Immer mehr Bauern setzen auf Digitaltechnologien
Berlin, 12. Mai 2022. Beim Stichwort „Digitalisierung“ denken viele zuerst an Online-Handel, Industrieautomatisierung oder den Bankensektor. Tatsächlich aber sind auch in der Landwirtschaft moderne Digitaltechnologien weit verbreitet: Jeder fünfte Bauer lässt seine Felder beispielsweise von Drohnen abfliegen, jeder siebte Landwirt setzt schon Künstliche Intelligenzen (KI) oder verwandte Datenanalysetechniken ein. Computergestütztes Herden-Management, intelligente Fütterungssysteme und GPS-gesteuerte Landmaschinen sind bereits im breiten Einsatz. Das haben Umfragen unter 500 Landwirten im Auftrag des deutschen Digitalwirtschaftsverbandes „Bitkom“ ergeben.
Bauern sollen gleichzeitig Erträge steigern, Umwelt schützen und Chemieeinsatz mindern
Und es hat gute Gründe, dass die Bauern beizeiten auf moderne Technologien setzen. Denn der internationale Wettbewerb im Agrarsektor ist hart, die Dürren der letzten Zeit haben die Ernteerträge gedrückt und auch die Zielvorgaben, die Natur und Gesellschaft an die Bauern herantragen, divergieren teils deutlich: „Die Landwirtschaft steht vor einer riesigen Herausforderung“, betonte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Sie muss gleichzeitig Erträge steigern, den Einsatz von Chemikalien senken, Umwelt und Klima schonen und gesunde Lebensmittel für eine stark wachsende Weltbevölkerung produzieren. Ein solcher Spagat lässt sich nur mit Digitalisierung schaffen.“
KI kann komplexe Agrarprozesse durchleuchten
Hinzu kommt: Anders als in Industriefabriken mit ihren künstlich geschaffenen Produktionsumgebungen können die Bauern nur bedingt beeinflussen, ob der Weizen wächst und die Kuh gesund bleibt. „Landwirtschaftliche Produktionsprozesse sind von vielen Umwelt- und Klimafaktoren beeinflusst und haben immer mit Naturstoffen zu tun“, erklärte Prof. Till Meinel vom Institut für Bau- und Landmaschinentechnik, der in Personalunion auch Vizepräsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) ist. „Dies prädestiniert sie zum Einsatz digitaler Methoden auf der Basis von Künstlicher Intelligenz und Big Data.“
Hohe Anschaffungskosten und lahmendes Internet auf dem Dorf
Allerdings meinen 83 Prozent der befragten Landwirte, dass die hohen Investitionskosten die Digitalisierung der Landwirtschaft am stärksten ausbremsen. 54 Prozent beklagen eine unzureichende Internetversorgung in ihrer Region. 46 Prozent sehen insgesamt auch die mangelnde Digitalkompetenz auf den Höfen als Hemmnis für die Digitalisierung.
Bitkom sieht Schlüssel in der Präzisionslandwirtschaft
Auf der Wunschliste der Agrarbetriebe an die Politiker stehen daher unter anderem geförderte Weiterbildungs- und Beratungsangeboten für Bauern, der Aufbau einer zentralen Agrarplattform für das Datenmanagement sowie freie Zugänge zu Geo-, Betriebsmittel- und Wetterdaten aus. „Zu den wichtigsten politischen Maßnahmen aus Sicht der Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland zählen zudem ein besserer Mobilfunk- und Breitbandausbau im ländlichen Raum (96 Prozent) sowie Fördergelder für digitale Anschaffungen (80 Prozent)“, berichtete der Bitkom. „Insbesondere die Präzisionslandwirtschaft sollte aus Sicht des Bitkom als nachhaltige Maßnahme im Rahmen der der europäischen Agrarförderung in den Betrieben gefördert werden.“
Sachsen experimentieren mit neuer Stufe der Agrar-Digitalisierung
Auch in Sachsen entwickelt Forscher und Landwirte seit geraumer Zeit gemeinsam neue Konzepte für die Landwirtschaft und das Leben auf dem Dorf. Dazu gehören Projekte wie „Feldschwarm“, die auf hochautomatisierte und autonome Feldmaschinen zielen, Gartenroboter wie der Elwobot der TU, Experimente mit einer neuen Stufe der Präzisionslandwirtschaft mit dem Mobilfunk der 5. Generation, aber auch Ansätze, um 5G für eine Belebung des Dorflebens einzusetzen. Dafür haben die Sachsen eigens ein 5G-Testfeld rings um das Lehr- und Versuchsgut Köllitsch zwischen Lommatzsch und Nossen eingerichtet. Beteiligt sind hier unter anderem die TU Dresden mit ihrem 5G Lab, das Fraunhofer-Verkehrsinstitut IVI und das Fraunhofer-Keramikinstitut IKTS.
Quellen: Bitkom, Oiger-Archiv, TH Köln, DLG
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