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Europäischer Erfinderpreis für Dresdner Organik-Papst Leo

Prof. Karl Leo mit einem organischen Leuchtpaneel in der Hand, davor stehen Proben der speziellen Farbstoffe, mit der er und seine Kollegen die Oleds verbessern. Foto: Epa

Prof. Karl Leo mit einem organischen Leuchtpaneel in der Hand, davor stehen Proben der speziellen Farbstoffe, mit der er und seine Kollegen die Oleds verbessern. Foto: Epa

Der Physiker sorgte für den Marktdurchbruch organischer Elektronik

Dresden/München, 18. Juni 2021. Professor Karl Leo von der Technischen Universität Dresden (TUD) hat gestern Abend den „Europäischen Erfinderpreis 2021“ für sein Lebenswerk bekommen. Das haben das europäische Patentamt in München als Ausrichter sowie das sächsische Wissenschaftsministerium und das TUD-Zentrum für fortgeschrittene Elektronik Dresden (Cfaed) mitgeteilt.

Leo-Kurzporträt
als Video (EPA):

„Angeborene Neugier und lebenslange Faszination“

„Der deutsche Physiker Karl Leo veränderte die Elektronikindustrie und brachte schlankere, hellere Displays für Smartphones und andere elektronische Geräte“, heißt es in der Laudatio. Dabei habe ihn „seine angeborene Neugier und lebenslange Faszination für Elektronik angetrieben“.

Das Erfolgsgeheimnis liegt in Novaleds Dotierstoffen. Foto: Novaled

Dotierstoffe für organische Leuchtdioden. Foto: Novaled

„Leo-Technologie“ steckt heute in vielen Spitzen-Smartphones

Die Jury würdigt mit dem Erfinderpreis die Verdienste des 60-jährigen Physikers um die organische Elektronik. Leo und seine Mitstreiter hatten ab den 1990er Jahren in Dresden neue Dotiermethoden und anderen technologischen Verbesserungen für organische Leuchtdioden (Oleds), organische Solarzellen (OPV) und organische Schaltkreise entwickelt. Dies erhöhte deren Alltagstauglichkeit so sehr, dass sie seither kein Nischendasein mehr fristen, sondern zu Massenmarkt-Produkten wurden. In vielen heutigen Spitzen-Smartphones und Oled-Fernsehern steckt heute letztlich „Leo-Technologie“.

Die TU-Ausgründung Novaled Dresden ist auf Organische Leuchtdioden spezialisiert. Abb.: Novaled

Die TU-Ausgründung Novaled Dresden ist auf Organische Leuchtdioden spezialisiert. Abb.: Novaled

Biegsame und durchsichtige Sonnenstromsammler möglich geworden

Oled-basierte Bildschirme sind im Vergleich zu herkömmlichen Displays flacher und energieeffizienter, auch die Bildqualität ist beachtlich. Organische Solarzellen und Schaltkreise wiederum lassen sich biegsam und durchsichtig herstellen, auch sind sie leichter als ihre Silizium-Pendants. Allerdings ist organische Elektronik immer noch langsamer als klassische Silizium-Schaltkreistechnik. Aber auch daran arbeiten Prof. Leo und seine Kollegen und Kolleginnen am Dresdner „Institut für angewandte Photophysik“ (IAP) und stoßen derzeit mit ihren organischen Transistoren in die Gigahertz-Klasse vor.

Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow vor dem Fraunhofer CNT 2.0. Foto: Heiko Weckbrodt

Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow vor dem Fraunhofer CNT 2.0. Foto: Heiko Weckbrodt

Minister lobt Forscher

Lob gab es heute auch vom Minister: „Professor Karl Leo ist für seine herausragenden Leistungen, seinen Erfindergeist, seine Beharrlichkeit und auch seine Fähigkeit, Erfindungen zur Marktreife zur führen, bereits vielfach ausgezeichnet worden“, erinnerte der sächsische Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU). „Der Erhalt des Europäischen Erfinderpreises als einem der renommiertesten Innovationspreise in Europa ist eine außerordentliche Würdigung, zu der ich Professor Leo herzlich gratuliere.“

Biegsame organische Solarfolien von Heliatek Dresden sammln tagsüber genug Strom, um den sportplatz in Mixiko auszuleuchten. Foto: Leonardo Medina Ruiz; ENGIE

Biegsame organische Solarfolien von Heliatek Dresden auf einem Sportplatz. Foto: Leonardo Medina Ruiz; ENGIE

Zahlreiche Ausgründungen

Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass aus Leos Institut auch zahlreiche Firmenausgründungen hervorgegangen sind. Dazu gehören das Oled-Unternehmen Novaled, das inzwischen von Samsung gekauft wurde, die Organik-Solarfolienfirma Heliatek oder Senorics Dresden, die Sensoren für Tricorder-ähnliche Materialanalyse-Geräte bauen. Zu nennen sind aber auch Creaphys, Lexsolar, SweepMe! und andere.

So sieht der prämierte Biersensor "Plan B" von Senorics aus. Foto: Senorics

Prämierte Biersensor „Plan B“ von Senorics. Foto: Senorics

„Herzlichen Glückwunsch“, hieß es auch vom Cfaed: „Karl Leo war einer der Hauptforscher des Cfaed in seiner Phase als Exzellenzcluster. Er diente dem Cluster auch als Forschungspfad-Leiter. Als assoziiertes Mitglied des Clusters arbeitet er weiterhin eng mit dem cfaed zusammen.“ Leos Kollegin Prof. Ellen Hieckmann ergänzt: „Er bohrt gerne auch die ganz dicken Bretter und sucht beharrlich nach Lösungen für Probleme, die andere gar nicht erst angehen würden.“

Der geehrte Physiker selbst sieht sein Lebenswert auch als eine kollektive Leistung: „Ich möchte meinem gesamten Team danken, die mich über die Jahre hinweg unterstützt haben und ohne deren Zusammenarbeit dieser Erfolg nicht möglich gewesen wäre. Gleichzeitig ist der Preis für mich ein Ansporn mit unserer grundlegenden Arbeit weiterzumachen und hoffentlich noch viele weitere innovative organische Produkte vom Labor auf den Markt zu bringen.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: EPA, Cfaed, SMWK, TUD

Zum Weiterlesen:

Leo für Erfinderpreis nominiert

Organische Elektronik auf dem Sprung in die Gigahertz-Liga

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt