Endmontage nach Europa zurück?

Für Silicon Saxony steht das nicht oben auf der Wunschliste – doch die EU drängt wegen Lieferkettenkrise und technologischer Souveränität neuerdings darauf Dresden, 29. Juni 2022. Angesichts der anhaltenden Störungen in den globalen Lieferketten bemüht sich die sächsische Halbleiterindustrie verstärkt um europäische Quellen für Chemikalien und andere Zulieferungen. Die Chip-Endmontage – also das andere Ende der Wertschöpfungskette – wieder nach Deutschland und Europa zurückzuholen, steht allerdings „nicht ganz oben auf der Liste“, betonte Yvonne Keil, die die Materialbeschaffung in der Dresdner Chipfabrik von „Globalfoundries“ leitet und zugleich Vorständin im sächsischen Branchenverband „Silicon Saxony“ (Silsax) tätig ist.

Die Ökonomen haben ihre Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft weiter herunterkorrigiert. Grafik: Heiko Weckbrodt

Ifo Dresden: Sachsen Wirtschaft wächst nur um 1,8 %

Post-Corona-Aufschwung erneut wegen Krieg verschoben Dresden, 28. Juni 2022. Die sächsische Wirtschaft wächst in diesem Jahr voraussichtlich nur um 1,8 Prozent. Das hat das Ifo-Institut in Dresden heute vorausgesagt. Damit fällt der Zuwachs im Freistaat laut Prognose deutlich schwächer aus als in ganz Deutschland, für das die Ifo-Forscher von 2,5 Prozent Wachstum ausgehen – nach mehreren Abwärtskorrekturen ihrer ursprünglich viel optimistischeren Voraussagen.

Ein Psiquantum-Wafer in der Globalfoundries-Produktion. Foto: Globalfoundries

73.000 Jobs am Mikroelektronik-Standort Sachsen

Hightech-Branche sorgt sich aber um Fachkräftemangel, Gasprobleme und zähen Fördergeldfluss Dresden, 28. Juni 2022. Der wachsende Fachkräftemangel, die unsichere Gasversorgung und die lahme Vergabe versprochener Fördergelder machen den Chipfabriken, Softwareschmieden und verwandten Hightech-Branchen im „Silicon Saxony“ Sorgen. Denn der Hochtechnologie-Standort legt auch in pandemischen Zeiten zu: Mitte 2021 haben die rund 2600 Hightech-Betriebe im Dreieck Dresden – Freiberg – Chemnitz bereits rund 73.000 Menschen beschäftigt und damit 3,6 Prozent mehr als zwei Jahre zuvor. Der Gesamtumsatz lag zuletzt bei rund 16 Milliarden Euro. Das hat der Verband „Silicon Saxony“ (Silsax) heute während seines Branchentreffens „Silicon Saxony Day 2022“ mitgeteilt.

Blick ins Ozeanum Stralsund. Foto: Heiko Weckbrodt

Ozeaneum-Besucher steuern mit Gesten virtuellen Pinguin

Fraunhofer-Photoniker aus Dresden setzen dafür Mikro-Ultraschallerzeuger ein Dresden/Stralsund, 28. Juni 2022. Stralsund-Besucher können künftig im Meeresmuseum „Ozeaneum“ einem virtuellen Pinguin mit bloßen 3D-Gesten helfen, sein Küken zu füttern. Möglich macht dies eine ultraschall-basierte Gestensteuerung aus dem Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme (IPMS), die auch in dezent ausgeleuchteten Museen funktioniert. Das haben das IPMS und das Ozeaneum nun mitgeteilt.

Organische Bipolartransistoren können auf flexiblen elektronischen Elementen auch anspruchsvolle Aufgaben der Datenverarbeitung und -Übertragung übernehmen, wie hier für Elektrokardiogramm-Daten. Grafik: Jakob Lindenthal für die TUD

Dresdner Physiker bringen organische Elektronik auf Gigahertz-Tempo

Vertikale Bauweise bringt bipolare Tranisitoren auf Kohlenstoffbasis auf Trab Dresden, 27. Juni 2022. Schlaue Heilpflaster, organische Hirnimplantate und aufrollbare Bildschirme mit flexibler Steuerelektronik rücken nun doch in greifbare Nähe: Physikern der Uni Dresden haben einen Minischalter aus organischen Stoffen generiert, der auf Milliarden von Schaltvorgängen pro Sekunde kommt. Das hat die TU Dresden mitgeteilt. Bisher waren solche bipolaren Gigahertz-Transistoren nur mit Silizium oder anderen starren Materialien herstellbar. Für ihren Durchbruch setzten die Dresdner auf eine senkrechte Dünnschichtbauweise ihrer organischen Transistoren.

Krebspatienten profitieren in Dresden von einer hochgenauen Planung der Protonentherapie. Wissenschaftler nutzen hierfür die Vorteile einer innovativen Bildgebungsmethode. Quelle: NCT Dresden/ Philip Benjamin, OncoRay

Protonenkanone gegen Krebs bekommt „Echtzeit-Auge“

Oncoray Dresden will mit Partnern aus Belgien und Schweden im „Protonart“-Verbund die Teilchentherapie präziser machen Dresden, 27. Juni 2022. Um besonders heimtückische, tiefsitzende Tumore im Gehirn oder im Bauch zu bekämpfen, setzen Mediziner gerne Protonenstrahlen ein – wenn sie einen der noch recht teuren Protonenbeschleuniger zur Hand haben: Anders als Röntgen- oder Gammastrahlen setzen nämlich diese auf hohe Geschwindigkeiten beschleunigten Kernteilchen ihre Energie ziemlich genau im Krebsgeschwür frei, ohne das gesunde Gewerbe dahinter mit zu zerstören. Mediziner und Physiker aus Sachsen, Schweden und Belgien haben nun mit „Protonart“ ein Konsortium gegründet, das die Protonentherapie echtzeitfähig und auf eine Stufe heben soll. Das geht aus einer Mitteilung des Dresdner Strahlenforschungszentrums „Oncoray“ und der TU Dresden hervor.

So etwa soll die Traudl-App aussehen- Bildschirmfoto von „Feel:neo“-Präsentation

Traudl-App gegen die Trauer-App

„Feel:neo“-Team arbeitet in Dresden an einem digitalen Kummer-Helfer für Jugendliche Dresden, 25. Juni 2022. Wir es womöglich mit digitaler Hilfe künftig leichter, um einen geliebten Menschen, um einen Verlust oder eine Trennung zu trauern? Wer mit dem Smartphone und sogenannten sozialen Netzwerken aufgewachsen ist, für den mag das kein so abwegiger Gedanke sein. Deshalb entwickelt die studentische Ausgründung „Feel:neo“ derzeit in Dresden mit „Traudl“ eine Trauer-App.

Prozessor von Texas Instruments. Visualisierung.: TI

Markt für Analogelektronik wächst um 30 %

Texas Instruments behauptet sich als Marktführer Scottsdale, 24. Juni 2022. Mit analogen Umsätzen von 14,1 Milliarden US-Dollar (13,5 Milliarden Euro) und einem Marktanteil von 19 % hat „Texas Instruments“ seinen festen Platz als weltweit führender Anbieter von analogen Geräten im Jahr 2021 behauptet. Das hat das Marktanalyse-Unternehmen „IC Insights“ aus Scottsdale in den USA eingeschätzt. Und über mangelnde Nachfrage können sich die Texaner, die unter anderem viele Automobil-Halbleiter herstellen, nicht beklagen: Im Vergleich zum Vorjahr legten ihre Umsätze mit analoger Elektronik um 29 Prozent zu.

Die TU-Ausgründung Anybrid hat Roboter im Leichtbau-Validierungszentrum Leiv in Dresden mit ihren mobilen Spritzgießmaschinen ausgestattet. Die C-förmigen roten Spritzgießer sind besonders leicht konstruiert. Foto: Heiko Weckbrodt

Autofabrik-Roboter lernt spritzgießen

Dresdner Uni-Ausgründung baut mobile Mini-Spritzgießmaschine, die sich direkt an Roboterarme andocken lässt Dresden, 23. Juni 2022. Klassische Spritzgießanlagen mögen unermüdliche Maschinen sein, die Kunststoffbauteile aller Art in Tausender-, ja Millionenstückzahlen herstellen. Allerdings sind sie meist schwer und sperrig und lassen sich daher zum Beispiel nicht organisch in die schnell getakteten Produktionslinen der Autofabriken integrieren. Eine noch junge Ausgründung des Dresdner Leichtbauinstituts ILK schickt sich aber an, das zu ändern: Das vierköpfige „Anybrid“-Team um Dr. Michael Krahl hat eine mobile Spritzgießmaschine entwickelt, die so leicht ist, dass sie sich sogar an einen Roboterarm direkt anmontieren lässt.

Neurotransistoren können sich wie die Neuronen im menschlichen Gehirn immer wieder umprogrammieren und neu vernetzen, um zu lernen. Grafik: TUD

Fraunhofer Dresden plant Pilotlinien für Neuro- und Quantenchips

Neues Forschungszentrum Cachs greift Ferroelektrik-Speichertechnologie der TU Dresden auf Dresden, 22. Juni 2022. Um die Grenzen der heutigen Mikroelektronik über die klassische Digitalcomputertechnik hinauszuschieben, wollen die Fraunhofer-Forscher im neuen Mikroelektronik-Forschungszentrum „Center for Advanced CMOS & Heterointegration Saxony“ (Cachs) in Dresden unter anderem Pilotlinien für neuromorphe und für Quanten-Chips aufbauen. Das haben die Cachs-Forscher Dr. Benjamin Lilienthal-Uhlig und Dr. Frank Windrich angekündigt.

Sensorfolie von den Organikelektronik-Spezialisten aus Dresden. Foto: Flexora

Sensorfolien für ein langes Maschinenleben

Mit Flexora, Credoxys und Beeoled hat das Dresdner Physikinstitut von Karl Leo schon wieder drei neue Hightech-Firmen ausgegründet Dresden, 21. Juni 2022. Das Institut für angewandte Physik (IAP) der TU Dresden bleibt seinem Ruf als besonders aktive Forschungs- und Gründungsschmiede treu: Erneut haben sich dort drei Hightech-Firmen ausgegründet beziehungsweise befinden sich gerade im Gründungsprozess. Das hat Institutsdirektor Prof. Karl Leo auf Oiger-Anfrage mitgeteilt. Konkret handelt es sich um die Unternehmen Flexora, Credoxys und Beeoled.

Werbefoto für den Wartburg 311-2 aus dem Karosseriewerk Dresden. Repro aus: Brandes: „Gläser Karosserie Dresden“

Edelschmiede Gläser baute in Dresden erst Kutschen, dann Cabrios

Das Buch „Gläser Karosserie Dresden“ wartet mit einer unglaublichen Fülle an Informationen und Abbildungen auf. Die Wege des Herrn sind unergründlich, heißt es bekanntlich. Das ist auch in der Autowelt so. Carl Heinrich Gläser beispielsweise begann als Kutschenbauer in Dresden, sattelte dann auf Automobilkarosserien von hervorragender Qualität um. Mitten in der Weltwirtschaftskrise von 1929 stieg er zum führenden deutschen Anbieter von Cabriolet-Karosserien auf – mit einem Ruf, der weit über die Grenzen Sachsens hinaus reichte. Wie Michael Brandes in seinem unter Mitwirkung von Peter Kirchberg und Christian Suhr verfassten Band „Gläser Karosserie Dresden“ vermittelt, vereinte Gläser zwei scheinbar unvereinbare Firmenkonzepte unter einer Marke: Lieferant von Serienkarosserien für alle namhaften deutschen Automobilbauer und zugleich Edelschmiede von Luxuskarosserien in Einzelanfertigung. „Aber alle hatten eines gemeinsam: Den hohen gestalterischen wie Qualitätsanspruch.“