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Handprothesen aus dem 3D-Drucker

Als weltweit erstem Unternehmen ist es laut eigenen Angaben der Dresdner Firma "Stamos + Braun Prothesenwerk" gelungen, hochtemperaturvernetzende medizinische Silikone mit einem 3D-Drucker zu verarbeiten. Damit fertigen die Handwerker besonders leichte und täuschend echt wirkende Prothesen für Hände, Füße und dergleichen mehr. Foto: Stamos + Braun

Als weltweit erstem Unternehmen ist es laut eigenen Angaben der Dresdner Firma „Stamos + Braun Prothesenwerk“ gelungen, hochtemperaturvernetzende medizinische Silikone mit einem 3D-Drucker zu verarbeiten. Damit fertigen die Handwerker besonders leichte und täuschend echt wirkende Prothesen für Hände, Füße und dergleichen mehr. Foto: Stamos + Braun

Handwerker tauschen in Wackerbarth ihre Erfahrungen mit der Digitalisierung aus

Radebeul/Dresden, 11. April 2022. Wie weit moderne digitale Technologien und traditionelles Handwerk verschmelzen können, beweist Christoph Braun und Alex Stamos tagtäglich in ihrem Orthopädietechnik-Unternehmen „Stamos + Braun“ in Dresden-Johannstadt: Mit 3D-Druckern und digitalen Vermessungsmethoden erzeugen sie hier Prothesen von Fingern, ganzen Händen, Füßen und Beinen, die täuscht echt wirken.

„Grenzen zwischen ,künstlich’ und ,real’ verschwimmen“

„Wir arbeiten an der vordersten Front der Produktion von Gliedmaßen, wo die Grenzen zwischen ,künstlich’ und ,real’ verschwimmen“, schätzt Geschäftsführer und Silikontechniker Alex Stamos ein, der das Unternehmen gemeinsam mit Orthopädietechnikermeister Christoph Braun im Januar 2014 gegründet hat – inzwischen hat der Betrieb bereits 18 Mitarbeiter. Jede Prothese, die die Dresdner Manufaktur verlässt, sei ein kleines Kunstwerk. „Dabei werden die erhaltenen Gliedmaßen als Vorbild für die Farbe und Form genommen“, betont Orthopädietechnikermeister Christoph Braun.

Saudis wollen farbechte Prothesen

Zuletzt hatten die Handwerker gemeinsam mit der TU Dresden auch an Methoden gearbeitet, möglichst farbechte Prothesen herzustellen. Freilich seien das der Technik auch Grenzen gesetzt, erklärte der Meister. „Wenn Sie jemandem die Hand drücken, sieht die Hand anders aus, als wenn man loslässt“, nennt er ein Beispiel. Insofern könne eine Prothese immer nur die Momentaufnahme einer Hautfarbe wiedergeben. Dennoch sei die Farbabstimmung der neuen Prothesen deutlich besser als das, was sonst auf dem Markt erhältlich ist. „Einer unserer Hauptmärkte ist Saudi-Arabien – und dort ist dieser Punkt den Kunden besonders wichtig.“

Orthopädietechnikmeister Christoph Braun. Foto: Samos + Braun

Orthopädietechnikmeister Christoph Braun. Foto: Samos + Braun

Für besonderes Aufsehen haben die individuell gefertigten Silikonprothesen von „Stamos und Braun“ gesorgt: Den Dresdner ist es als weltweit ersten gelungen, spezielle medizinische Silikone bei hohen Temperaturen im 3D-Drucker zu verarbeiten. Dadurch können sie hochwertige Prothesen ohne größere Materialverluste im additiv-generativen Verfahren herstellen. Die so erzeugten künstlichen Gliedmaßen sind bis zu 40 Prozent leichter als herkömmliche Prothesen.

Freistaat und Handelsschule wollen auf Konferenz neue Werke fürs Handwerk aufzeigen

Während einer Konferenz der Plattform „Zukunftsland Sachsen“ Am 13. April 2022 im Schloss Wackerbarth in Radebeul will Christoph Braun seine Erfahrungen mit anderen Meister und Gesellen nun teilen. Unter dem Motto „Wie Digitalisierung dem sächsischen Handwerk hilft“ wollen haben der Freistaat Sachsen und die Handelshochschule Leipzig (HHL) dort Experten aus ganz verschiedenen Zünften zusammengetrommelt, damit sie ihre Praxiserfahrungen teilen.

Zimmermeister Dirk Weihmann aus Oberlungwitz zum Beispiel wird erzählen, wie er 3D-Scanner, Punktwolken und Holzbausoftware einsetzt, um maßgeschneiderte Holzarbeiten für seine Kunden zu fertigen. 2023 will er auch einen Online-Konfigurator auf dieser Basis scharfschalten. Andere wie der Maler Stefan Eike berichten über digitale Methoden bei der Wohnungsmodernisierung.

Steinmetz Sven Schubert. Foto: Heiko Weckbrodt

Steinmetz Sven Schubert. Foto: Heiko Weckbrodt

Auch Roboter, Drohnen und CNC-Zentren ziehen längst ins Handwerk ein

Neben den Betrieben, die während der Konferenz vorgestellt werden, gibt es inzwischen viele weitere Handwerksunternehmen, die digitale Technologien einsetzen. Steinmetz Sven Schubert aus Dresden beispielsweise setzt Roboter für die Routinearbeiten am Stein ein. Steffen Fritzsche verwendet in seiner Werkzeugbaufirma „MX3 GmbH“ in Radeburg hochautomatisierte CNC-Zentren. Andreas Kannegießer lässt in seiner „Keramik Saxonia Feinsteinzeug Manufaktur“ Tassenhenkel durch Roboter ansetzen. Viele Dachdecker setzen inzwischen Drohnen für die Dachinspektion ein, selbst kobotische Bäckergesellen gibt es inzwischen schon.

Timon Hitz von Wandelbots lernt im IoT-Labor vom Smart Systems Hub einen Roboter an, Teiglinge auf ein Blech zu sortieren. Foto: Heiko Weckbrodt

Timon Hitz von Wandelbots lernt im IoT-Labor vom Smart Systems Hub einen Roboter an, Teiglinge auf ein Blech zu sortieren. Foto: Heiko Weckbrodt

-> Weitere Beispiele für Robotik im Handwerk hat die Handwerkskammer Dresden hier im Internet zusammengetragen.

-> Weitere Informationen zur Konferenz und die Anmelde-Maske finden sich hier im Netz.

Autor: hw

Quellen: Zukunftsland Sachsen, WFS, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt