Langlebig und rostfrei: Leichtbauwerk soll Umweltbilanz im Brückenbau stark verbessern
Dresden/Wurschen, 22. Dezember 2021. Sachsen hat heute seine erste Straßenbrücke aus dem neuen Leichtbausmaterial Carbonbeton freigegeben. Das hat das sächsische Wirtschaftsministerium mitgeteilt. Die Brücke ersetzt ein Stahlbetonbauwerk aus dem Jahr 1934, das früher das Kuppritzer Wasser bei Wurschen im Landkreis Bautzen überspannt hatte. Der vor allem an der TU Dresden entwickelte Carbonbeton soll für eine rostfreie Brücke mit sehr hoher Lebensdauer sorgen, Material sparen und zu einem umweltbewussten neuen Bauen beitragen.
Wirtschaftsministerium sieht großes Potenzial für den innovativen Baustoff
„Carbonbeton ist ein sehr innovativer Baustoff mit einem großen Anwendungspotenzial im Bauwesen“, argumentierte der sächsische Wirtschafts- und Verkehrsminister Martin Dulig (SPD). „Deshalb freut es mich sehr, dass wir im Rahmen dieses Pilotprojektes die Möglichkeiten einer neuen Bauweise in der Praxis und unter wissenschaftlicher Begleitung erproben konnten.“ Die Erkenntnisse sollen in künftige Bauprojekte einfließen.
Mit Kohlefaser-Stäben statt Stahl bewehrt
Carbonbeton ist mit Netzen, Matten oder Stäben aus Kohlenstofffasern statt Stahl bewehrt. Damit errichtete Häuser und Brücken kommen mit geringeren Wand- und Bodendicken aus, sollen deutlich leichter und langlebiger sein als klassische Betonbauwerke, den Ressourceneinsatz verringern und die Kohlendioxid-Bilanz der Bauwirtschaft deutlich verbessern. Das Dresdner TU-Institut für Massivbau hatte das Leichtbaumaterial über Jahre hinweg mit Partnern aus Forschung und Wirtschaft entwickelt. Seit 2014 kümmert sich der Verband „Carbon Concrete Composite“ (C3) um die Weitentwicklung und Kommerzialisierung dieser Technologie. Die Partner gehen davon aus, dass sich durch ihren Leichtbaustoff eine Materialersparnis um bis zu 80 Prozent erreichen lässt. Der Energiebedarf und CO2-Ausstoß halbiere sich beim Einsatz von Carbonbeton im Vergleich zu Stahlbeton.
1. Carbonhaus entsteht derzeit in Dresden
Eingebaut wurde das neue Material bereits an mehreren Stellen, beispielsweise für die Sanierung des Beyerbaus der TU Dresden, die Verbreiterung der Carolabrücke in Dresden, die Eingangsfassade am Zoo Leipzig. Auch entsteht derzeit mit dem „Cube“ derzeit in Dresden das weltweit erste vollständige Carbonhaus.
Bewährungsprobe in der Königsdisziplin
Die Wurschenbrücke für die Staatsstraße 111 in Ostsachsen ist nun aber die erste komplette Straßenbrücke aus Carbonbeton. Der 650.000 Euro teure Ersatzneubau ist für Autos und Laster bis 40 Tonnen ausgelegt. „Brückenbau gehört zu der Königsdisziplin im Bauingenieurwesen“, betonte C3-Chef Frank Schladitz. „An diesem Beispiel zeigen wir eindrucksvoll, dass Carbonbeton diese Disziplin nicht nur bestens beherrscht, sondern zudem einen wesentlichen Beitrag zum klimaneutralen, wartungsarmen und nachhaltigen Bauen leistet.“
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: SMWA, C3, Oiger-Archiv
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