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Sachsen bekommt eines von vier Wasserstoffzentren

Wasserstoff gilt als wichtiger Energieträger - zudem braucht die Chemieindustrie das Gas für viele Prozesse. Grafik: Heiko Weckbrodt

Wasserstoff gilt als wichtiger Energieträger und Wertstoff. Grafik: Heiko Weckbrodt

60 Millionen Euro Bundeszuschuss für Chemnitz zu erwarten

Chemnitz, 2. September 2021. Chemnitz, Duisburg, Pfeffenhausen und eine norddeutsche Region bekommen je ein Wasserstoff-Forschungszentrum. Das hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) mitgeteilt. Die vier Standorte sind politisch sorgsam auf Ost-, West-, Nord- und Süddeutschland verteilt und müssen sich in die 290 Millionen Euro hineinteilen, die der Bund bis Ende 2024 versprochen hat. Laut TU Chemnitz hat Scheuer den Sachsenbis zu 60 Millionen Euro zugesagt.

In Chemnitz sind bereits viele Wasserstoff-Forschungsprojekte konzentriert. Hier im Bild beispielsweise installiert Peter Schwotzer-Uhlig im Brennstoffzellenlabor der Professur für "Alternative Fahrzeugantriebe" (Alf) eine Versuchsanordnung. Sachsen bemüht sich bei Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) nun darum, in Chemnitz ein "Hydrogen and Mobility Innovation Center" (HIC) anzusiedeln. Foto: Jacob Müller für die TU Chemnitz

In Chemnitz sind bereits viele Wasserstoff-Forschungsprojekte konzentriert. Hier im Bild beispielsweise installiert Peter Schwotzer-Uhlig im Brennstoffzellenlabor der Professur für „Alternative Fahrzeugantriebe“ (Alf) eine Versuchsanordnung. Sachsen bemüht sich bei Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) nun darum, in Chemnitz ein „Hydrogen and Mobility Innovation Center“ (HIC) anzusiedeln. Foto: Jacob Müller für die TU Chemnitz

Chemnitzer wollen sich auf vor allem auf mobilen H2-Einsatz konzentrieren

Sachsen hat sich dabei mit den Chemnitzer Konzept „Hydrogen and Mobility Innovation Center“ (HIC) für Ostdeutschland durchgesetzt. Die Chemnitzer Forscher und Ingenieure wollen in diesem Zentrum besonders auf mobile Brennstoffzellen und generell den Einsatz von Wasserstoff (H2) als Fahrzeug-Kraftstoff konzentrieren. „Mit dem HIC haben wir ein Betreibermodell entwickelt, das klein- und mittelständischen Unternehmen, Automobilzulieferern und Industrieunternehmen gleichermaßen dient, neue Standards zu entwickeln, Produkte für Brennstoffzellenantriebe zu testen und auf dem internationalen Markt zu etablieren“, kündigte Prof. Dr. Thomas von Unwerth vom Institut für Automobilforschung an der TU Chemnitz an, der in Personalunion das HIC-Projekt koordiniert und Vorstandsvorsitzender im Wasserstofftech-Netzwerk „Hzwo“ ist. Er plant ein 37.000 Quadratmeter großes Zentrum neben der TU Dresden und den benachbarten Fraunhofer-Instituten IWU sowie Enas. Außerdem sind Teststrecken für Straßen- und Schienenfahrzeuge geplant. Als Partner will der Chemnitzer Professor auch die TU Dresden an Bord holen.

Wirtschaftsminister hofft auf „Vorsprung Ost“ durch H2-Technik

Der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) verspricht sich deutliche Wettbewerbsvorteile für den Freistaat aus diesen und weiteren Wasserstoff-Aktivitäten: „Für den High-Tech- und Innovationsstandort Sachsen, für ganz Ostdeutschland, besteht bei der Wasserstofftechnologie die große Chance auf einen Vorsprung Ost.“

HIC dockt an TU, Fraunhofer, Hzwo und Bahnforschung an

Laut dem Hzwo-Verbund haben der Freistaat und der Automobilzulieferer „Vitesco Technologies“ bereits rund elf Millionen Euro in die Forschungs- und Testinfrastruktur für Brennstoffzellen und Wasserstoff-Technologien in Chemnitz investiert. Weitere 24 Millionen Euro erhält der „Smart Rail Connectivity Campus“ (SRCC) in Annaberg-Buchholz von Bund und Land, um den Schienenverkehr zu automatisieren und zu digitalisieren – auch dort spielen Brennstoffzellen-Antriebe eine Rolle. Hinzu kommen nun die Bundesmillionen sowie voraussichtlich auch weitere Landeszuschüsse für das HIC.

Die anderen Gewinner im Ãœberblick:

Die weiteren drei Gewinner im Wettbewerb um Bundes-Wasserstoffzentren haben etwas andere Schwerpunkte als die Sachsen:

  • Pfeffenhausen bei Landshut in Bayern will sich zwar auch auf Brennstoffzellen-Antriebe, verstärkt aber auch auf Druckgas- und Kälte-Tanktechnologien konzentrieren.
  • Der Verbund von Bremen/Bremerhaven, Hamburg und Stade will ein Wasserstofftechnologiezentrum für Luft- und Schifffahrt einrichten.
  • Und Duisburg fokussiert sich auf die Herzstücke der Brennstoffzellen, die Plattenstapel („Stacks“), komplette Antriebsstränge auf Wasserstoffbasis sowie die Kombination mit Batterien.

Sachsens SPD verärgert

Verärgert reagierte die sächsische SPD auf die Entscheidung des CSU-Verkehrsministers im Wahlkampf, nun vier statt ursprünglich geplanter drei Standorte zu fördern: „Scheuer hat die Mittelvergabe an die drei Standorte und die Verteilung der Forschungsschwerpunkte zugunsten des bayrischen Mitbewerbers verschoben“, kritisierte der SPD-Landtagsabgeordnete Detlef Müller. „Noch letzte Woche sollten Sachsen und Chemnitz 90 Millionen Euro für das Wasserstoff-Zentrum bekommen. Jetzt wurde es um ein Drittel gekürzt, um CSU-Interessen zu bedienen.“ Der Bundesminister denke nicht an Deutschland, „sondern nur an den Machterhalt in Bayern“.

Scheuer: Wollen alle Verkehrsträger beachten

Scheuer hatte seine Entscheidung, das Geld auf vier statt drei Standorte zu verteilen, damit begründet, dass die nun bedachten Antragsteller „unterschiedliche Bedürfnisse der Industrie aufgreifen und verschiedene Schwerpunkte haben“. Damit werde ein „ganzheitlicher“ Ansatz möglich, der „alle Verkehrsträger wie Schiene, Schiff, Auto und Flieger in den Blick“ nehme

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: BMVI, Hzwo

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt