Freistaat will sich als Ausrüster profilieren und per Windkraftausbau zum H2-Großproduzent werden
Dresden, 18. Januar 2022. Das sächsische Kabinett hat heute in Dresden eine eigene Wasserstoffstrategie für den Freistaat gebilligt. Demnach soll sich Sachsen nicht nur als Hersteller von Elektrolyseuren, Brennstoffzellen und anderen Anlagen für die Wasserstoffwirtschaft profilieren, sondern auch die eigene Wasserstoff-Produktion ausbauen und dafür wiederum vor allem die Windkraft-Stromerzeugung ausbauen. Das geht aus einer Mitteilung des sächsischen Umweltministeriums hervor.
H2-Kompetenzstelle und Lockerung bei Windrad-Abstandsregeln geplant
Insgesamt umfasst die Strategie sieben Handlungsfelder mit 24 Einzelvorhaben. Dazu gehört beispielsweise der Aufbau einer sächsischen Kompetenzstelle für Wasserstoff (KH2). Außerdem will die Regierung die Regeln für die Mindestabstände zwischen Windrädern und Wohnhäusern lockern und den Kommunen dabei mehr freie Hand bei Einzelentscheidungen einräumen.
Umweltschutz und eigene Wertschöpfungskette als Ziele
Die Wasserstoffstrategie ist ein weiterer Meilenstein der sächsischen Energie-, Klima- und Industriepolitik“, betonte Umweltminister Wolfram Günther (Bündnisgrüne). Der Aufbau einer starken Wasserstoffwirtschaft unterstützte den Strukturwandel und helfe dem Freistaat, die Pariser Klimaschutzziele zu schaffen. Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) wiederum will möglichst viele Glieder der Wertschöpfungskette für die Wasserstoffwirtschaft in Sachsen konzentrieren und sieht darin „ein hohes Kompensationspotenzial für die im Strukturwandel rückläufigen Industrien“. Und Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) ergänzte: „Sachsen kann sich hier in den nächsten Jahren einen echten Technologie-Vorsprung erarbeiten.“
Branchenverbände begrüßen Strategie
In einer ersten Reaktion begrüßten die Branchenverbände „Energy Saxony“ aus Dresden und „HZwo“ aus Chemnitz die Strategie. Allerdings sei es wichtig, die Pläne weiter zu konkretisieren und rasch mit der Umsetzung zu beginnen. „Die Ziele und Maßnahmen der sächsischen Wasserstoffstrategie sind richtig gewählt und decken sich insgesamt mit unseren eigenen“, kommentierte HZwo-Geschäftsführer Karl Lötsch. „Zur schnellen Umsetzung fehlen allerdings noch Zielmarken, Meilensteine und einige Programme.“ Ähnlich sieht das „Energy Saxony“-Geschäftsführer Lukas Rohleder: „Die in der Strategie festgelegten Maßnahmen müssen nun zügig umgesetzt werden“, forderte er. „Dazu zählt auch die dringend benötigte Kompetenzstelle Wasserstoff (KH2) zur Beschleunigung des Markthochlauf und der Stärkung der wissenschaftlichen Expertise.“
In H2-Forschung und Ausrüstungsbau hat Sachsen schon ein solides Fundament
In puncto Forschung und Ausrüstungen hat Sachsen in den vergangenen Jahren bereits ein solides Fundament für eine wachsende Wasserstoffwirtschaft gelegt: Unternehmen wie Sunfire und Linde können Groß-Elektrolyseure für die Wasserstoff-Erzeugung bauen, auch beherrschen mehrere Betriebe die Brennstoffzellen-Fertigung. Zahlreiche Forschungseinrichtungen wie die Unis Chemnitz und Dresden, mehrere Fraunhoferinstitute und andere Akteure arbeiten an besseren Brennstoffzellen und Elektrolyseuren, einer automatisierten und damit preiswerteren Fertigung, an Komponenten für Wasserstoff-Fahrzeugen und dergleichen mehr. Um allerdings Wasserstoff in größeren Mengen mit Ökostrom zu erzeugen, dafür fehlen dem Freistaat noch viele Voraussetzungen, zum Beispiel betriebsbereite Groß-Elektrolyseure, ausreichend Ökostrom sowie eine geeignete Verteil- und Speicherinfrastruktur. Auch die Kopplung zwischen elektrischen, thermischen und mobilen Anwendungen sowie die Massenproduktion von synthetischen Kraftstoff auf Wasserstoffbasis stecken vielerorts noch im Pilotstadium.
Zudem ist abzuwarten, inwieweit sich die Beteuerungen der Berliner Ampel und der sächsischen Regierung erfüllen, alle früheren Konflikte um Anwohnerinteressen und Tierschutz rund um Windkrafträder würden sich nun wie von selbst verflüchtigen.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: SMUL, Energy Saxony, Hzwo, Oiger-Archiv
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