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Sachsen setzt auf Innovations-Lotsen

Sachsens Hightech-Gründer leiden unter Risikokapital-Lücken. Foto: Heiko Weckbrodt

Foto: Heiko Weckbrodt

88 Millionen Euro aus EU-Fonds geflossen – auch 800 neue Jobs sind entstanden

Dresden, 8. August 2021. Damit die sächsische Wirtschaft neue Erfindungen schneller in bare Münze verwandeln kann, hat die Landesregierung in den Jahren 2014 bis 2020 rund 88 Millionen Euro aus dem „Europäischen Sozialfonds“ (ESF) in die Innovationsförderung geleitet. Unter anderem entstanden dadurch rund 800 Jobs für Innovations- und Transferlotsen, denen Gehalt der Staat in der Regel hälftig subventioniert. Das hat das sächsische Wirtschaftsministerium (SMWA) heute in Dresden mitgeteilt.

Minister Dulig will „Innovationen auch dort unterstützen, wo wir sie nicht vermuten“

Diese Innovationsinstrumente haben sich auch bewährt, ist der Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) überzeugt: „Das Spektrum der geförderten Projekte reicht von Medikamentensicherheit über besonders leistungsstarke Laser bis hin zu multifunktionalen Rasenmähern und vielem mehr“, zählte er auf. „Mit unserer branchen- und technologieoffenen Förderung haben wir die Chance, Innovationen auch dort zu unterstützen, wo wir sie zunächst nicht vermuten.“

Kostenkontrollsystem im Reisebüro

Geschäftsführer Lutz Thieme vom Reiseveranstalter „Meissen-Tourist“ heuerte mit dem ESF-Geld beispielsweise einen „Innomanager“ an. Der Logistikabsolvent führte ein Controlling-System (Ressourcen-Kontrollsystem) ein, das laut SMWA die Wettbewerbsfähigkeit des Reisebüros verbesserte und dessen Kunden zufriedener machte.

Wissen nicht verlieren

Auch in der Industrie haben kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) diese innovationspolitischen Instrumente des Freistaats genutzt: Das Sondermaschinen-Unternehmen „Xenon“ aus Dresden etwa stellte eine Innovationsassistentin an. Die Spezialistin optimierte die unternehmensinternen Prozesse und sorgte dafür, dass Wissen und Erfahrungen erfolgreicher weitergegeben werden. Eines der Probleme dahinter kennen viele Unternehmen: Immer, wenn ein erfahrener Mitarbeiter in Rente geht, droht auch dem Betrieb wichtige Expertise unwiderruflich verloren zu gehen.

Transferassistent der Bergakademie schmiedet regionalen Bergbauwirtschaft zusammen

Ein weiteres Beispiel: Der ESF-bezuschusste Transferassistent Alexander Hesse von der Bergakademie half dabei, die Uni und die regionale Wirtschaft gemeinsam mit dem besser im Verbund „EIT Raw Materials“ zu vernetzen. Unter dem Dach des „European Institute of Innovation & Technology“ (EIT) aus Budapest soll dieser Zusammenschluss mit dem Schwerpunkt „Rohstoffe“ („Raw Materials“) die Marktchancen des sächsischen Bergbaus zu verbessern.

Uni-Ausgründung „Freiberg Instruments“ entwickelt neue Erkundungstechnologien

Außerdem habe Hesse die „Freiberg Instruments GmbH“ dabei unterstützt, mit speziellen Sensoren abbauwürdige „Seltene Erden“ im Boden zu erkunden. Das Unternehmen entstand 2005 als Ausgründung der Bergakademie Freiberg und ist auf Analyse-Instrumente für Mikroelektronik, Solarindustrie, Medizinforschung, Luminescenz-Datierung, Materialforschung und Bergbau spezialisiert.

Werbevideo von Freiberg
Instruments (englisch):

Anschlussprogramm geplant

Wegen der großen Nachfrage ist der ESF-Innovationstopf inzwischen leer, räumte das Ministerium ein. Die Wirtschaftsförderer bereiten aber ein Anschlussprogramm „Transformationsmanagement“ vor. Das soll sich aus Krisenreaktionsfonds der EU („REACT-EU“) speisen und den Wandel kleiner und mittlerer Unternehmen hin zu umweltfreundlicheren und digitalen Betriebsabläufen unterstützen. Erste Anträge können die Kandidaten voraussichtlich ab Oktober 2021 einreichen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: SMWA, Oiger-Archiv, Freiberg Instruments

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt