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Neues Forschungslabor fürs Internet der Dinge in Dresden

In der aktuellen Digitalen Produktfabrik Nummer 4 entwickelt ein temporäres Forschungsteam ein System, um fahrerlose Transportsysteme in einer Chipfabrik vorausschauende und automatisch zu warten. Foto: Smart Systems Hub

In der aktuellen Digitalen Produktfabrik Nummer 4 entwickelt ein temporäres Forschungsteam ein System, um fahrerlose Transportsysteme in einer Chipfabrik vorausschauende und automatisch zu warten. Foto: Smart Systems Hub

„Smart Systems Hub“ hat eine Art „Technologiespielwiese“ für kollaborative Innovatoren rund um die Industrie 4.0 eingerichtet

Dresden, 28. Oktober 2021. Damit Hightech-Unternehmen in Sachsen schneller innovative Lösungen für das „Internet der Dinge“ (IoT) und die hochautomatisierten Fabriken der „Industrie 4.0“ entwickeln und austesten können, hat der „Smart Systems Hub“ in Dresden nun ein modernes IoT-Labor eingerichtet. Darauf hat Hub-Chef Michael Kaiser aufmerksam gemacht.

Michael Kaiser vom "Smart Systems Hub" in Dresden sieht durch die Kooperation vieler Partner in "Digital Product Factories" ganz neue KI-Konzepte und -Geschäftsmodelle wachsen. Foto: Heiko Weckbrodt

Michael Kaiser vom „Smart Systems Hub“ in Dresden sieht durch die Kooperation vieler Partner in „Digital Product Factories“ ganz neue KI-Konzepte und -Geschäftsmodelle wachsen. Foto: Heiko Weckbrodt

Experimentatoren können Sensoren, Chips und Roboter in immer neuen Konstellationen vernetzen

„Das kann man sich wie eine Technologiespielwiese für Lieferanten, Integratoren und Anwender von IoT-Lösungen vorstellen“, sagte er. Im Lab29or stelle der Hub den experimentierfreudigen Entwicklern daher viele unterschiedliche Sensoren, Schnittstellen und andere Infrastrukturen zur Verfügung, um die optimale Lösung für ihre Innovations-Idee zu finden. Außerdem stehen dort Roboter bereit, um zum Beispiel neue Arbeitsabläufe in einer Fabrik auszutesten. Zudem spannt demnächst die TU-Ausgründung „Campusgenius“ im IoT-Labor ein abgeschottetes Campus-Mobilfunknetz der 5. Generation (5G) auf, damit die Ingenieure beispielsweise auch die Vernetzung der Roboter mit Maschinen und autonomen Transportern simulieren können.

5G-Campusnetz-Container vom Ceti Dresden. Solche Container, aber auch nur koffergroße Ausführungen mobiler Funkstationen will "Campus Genius" der freien Wirtschaft anbieten. Foto: Heiko Weckbrodt

5G-Campusnetz-Container vom Ceti Dresden. Solche Container, aber auch nur koffergroße Ausführungen mobiler Funkstationen will „Campus Genius“ der freien Wirtschaft anbieten. Foto: Heiko Weckbrodt

Ziel: Nicht irgendeine Lösung, sondern das stabile Optimum finden

Der entscheidende Punkt dabei sei, so Kaiser: „Irgendeine IoT-Lösung zusammenstecken ist nicht so schwer. Aber wir wollen mit diesem Labor unseren Partnern helfen, die optimalen Komponenten für besonders stabile und energieeffiziente Lösungen zu finden.“ Ein Beispiel: Um ältere Fräsmaschinen in einer Metallbaufabrik mit sogenannten „Retrofit“-Technologien nachzuautomatisieren, brauchen, sind viele neue Sensoren und Elektroniksysteme nachzurüsten. Dafür die richtigen Bausteine mit maßvollem, aber ausreichendem Energiehunger und der richtigen Rechenkraft zu finden, ist eine ganz eigene Herausforderung, auf die das neue IoT-Labor an der Antonstraße zielt.

In der aktuellen Digitalen Produktfabrik Nummer 4 entwickelt ein temporäres Forschungsteam ein System, um fahrerlose Transportsysteme in einer Chipfabrik vorausschauende und automatisch zu warten. Foto: Smart Systems Hub

In der aktuellen Digitalen Produktfabrik Nummer 4 entwickelt ein temporäres Forschungsteam ein System, um fahrerlose Transportsysteme in einer Chipfabrik vorausschauende und automatisch zu warten. Foto: Smart Systems Hub

Kaiser kann dafür auf die Unterstützung mehrere Hightech-Unternehmen aus der Region und aus ganz Deutschland bauen. Dazu gehören die TU, Infineon, SAP Dresden, T-Systems MMS, Sensry, NTT Data Business Solutions, Kontron AIS, MC Technologies, Phoenix Contact und eben Campusgenius.

Im Oktober 21 hat der Smart Systems Hub ein "IoT"-Labor als Experimentierfeld für das "Internet der Dinge" in Dresden eröffnet. Foto: Smart Systems Hub

Im Oktober 21 hat der Smart Systems Hub ein „IoT“-Labor als Experimentierfeld für das „Internet der Dinge“ in Dresden eröffnet. Foto: Smart Systems Hub

1 aus 12: Dresdner Hub hat sich aufs Internet der Dinge spezialisiert

Der „Smart Systems Hub“ in Dresden ist eine öffentlich gefördertes Technologienetzwerk-Unternehmen, das die vielen großen und kleinen Akteure am Hightech-Großraum Dresden zu kollaborativen Innovationsprojekten („Ko-Innovationen“) mit dem Schwerpunkt „Internet der Dinge“ zusammen bringt.

Bei den Schwarmerfindern geht es eher locker zu. Hier ein Team auf Zeit, das beim 3. Thingkathon des "Smart System Hub" Dresden neue digitale Konzepte für die Fernwartung von Pumpen in Wasserwerken und für andere kritische Infrastrukturen entwickelt. Foto: Smart Systems Hub Dresden

Bei den Schwarmerfindern geht es eher locker zu. Hier ein Team auf Zeit, das beim 3. Thingkathon des „Smart System Hub“ Dresden neue digitale Konzepte für die Fernwartung von Pumpen in Wasserwerken und für andere kritische Infrastrukturen entwickelt. Foto: Smart Systems Hub Dresden

Thingkathon-Tüftler liefern binnen 48 h die ersten Prototypen

Dafür haben Kaiser und sein Team verschiedene Formate entwickelt. Dazu gehören sogenannte „Thingkathons“ – eine Mischung aus Denkfabrik und Hacker-Wettbewerb. Für diese Entwicklungslabore auf Zeit können Partnerunternehmen ein Innovationsthema vorgeben. Dann entwickelt rasch zusammengestellte Spezialisten-Teams binnen 48 Stunden einen Prototypen. Der nächste „Thingkathon“ steht im Dezember zum Thema „Autos“ auf der Agenda – dort werden Volkswagen und Zeiss die Herausforderungen vorgeben.

Live-Demo bei Wandelbots Dresden: Künftig wird es möglich sein, Roboter für neue Arbeiten anzulernen, indem man ihnen den passenden QR-Code zeigt. Foto: LHD

Live-Demo bei Wandelbots Dresden: Künftig wird es möglich sein, angemietete Roboter für neue Arbeiten schnell anzulernen, indem man ihnen den passenden QR-Code zeigt. Foto: LHD

„Drei-Monats-Entwicklungs-Sprint“ in der digitalen Produktfabrik

Für aufwendigere Projekte organisiert der Kaiser sogenannte „Digital Product Factories“ (DPF). Die vergleicht er gerne mit einem „Drei-Monats-Entwicklungs-Sprint“- Durch solche temporäre Entwicklungsfabriken entstanden unter der Hub-Regie bisher beispielsweise Lösungen für die vorausschauende Wartung („Predictive Maintenance“) von Reinwasser-Ventilen in einer Chipfabrik und neue Ansätze für die Miet-Robotik. Die nächste „Digital Product Factory“ soll sich den autonomen Transportsystemen in hochautomatisierten Fabriken widmen.

450 Partner gewonnen

Entstanden war der Dresdner „Smart Systems Hub“ 2018 als Teil einer bundesweiten Initiative des Digitalwirtschafts-Verbandes „Bitkom“ und des Bundeswirtschaftsministeriums. Von den zwölf deutschen Hubs sind zwei in Sachsen tätig. Mittlerweile hat das Dresdner Team rund 450 Unternehmen aus dem Hochtechnologie-Sektor als Partner an Bord. Gesellschafter sind das „5G Lab“ der TU Dresden, die „Hightech-Startbahn“ und der sächsische Hochtechnologie-Branchenverband „Silicon Saxony“, die archetypisch für die starke Forschungslandschaft, für das Gründungsgeschehen sowie die Chipfabriken, Softwarefirmen und anderen Technologieschmieden im Großraum Dresden stehen. Und als Radnabe mittendrin fungiert der Smart Systems Hub. Kaiser: „Wir sind der Technologie-Schmelztiegel für all die IoT- Standortpower.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: SSH, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt