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Automobil-Zulieferer in Sachsen forcieren Roboter-Einsatz

Blick in die hochautomatisierte Karosserieteile-Fabrik von Meleghy in Reinsdorf. Foto: Heiko Weckbrodt

Blick in die hochautomatisierte Karosserieteile-Fabrik von Meleghy in Reinsdorf. Foto: Heiko Weckbrodt

Regionale Netzwerke: Unternehmen wie Meleghy und AKE kooperieren beim Automatisierungskurs

Reinsdorf, 12. November 2021. Roboter gehören in den großen Fabriken von VW, BMW und Porsche in Zwickau, Leipzig und Dresden längst zum omnipräsenten Alltagsbild. Doch selbst kleinere Unternehmen in Sachsen setzen mittlerweile massiv auf den Einsatz von Robotern, um wettbewerbsfähiger zu werden. Dabei nutzen sie oft genug auch regionale Automatisierungsnetzwerke. Ein Beispiel dafür ist die neue Fabrik von „Meleghy Automotive“ nahe Zwickau. Die hat der Partner AKE Systemtechnik aus Reinsdorf mit 80 Robotern ausgestattet, die nonstop Karosseriebauteile für die neuen ID-Elektroautos von Volkswagen in Sachsen herstellen.

140 neue Jobs in robotisierter Fabrik geplant

Entsprechend hochautomatisiert geht es in der gerade erst ein Jahr alten Fabrik zu: Ein Großteil der Werkhallen ist mit Gitterboxen eingezäunt, in denen enggedrängt übermannshohe Roboterarme Elektroauto-Längstträger schweißen, kleben und anderweitig fügen. Hochgeschwindigkeitskameras überwachen dabei, dass die Schweißnähte tadellos sind. Zwar arbeiten auch 210 Menschen in dieser Fabrik und bis Ende 2022 soll ihre Zahl noch auf rund 350 steigen. Doch sie selbst fügen hier gar nichts: Sie überwachen die Roboter, warten sie, stellen sie auf neue Aufgaben um und dergleichen.

Blick auf einen Roboter-Greifarm im Meleghy-Werk Reinsdorf. Foto: Heiko Weckbrodt

Blick auf einen Roboter-Greifarm im Meleghy-Werk Reinsdorf. Foto: Heiko Weckbrodt

Wer mithalten will, kommt um Automatisierung kaum herum

Meleghy-Technikchef und -Gesellschafter Thomas Werle sieht den Automatisierungskurs als nahezu alternativlos an: Durch fortlaufende Modernisierungen und die dadurch entstandene Leistungskraft und Flexibilität sei Meleghy von VW als ein „Tier 1“, also als Schlüsselzulieferer der obersten Ebene eingestuft worden. Auch blieb es eben nicht bei Einzelaufträgen für den ID4, sondern das Unternehmen liefert ebenfalls Teile für Audi, Skoda BMW und Tesla zu. Allerdings ringt das Unternehmen auch darum, die 40-Millionen-Euro-Investitionen in das neue Werk refinanziert zu bekommen: „Durch den Halbleitermangel in der Automobilindustrie fehlen uns 60 bis 80 Millionen Euro Umsatz“, sagt Werle.

Kurzvideo aus der Meleghy-Fabrik
Reinsdorf (Video: Heiko Weckbrodt)

Generell aber hat der Kurs der Gesellschafter unternehmerisch bisher gut funktioniert: Die Belegschaft auf allen sieben Standorten der Gruppe hat sich seit dem Neustart im Jahr 2012 und heute mehr als verdreifacht, von rund 400 auf 1300 Beschäftigte. Der Umsatz hat sich von 44 auf 288 Millionen Euro mehr als versechsfacht. Die Geschäfte laufen trotz der Halbleiterkrise für die Autoindustrie unterm Strich so gut, dass Meleghy nun weitere Investitionen auch im nahen Bernsdorf plant.

Einstiger Textilmaschinenbetrieb AKE hat  über 1000 Roboter bei Kunden installiert

Meleghy ist indes nicht das einzige Unternehmen, das sich auf Automatisierungslösungen aus Sachsen stützt. Zu den Kunden der AKE Systemtechnik gehören beispielsweise Porsche, Daimler, BMW, Siemens, Thyssen-Krupp und andere Branchengrößen. In Wilsdruff beispielsweise installierte das Unternehmen für Eberspächer 40 Roboter, die aus jeweils 186 Einzelteilen Abgasanlagen für Volvo-Laster zusammensetzen. Insgesamt habe AKE Systemtechnik bereits über 1000 Roboter bei seinen Kunden verbaut, informierte Geschäftsführer Uwe Schneider.

Wachsendes Unternehmen plant Umzug

Das Unternehmen geht auf eine Gründung von Joachim Schneider zurück. AKE Systemtechnik konzentrierte sich zunächst auf Textilmaschinen und Fördersysteme, spezialisierte sich ab 2005 aber mehr und mehr auf Robotik. 2012 entstand zwei zusätzliche Werkhallen am alten Standort. Da das Unternehmen mittlerweile auf 80 Mitarbeiter gewachsen ist und weitere Schübe zu erwarten sind, steht 2022 ein Umzug in ein neues, größeres Hauptquartier im Gewerbegebiet Reinsdorf an.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Auskünfte AKE Systemtechnik und Meleghy, Vor-Ort-Termin Meleghy

Zum Weiterlesen:

Sachsen profiliert sich als „Robot Valley Saxony“

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt