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Marx als Fußball-Trophäe und Gießkanne

Ein Uni-Mitarbeiter zeigt eine Replik der Chemnitzer Marx-Plastik, die Forscher der Professur für Mikrofertigungstechnik der TU Chemnitz im Maßstab 1:400 verkleinert haben. Dieses und weitere Exponate sind in der Ausstellung im „Open Space“ zu sehen. Foto: Jacob Müller für die TUC

Ein Uni-Mitarbeiter zeigt eine Replik der Chemnitzer Marx-Plastik, die Forscher der Professur für Mikrofertigungstechnik der TU Chemnitz im Maßstab 1:400 verkleinert haben. Dieses und weitere Exponate sind in der Ausstellung im „Open Space“ zu sehen. Foto: Jacob Müller für die TUC

Ausstellung „Open Space“ in Chemnitz thematisiert technologische Rezeption des „Nischels“

Chemnitz, 9. Oktober 2021. Seit dem Zusammenbruch des Ostblocks hat Karl Marx erheblich an Popularität eingebüßt. Doch im ehemaligen Karl-Marx-Stadt ist der deutsche Philosoph immer noch sehr präsent – in allen Größen: als 40-Tonnen-Kopf alias „Nischel“ aus Bronze ebenso wie als 15-Millimeter-Modell, Gießkanne oder als 3D-Punktwolke. 50 Jahre nach der Enthüllung des Marx-Monuments im Chemnitzer Stadtzentrum setzt sich die Ausstellung „Open Space“ vom 9. bis 19. Oktober 2021 hinter dem Denkmal mit Marx, der Geschichte des „Nischels“ und seiner Rezeption heute auseinander. Das hat die TU Chemnutz (TUC) mitgeteilt.

Philosoph mit Scanner-Daten in Fräse und Strahlschneider repliziert

Wesentliche Beiträge dazu hat das TUC-Institut für Werkzeugmaschinen und Produktionsprozesse beigesteuert: Schon 2008 hatten die TUC-Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen den Nischel mit 3D-Laserscannern vermessen und daraus ein Punktwolkenmodell im Computer kreiert. In den Jahren darauf diente das 3D-Modell als Blaupause für immer neue technologische Methoden, Marx zu replizieren: durch 5-Achs-Fräsen, Wasserabrasivstrahlschneiden oder Rapid Prototyping. „Dass ein großer Kopf auch ganz klein werden kann, zeigen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Professur Mikrofertigungstechnik unter Leitung von Prof. Andreas Schubert in der Ausstellung“, berichtet die Uni. „Ihr Exponat misst 15 Millimeter.“

Oberingenieur Dr. Philipp Klimant von der Professur für Produktionssysteme und -prozesse zeigt eine Alu-Marxreplik aus der Fräse. Foto: Katja Klöden für die TU Chemnitz

Oberingenieur Dr. Philipp Klimant von der Professur für Produktionssysteme und -prozesse zeigt eine Alu-Marxreplik aus der Fräse. Foto: Katja Klöden für die TU Chemnitz

Marxkopf-Pokale für akademische Fußballer

„Unser originellstes Exponat ist sicherlich die 3D-gedruckte Marxkopf-Gießkanne, die im vergangenen Jahr als Gastgeschenk des Chemnitzer Vereins Lauf-Kultour für das Gießener Gießkannenmuseum gefertigt worden ist“, berichtet Oberingenieur Dr. Philipp Klimant. „Außerdem haben wir für das Fußballturnier der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik, das wir 2019 in Chemnitz für Forschende aus ganz Deutschland ausrichten durften, einen Pokal mit Marx-Köpfen entworfen und auf dem Siegertreppchen überreicht.“

Plastik von Lew Kerbel 1971 enthüllt

Der sowjetische Bildhauer Lew Kerbel hatte den sieben Meter hohen und 40 Tonnen schweren Marx-Kopf gegen Ende der Ära Ulbricht aus Bronze gegossen. Seit 1971 ruht die Plastik auf einem Sockel aus ukrainischem Granit im Stadtzentrum der damaligen Karl-Marx-Stadt, die seit der Wende wieder Chemnitz heißt. Im Volksmund bürgerte sich rasch die Bezeichnung „Nischel“ für das dominante Denkmal ein. Zur Erklärung: „Nischel“ (gelegentlich auch als „Nüschel“ transkribiert) bezeichnet in der sächsischen Umgangssprache den „Kopf“.

Unter dem Motto und Hash-Tag #nischeln feiert Chemnitz sein gewichtiges Marx-Denkmal. Grafik: Stadt Chemnitz

Unter dem Motto und Hash-Tag #nischeln feiert Chemnitz sein gewichtiges Marx-Denkmal. Grafik: Stadt Chemnitz

Chemnitz feiert Nischel-Fest

50 Jahre nach der Einweihung feiert die Kommune die „zweitgrößte Porträtbüste der Welt“ mit einem Nischel-Jubiläums-Fest am 9. Oktober 2021. Geplant sind Diskussionsrunden, eine Marx-Kostüm-Show, der Verkauf von Marx-Beuteln und -T-Shirts, Ausstellungseröffnungen, Lichtinstallationen und eine neue Info-Stele.

Autor: hw

Quelle: TUC

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt