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Dynamische Haltestellen für Sammeltaxis gefordert

Die Sammeltaxibusse mit dynamischen Haltestellen (unten) sollen effizienter als bisherige Sammeltaxis fahren. Grafik: Cfaed

Die Sammeltaxibusse mit dynamischen Haltestellen (unten) sollen effizienter als bisherige Sammeltaxis fahren. Grafik: Cfaed

Dresdner Forscherin: Wenn Nutzer ein Stück laufen, machen sie das ganze System effizienter

Dresden, 10. März 2022. Eine Kombination aus Sammel-Taxibussen und dynamisch wechselnden Haltestellen-Netzen könnte die Effizienz von Sammeltaxis erhöhen und die dabei erzielten Fahrzeiten verkürzen. Dafür plädieren Charlotte Lotze, Philip Marszal, Malte Schröder und Marc Timme vom Dresdner Zentrum für fortgeschrittene Elektronik (Cfaed) in einem gemeinsamen Aufsatz „Dynamic stop pooling for flexible and sustainable ride sharing“.

Das Pooling-Konzept
im Video (cfaed):

Stadtverkehr soll umweltfreundlicher werden

Diese Mischform aus Bus-, Straßenbahn und Taxissystem könnte womöglich die Popularität der bisher wenig beliebten Sammeltaxis erhöhen. Dahinter steht letztlich die Idee, mit geteilter Mobilität die ökologische Bilanz des Stadtverkehrs zu verbessern, wenn Menschen mehr Strecken mit dem Sammeltaxi als mit dem eigenen Auto zurücklegen.

Geteilte Taxisfahrten oft mit längeren Warte- und Reisezeiten verbunden

Bisher funktionieren Sammeltaxis meist so: Per App melden Fahrgäste ihren Bedarf an einem Taxi an, das sie zum Beispiel von daheim zu ihrer Arbeitsstelle bringt. Um die Auslastung des Fahrzeugs zu erhöhen, sammelt der Betreiber solche Anfragen an bestimmten Orten und schickt dann das Taxis los, um die Kunden nacheinander abzuholen und ebenfalls nacheinander an ihren Zielorten abzuladen. Im Vergleich zu normalen Taxis soll dies billiger und vor allem umweltfreundlicher funktionieren, bringt allerdings oft auch längere Warte- und Fahrzeiten als mit dem eigenen Auto mit sich. Zudem gibt es da auch ein Henne-Ei-Problem: Oft finden Sammeltaxis wegen ihres zu kleinen Kundenstammes gar nicht genug Fahrgäste pro Fahrt, sondern sind doch wieder nur mit einem Passagier unterwegs – und können dann weder ihre ökologischen Vorteile ausspielen noch an Popularität gewinnen. Zudem spielt auch ein Flottendilemma eine Rolle: Sind viele Sammeltaxis und viele Nutzer unterwegs, verkürzen sich statistisch die Reisezeiten für die Fahrgäste – doch große Flotten kosten eben auch mehr Geld.

Weniger Zwischenstopps für Sammeltaxis erhofft

Das Cfaed-Team schlägt daher vor, ein „Dynamic Stop Pooling“ genanntes System bedarfsabhängig wechselnder Zentralhaltstellen zu schaffen, an denen die Sammeltaxis ihre Passagiere abholen. „Die Busse fahren direktere Wege und müssen seltener halten“, wirbt Erstautorin Charlotte Lotze für diese Lösung. „Das Besondere ist, dass Haltepunkte dynamisch entsprechend der aktuellen Anfragen zusammengelegt werden, sodass die Fahrtrouten der Busse flexibel bleiben.“ Durch diese Lösung würde sich die Zahl der Zwischenstopps und damit die durchschnittlichen Fahrzeiten pro Passagier verringern. Allerdings hieße das dann eben auch, dass die Nutzer nicht von ihren eigentlichen Ausgangspunkten zu ihren konkreten Zielpunkten gefahren werden, sondern erst mal zur nächsten dynamischen Sammelhaltestelle laufen müssen – ähnlich wie bei Bussen und Straßenbahnen. Unterm Strich hält Netzwerkdynamik-Professor Marc Timme dieses Konzept für vielversprechend: „Das dynamische Zusammenlegen von Haltepunkten ermöglicht daher einen effizienteren und nachhaltigeren Service mit weniger Fahrzeugen, ohne dass die Nutzerinnen längere Wegezeiten einplanen müssen.“

Autor: hw

Quelle: Cfaed / TU Dresden

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt