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Erschnüffelt das Smartphones bald nahende Grippe, Krebs und Diabetes?

Elektronische Nasen sollen künftig an Körpergerüchen Krankheiten frühzeitig erkennen, die ein Mensch ausbrütet. Foto: Antonie Bierling für die TUD

Elektronische Nasen sollen künftig an Körpergerüchen Krankheiten frühzeitig erkennen, die ein Mensch ausbrütet. Foto: Antonie Bierling für die TUD

Dresdner Forscher arbeiten an elektronischen Nasen

Dresden, 26. April 2022. Kann in Zukunft unser Smartphone erschnüffeln, wenn wir eine Grippe ausbrüten? Und kann der Kühlschrank bald automatisch erriechen, wenn die Butter ranzig zu werden droht? Möglich machen sollen dies künstliche Nasen, an denen Nanotech-Professor Gianaurelio Cuniberti und Riechexperte Prof. Thomas Hummel an der TU Dresden gemeinsam mit Kollegen aus Jena, Jerusalem und Tampere arbeiten.

Professor Gianaurelio Cuniberti von der TU Dresden zeigt seine künstliche Nase (de noch schrumpfen soll). Foto: Heiko Weckbrodt

Professor Gianaurelio Cuniberti von der TU Dresden zeigt seine künstliche Nase. Foto: Heiko Weckbrodt

Sachsen, Israeli und Finnen kooperieren für Projekt „Smellodi“

Die Sachsen, Israeli und Finnen wollen bis 2025 den Maschinen beibringen, menschliche Körpergerüche zu erkennen und daraus lauernde Krankheiten zu diagnostizieren. Außerdem sollen ihre elektronische Nasen olfaktorisch kranken Menschen in Form von Implantaten den Geruchssinn zurückgeben. Die Forscher haben ihr Projekt „Smart Electronic Olfaction for Body Odor Diagnostics“ (Smellodi) genannt und bekommen dafür knapp drei Millionen Euro von der EU, teilte die federführende Technische Universität Dresden (TUD) mit.

Prof. Cuniberti erklärt die
Smellodi-Herausforderungen
(Video: TUD):

E-Nasen sollen Früh-Diagnose auf eine neue Stufe heben

„Die Digitalisierung von Gerüchen ist leider nicht so einfach wie die Digitalisierung des Sichtbaren“, betonte Prof. Cuniberti. Angesichts der komplexen Aufgabe habe er ein Team zusammengestellt, das auch viel Kompetenz in Künstlicher Intelligenz (KI) vereine. Die Mission dahinter sei sehr ambitioniert: Smollodi werde die Überwachung von Industrieprozessen, die nicht-invasive Krankheitsdiagnose und auch gesundheitliche Prävention völlig umkrempeln.

Riechmodell, KI und Nanoröhrchen

Um den E-Nasen beizubringen, ähnlich oder gar besser wie ein Mensch zu schnüffeln, wollen die Partner unter anderem ein mathematisches Riechmodell entwickeln, dass ähnlich den Farbmodellen für die Farbdarstellung auf Computerbildschirmen und -druckern das gesamte olfaktorische Spektrum definieren kann. Als Hardware setzen die Wissenschaftler auf Nanoröhrchen, die mit Computerchips gekoppelt werden. Maschinelles Lernen und andere KI-Methoden soll den Maschinen dann helfen, sich in der betörend-verstörenden Welt der Gerüche zurechtzufinden.

"Smell Inspektor" hat das Team aus Dresden und Freital die künstlichen Nasen genannt. Hier ein Blick ins Innenleben. Foto: Smartnanotubes Technologies

„Smell Inspektor“ hat das Team aus Dresden und Freital ihre ersten künstlichen Nasen genannt. Hier ein Blick ins Innenleben. Foto: Smartnanotubes Technologies

TU-Ausgründung übernimmt Kommerzialisierung

In einer Vorstufe hatten Prof. Cuniberti und sein Team bereits an E-Nasen gearbeitet, die Corona-Infektionen in einem Menschen erschnüffeln. Das nun gestartete Projekt ist deutlich breiter angelegt. Beteiligt sind neben der federführenden TU Dresden die Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Hebräische Universität Jerusalem, die Universität Tampere aus Finnland sowie die TU-Ausgründung „Smartnanotubes Technologies GmbH“ in Freital.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: TUD, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt