8 Millionen Euro teurer Komplex entstand – ähnlich wie Container-Kitas – nach dem Baukastenprinzip
Dresden, 9. August 2021. Damit die Quantenphysiker, 2D-Chemiker und Exzellenzelektroniker der TU Dresden besser forschen können, ziehen sie nun zusammen in einen neuen Labor- und Bürokomplex auf dem Uni-Campus. Das hat Prof. Xinliang Feng mitgeteilt, der an der Uni einerseits den Sonderforschungsbereich (SFB) 1415 zur „Chemie der synthetischen zweidimensionalen Materialien“ leitet, anderseits am Dresdner Zukunftselektronikzentrum „Cfaed“ die Professur für „molekulare Funktionsmaterialien“ inne hat. „Wir brauchen einfach mehr Platz“, erklärte der aus China stammende 2D-Material-Experte.
TU übernahm selbst Bauleitung
Um generell autonomer und womöglich auch schneller auf neuen Flächenbedarf für Forschung und Lehre reagieren zu können, wollen die Bauexperten der Dresdner Uni künftig öfter selbst als Bauherren agieren, statt dies wie bisher dem „Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement“ (SIB) zu überlassen. Der Neubau an der Stadtgutstraße diente hier als eine Art Pilotprojekt. Die TU Dresden hatte hier die Regie auf der Baustelle selbst übernommen. Sie errichtete den acht Millionen Euro teuren Neubau-Komplex in industrieller Modulbauweise, also aus vorgefertigten Platten und Zellen, ähnlich wie die sogenannten „Container-Kitas“. In dem 1200 Quadratmeter fassenden Zweigeschosser mit einem kleineren Aufsatz an der Stadtgutstraße ist nun Platz für bis zu 50 Wissenschaftler. 40 Arbeitsplätze sind für die Teams um Prof. Xinliang Feng reserviert. Die restlichen Büros nehmen Grundlagen-Forscher vom gemeinsamen Exzellenzzentrum „ct.qmat“ der Unis Dresden und Würzburg in Beschlag, die sich mit „Komplexität und Topologie in Quantenmaterialien“ beschäftigen.
Auf dem Weg zu innovativen Werkstoffen und Elektronik
Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich über die gemeinsame Heimstatt hinaus weitere Berührungspunkte zwischen den „Cfaed“-Elektronikern, den „SFB 1415“-Chemikern und den „ct.qmat“-Physikern ergeben könnten. Denn viele ihrer Projekte zielen auf innovative Computerkonzepte, andere auf neue Werkstoffe. Und gerade zweidimensionale Atomnetze, also 2D-Materalien wie beispielsweise Graphen, weisen ganz ungewöhnliche mechanische, elektrische und elektronische Eigenschaften auf, eignen sich womöglich auch für Quantencomputer und für die Simulation bestimmter Quanteneffekte.
Neue Synthese-Methoden für 2D-Materialien
Der Sonderforschungsbereich 1415 fokussiert sich dabei auf die Prozesschemie für die Herstellung von 2D-Materialien, ihre Dotierung mit Fremdatomen, ihre Analyse und auf mathematische Methoden, um die Eigenschaften neuer Werkstoffe vorherzusagen. Im Fokus stehen hier neue 2D-Atomnetze und nicht so sehr das bereits vielfach erforschte kohlenstoffbasierte Graphen. Beteiligt sind an diesem SFB 22 Professoren sowie weitere Wissenschaftler von den Technischen Universitäten Dresden und München, von der Uni Ulm, vom Leibniz-Institut für Polymerforschung (IPF) Dresden, Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW) Dresden und vom Helmholtz-Zentrum Dresden Rossendorf (HZDR).
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Vor-Ort-Termin CRC 1415, Prof. Xinliang Feng, TUD
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