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VW erwägt eigene Halbleiter-Sparte, will aber keine Chipfabrik bauen

Ein Bosch-Mitarbeiter mustert einen Siliziumkarbid-Wafer. Foto: Martin Stollberg für Bosch

Ein Bosch-Mitarbeiter mustert einen Siliziumkarbid-Wafer. Foto: Martin Stollberg für Bosch

„Geht um Design von Hochleistungsprozessoren für die Autoindustrie“

Wolfsburg/Dresden, 5. Oktober 2021. Angesichts des anhaltenden Chipmangels in der Autoindustrie erwägt Volkswagen, eine eigene Halbleitersparte aufzubauen. Das hat ein Konzernsprecher auf Oiger-Anfrage bestätigt. „Der Volkswagen Konzern verfolgt momentan auch Überlegungen, in die Entwicklung eigener Chips einzusteigen“, erklärte er. „Um bei den hohen Anforderungen im Auto die optimale Leistung zu erzielen, müssten Software und Hardware aus einem Guss kommen.

Fahrzeug der Zukunft wird ein Server auf Rädern sein

Das sieht auch Berthold Hellenthal von der VW-Softwaretochter „Cariad“ so. In einem typischen Auto der Gruppe seien derzeit zirka 70 Steuergeräte mit Software von rund 200 Einzellieferanten verbaut. Die Zukunft gehöre den großen zentralen Rechnern statt vieler kleiner: „Das Fahrzeug der Zukunft wird ein Server auf Rädern sein“, visionierte er während eine Symposiums über „60 Jahre Mikroelektronik in Dresden“. Das Vorbild dafür dürfte Elektroauto-Konkurrent „Tesla“ aus den USA sein, der viel Wert auf Hardware und Software „aus einem Guss“ und aus eigener Entwicklung legt.

„Wer seine Software ernst nimmt, baut seine Hardware selbst“

In Anlehnung an den US-Informatiker Alan Kay plädierte daher auch Hellenthal: „Wer seine Software ernst nimmt, baut seine Hardware selbst.“ Insofern sei auch die Überlegung nicht ausgeschlossen, dass sich VW letztlich für eine eigene Halbleiter-Produktion entscheide und nicht „nur“ für ein eigenes Chipdesign.

Der Bau einer eigenen VW-Chipfabrik ist aber wohl eher unwahrscheinlich: „Es geht nicht um die Fertigung von Halbleitern als Massenware, sondern um das Design von Hochleistungsprozessoren für die Autoindustrie“, betonte ein VW-Konzernsprecher dazu.

Dresden empfiehlt sich als Standort

In jedem Fall würde es auch Interesse aus Sachsen für die Ansiedlung einer neuen Autochipschmiede geben: „Im Automotive-Sektor gibt es wegen des Chipmangels bei Vielen die Überlegung, in den Halbleitersektor direkter einzusteigen“, berichtete der Dresdner Wirtschaftsförderungs-Chef Robert Franke. Europas größer Mikroelektronik-Standort Dresden sei dafür sicher ein gute Ansiedlungs-Option.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: VW, Cariad, Wikipedia

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt