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Uni Freiberg: 2050 dominiert Mittelmeer-Klima die Sommer in Deutschland

Die Deutschen sollten schon mal anfangen, ihre Städte so umzugestalten, dass sie auf mehr heiße Sommer mit Hitzespitzen wie in Südeuropa - hier eine Aufnahme mit schattenspendenden Bäumen in Cordoba - vorbereitet sind. Junge Meteorologen sagen für die Jahre um 2050 in Mitteleuropa typisches Mittelmeerklima voraus. Foto: Heiko Weckbrodt

Die Deutschen sollten schon mal anfangen, ihre Städte so umzugestalten, dass sie auf mehr heiße Sommer mit Hitzespitzen wie in Südeuropa – hier eine Aufnahme mit schattenspendenden Bäumen in Cordoba – vorbereitet sind. Junge Meteorologen sagen für die Jahre um 2050 in Mitteleuropa typisches Mittelmeerklima voraus. Foto: Heiko Weckbrodt

Mitteleuropäer sollten sich an neues Klima anpassen

Freiberg/Toulouse, 1. Februar 2022. In Deutschland und ganz Mitteleuropa wird sich das Klima in den kommenden Dekaden weiter in Richtung Mittelmeer-Klima verschieben – mit mehr heißen Sommertagen und Hitzewellen, aber weniger Feuchtigkeit im Sommer. Das haben Simulationen von Nachwuchsforschern und -forscherinnen aus Sachsen und Frankreich ergeben. Das geht aus einer Mitteilung der Bergakademie Freiberg hervor, die gemeinsam mit dem „Nationalen Zentrum für meteorologische Forschung“ in Toulouse und dem französischen Wetterdienst „Météo-France“ an der Studie beteiligt war.

Studie stützt sich auf Wetterdaten seit 1900

Die jungen Meteorologen und Ökologen hatten sich dafür am EU-finanzierten Projekt „Climate Advanced Forecasting of sub-seasonal Extremes“ (Cafe) beteiligt. Für ihre Prognose stützten sie sich auf historische Wetterdaten seit 1900. Daraus leiteten sie die Wahrscheinlichkeiten ab, mit der sich bis zur Mitte der 21. Jahrhunderts bestimmte typische Großwetterlagen häufen werden.

Prognose: Ostwinde tragen mehr Hitze nach Mitteleuropa, ausgleichende Westwinde flauen ab

„Unter der Annahme eines Worst-Case-Szenarios der globalen Erwärmung ist es sehr wahrscheinlich, dass sich die Häufigkeit der 11 Muster, die wir aus den Daten der Vergangenheit ermittelt haben, in etwa 30 Jahren ändern wird“, schätzte Erstautor Pedro Lormendez ein. Demnach könnten in dieser Zeitspanne beispielsweise Drucksysteme, die für Ostwinde verantwortlich sind und für heißere Sommertage über Mitteleuropa sorgen, häufiger auftreten, während Westwinde, die dem europäischen Kontinent milde Temperaturen und Feuchtigkeit bringen, seltener werden könnten.

Studie soll Voraussage von Hitzewellen verbessern

„Insgesamt ergeben die veränderten Muster, wie wir sie in der Studie berechnet haben, ein Szenario, in dem das zukünftige Klima Mitteleuropas dem des heutigen Mittelmeerraums ähnelt“, erklärte Geoökologie-Professor Jörg Matschullat von der TU Bergakademie Freiberg. Letztlich könnten die erarbeiteten Klimaprognosen dabei helfen, Hitzewellen und andere Wetterereignisse künftig besser vorauszusagen. Auch könnten die Mitteleuropäer besser mögliche Maßnahmen planen, um sich auf das verändernde Klima einzustellen. „Deshalb wollen wir in einem nächsten Schritt die Analyse der Trends auf extreme Wetterereignisse wie Dürre oder Starkregen anwenden“, kündigte Pedro Lormendez an.

Quelle: Bergakademie Freiberg

Wissenschaftliche Publikation:

Pedro Herrera‐Lormendez, Nikolaos Mastrantonas, Hervé Douville, Andreas Hoy, Jörg Matschullat: Synoptic circulation changes over Central Europe from 1900 to 2100: Reanalyses and Coupled Model Intercomparison Project phase 6, International Journal of Climatology. https://doi.org/10.1002/joc.7481

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt