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„Toy Soldiers HD“: Turmverteidigung gegen Spielzeugsoldaten

Etwas ahistorisch, aber steampunkisch anzusehen: Miniraketenwerfer auf dem Spielzeug-Schlachfeld des I. Weltkriegs. Bildschirmfoto (hw) aus: "Toy Soldiers"

Ahistorisch, aber steampunkisch anzusehen: Raketenwerfer auf dem Spielzeug-Schlachfeld des I. Weltkriegs. Bildschirmfoto (hw) aus: „Toy Soldiers“

KI bietet das Militärspielzeug des I. Weltkriegs gegen uns auf

Mit „Toy Soldiers HD“ hat „Accelerate Games“ nun ein Turmverteidigungs-Spiel der besonderen Art veröffentlicht: Statt klassische Feuerwerfer, Bogenschützen- oder Kanonentürme wie in so vielen klassischen „Tower Defence“-Titeln platzieren und steuern wir hier Spielzeugsoldaten und –Kanonen. Die sind im Stil der Propaganda-Spielzeuge des I. Weltkriegs gehalten. Viele werden es wissen: Als sich Europa in den ersten großen Maschinenkrieg stürzte, war Kriegsspielzeug noch nicht so verpönt wie heute – die Propagandisten und national gesinnten Unternehmer auf beiden Seiten bestückten massenhaft Kinderzimmer mit derartigen Dingen.

Werbevideo (Accelerate):

Spieler kann aus der Ich-Perspektive in die Gefechte eingreifen

Aus dem Abstand von 100 Jahren sieht man diese Kriegsspielzeuge natürlich mit anderen Augen. Sie wirken in jeder Hinsicht antiquiert – aber gerade das macht das besondere Fluidum von „Toy Soldiers“ aus. Aber nicht nur stilistisch hat dieses Spiel seine Besonderheiten, es bricht auch mit einigen Konventionen des „Tower Defence“-Genres: Zwar platzieren und verbessern wir auch hier „Türme“ gegen Spielgeld, im konkreten Falle sind dies zum Beispiel MG-Nester, Mörser, Haubitzen und ähnliche Waffen, die für den Stellungskrieg üblich waren. Allerdings können wir sie auch wahlweise aus der Ich-Perspektive während des Gefechts selbst bedienen, um Zusatzpunkte zum Beispiel für „Sperrfeuer“-Angriffe zu sammeln. In einigen Szenarien kann der Spieler auch Doppeldecker-Flugzeuge steuern, um von der Luft aus selbst in den Kampf einzugreifen, während die Künstliche Intelligenz (KI) derweil automatisch unsere Geschützstellungen am Boden gegen die heranstürmenden Spielzeug-Soldaten, -Reiter und -Panzer des Gegners einsetzt.

Ein Tank rückt vor. Bildschirmfoto (hw) aus: "Toy Soldiers"

Ein Tank rückt vor. Bildschirmfoto (hw) aus: „Toy Soldiers“

Riesen-Spielzeugroboter und Super-Tanks rücken als Endmonster an

Ansonsten folgt der Ablauf den Konventionen: Unsere Heimatspielzeugburg hat nur eine gewisse Zahl an „Lebenspunkten“. Sind die aufgebraucht, weil es zu viele Feinde unsere Abwehrreihen durchbrochen haben, verlieren wie das Level und müssen von vorn anfangen. Welche Soldaten oder Maschinen der Gegner in der jeweils nächsten Welle schickt, zeigt uns die KI kurz vorher an, damit wir noch rechtzeitig unsere „Türme“ verbessern oder besser geeignete Waffen gegen Kavalleristen oder Tank-Panzer in Stellung bringen können – wenn wir denn noch genug Spielgeld übrig haben. In der letzten Welle jedes Szenarios rückt ein Endmonster, also ein „Level Boss“ gegen uns vor. Das kann zum Beispiel ein Superpanzer oder ein riesiger Spielzeugroboter sein.

Deutsche Infanterie - natürlich mit Pickelhaube - was sonst? - und Reiterei rücken vor. Wir stehen hier auf der Seite der Engländer und haben MG-Nester aufgebaut. Bildschirmfoto (hw) aus: "Toy Soldiers"

Deutsche Infanterie – natürlich mit Pickelhaube – was sonst? – und Reiterei rücken vor. Wir stehen hier auf der Seite der Engländer und haben MG-Nester aufgebaut. Bildschirmfoto (hw) aus: „Toy Soldiers“

Auch Mehrspieler-Modus verfügbar

Spielbar ist „Toy Soldiers“ übrigens sowohl als Einzelspieler-Kampagne gegen KI-Gegner, als auch in einem Mehrspielermodus gegen menschliche Kontrahenten.

Der Spieler kann selbst als Pilot in die Luftkämpfe eingreifen. Bildschirmfoto (hw) aus: "Toy Soldiers"

Der Spieler kann selbst als Pilot in die Luftkämpfe eingreifen. Bildschirmfoto (hw) aus: „Toy Soldiers“

Fazit: Charmant, aber etwas unübersichtlich

Stilistisch entwickelt „Toy Soldiers“ seinen ganz eigenen Charme, glänzt mit vielen hübschen Details und macht auch bis zu einem gewissen Punkt Spaß, wenn man denn damit leben kann, dass hier Kriegsspielzeug im Mittelpunkt steht. Allerdings führen die Vielzahl spielerischer Optionen, der Detailreichtum und die komplexen Landschaften dazu, dass „Toy Soldiers“ im Vergleich zu „normalen“ Turmverteidigungsspielen etwas unübersichtlich wirkt.

Kurzüberblick

  • Titel: „Toy Soldiers HD“
  • Genre: Turmverteidigung / Tower Defence
  • Plattformen: PC (Steam), Playstation4, Xbox One
  • Entwickler: Signal Studios
  • Verlag: Accelerate Games
  • Preis: 25 Euro

Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt