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John Deere stellt autonomen Traktor vor

In der Landwirtschaft 4.0 vernetzen sich die Feldmaschinen - die Rolle des Menschen in dieser neuen Agrarwelt ist noch unklar. Foto: John Deere

In der Landwirtschaft 4.0 vernetzen sich die Feldmaschinen – die Rolle des Menschen in dieser neuen Agrarwelt ist noch unklar. Foto: John Deere

Feldmaschine soll sich selbstständig auf dem Acker orientieren und arbeiten

Moline, 9. Januar 2021. „John Deere“ hat einen Traktor vorgestellt, der Felder vollautomatisch und autonom bestellen kann. Das geht aus einer Mitteilung des in aus Moline ansässigen US-Landmaschinenkonzerns hervor.

Neuronale Netze, Stereokameras und Geozäune

Die Landmaschinen orientiert sich mit sechs Stereokameras und dem Satellitenortungssystem GPS auf dem Acker. Die Datenauswertung übernimmt eine künstliches neuronales Netz. Als Korrekturmechanismus spannt das System außerdem einem virtuellen Geo-Zaun rings um das Feld auf, mit dem der Traktor seine relative Position bis auf 2,5 Zentimeter genau bestimmen kann. Der Bauer kann das System auf einem mobilen Bildschirm bei Bedarf fernsteuern und überwachen. Der autonome Traktor braucht nur alle acht bis zehn Stunden einen Tankstopp, aber ansonsten keine Pause, betonte der US-Konzern.

Werbevideo von John Deere
für den autonomen Traktor

Ernteroboter konnten sich bisher nicht durchsetzen

In der Vergangenheit hatte es schon wiederholt Ansätze gegeben, vollständig selbstständig agierende Feldmaschinen zu bauen. Auch in Sachsen arbeitet ein Konsortium aus Instituten und Unternehmen derzeit an einem teils autonom, teils menschengesteuerten Feld-Schwarm aus Ernterobotern, Drohnen und anderen Akteuren. Erste Muster sind auch schon fahrfähig. Autonome Traktoren konnten sich bisher aber nicht auf dem Markt durchsetzen. Gründe dafür liegen einerseits in der komplexen, anspruchsvollen Technik, anderseits aber auch – dem Vernehmen nach – am Widerstand vieler Bauern, denen es einfach Spaß macht, selbst „Trecker“ zu fahren.

Die Visualisierung zeigt, wie Feldschwärme künftig die Äcker bestellen sollen. Visualisierung: TU Dresden TD/AST

Die Visualisierung zeigt, wie Feldschwärme künftig die Äcker bestellen sollen. Visualisierung: TU Dresden TD/AST

Höhere Erträge und geringere Umweltbelastung durch Ernteroboter erwartet

Allerdings arbeiten moderne Feldmaschinen auch heute schon hochautomatisiert, sind mit zahlreichen Sensoren ausgestattet und teils auch per Datenfunk vernetzt. Der evolutionäre Schritt hin zu autonomen Traktoren, Mähdreschern und dergleichen dürfte daher nur noch eine Frage der Zeit sein. Zudem rechnen viele Agrarforscher damit, dass sich durch derartige „Landwirtschaft 4.0“-Ansätze die Bodenerträge erhöhen. Zudem könnten solche mit Sensoren und „Künstlicher Intelligenz“ gespickten Ernteroboter durch gezielteren, sparsameren Düngereinsatz auch Boden und Umwelt schonen.

Starkes Wachstum für Agrarrobotik erwartet

Die Marktforscher von „IDTechEx“ rechnen damit, dass der Markt für Agrarroboter in den nächsten zehn Jahren – also bis 2032 – etwa ein Volumen von 7,88 Milliarden Dollar (6,94 Milliarden Euro) erreichen wird. Das entspricht einem jährlichen durchschnittlichen Wachstum um 13 Prozent. „In den letzten Jahren sind landwirtschaftliche Arbeitskräfte stetig teurer und knapper geworden, insbesondere nach den Grenzschließungen und Reisebeschränkungen für Arbeitnehmer im Zuge der COVID-19-Pandemie, die die Margen der Landwirte weiter drücken und die Ernährungssicherheit weltweit bedrohen“, argumentieren die IDTechEx-Analysten Michael Dent und Yulin Wang. „Automatisierung könnte helfen, dies zu mildern. In den letzten zehn Jahren haben Fortschritte in der Robotertechnologie und der künstlichen Intelligenz (KI) den Einsatz von Landwirtschaftsrobotern zu einer immer praktikableren Option gemacht.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: John Deere, Electric Vehicles Research, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt