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Acht Millionen Euro für Organikelektronik-Firma Senorics Dresden

Eine Scheibe (Wafer) mit winzigen organischen Infrarot-Spektrometern. Foto:- Senorics Dresden

Eine Scheibe (Wafer) mit winzigen organischen Infrarot-Spektrometern. Foto:- Senorics Dresden

TU-Ausgründung baut nun Pilotanlage für ihre organische Mini-Spektrometer

Dresden, 19. Mai 2021. Waschmaschinen verhindert künftig selbstständig, dass die guten Kaschmir-Pullover versehentlich bei 60 Grad zu Tode gewaschen werden. Und Kühlschränke warnen wohl auch schon bald automatisch davor, wenn die Milch sauer zu werden droht. Und bis hin zu Smartphones, die im Supermarkt die frischen von den innerlich schon verfaulten Äpfeln durch bloßes „Anschauen“ erkennen, ist es auch kein weiter Weg mehr. Möglich machen sollen dies kleine organische Sensoren, die ein Team von Physikern und Ingenieuren um Dr. Ronny Timmreck an der TU Dresden entwickelt hat. Daraus ist inzwischen die Firma „Senorics“ entstanden, die im Sommer 2021 ihre erste Pilotproduktionslinie in Dresden starten will. Das Konzept dahinter hat Klaus Ragotzky vom „Fudura Fonds“, Gerrit Schulte von „Zeiss Ventures“ und andere Risikokapitalisten derart überzeugt, dass sie sich nun mit weiteren acht Millionen Euro an dem jungen Unternehmen beteiligen, damit „Senorics“ diese organische Sensoren weiterentwickeln und erste Serien produzieren kann.

Risikokapitalisten sehen großes Entwicklungspotenzial

„Wir sehen ein breites Anwendungsfeld in der organischen Halbleitertechnologie und denken, dass leistungsfähige Miniatur-Sensoren auf organischer Halbleiterbasis vielfältige Applikationen ermöglichen, die heute durch große und teure Spektrometer nichtadressierbar sind“, erklärte Gerrit Schulte das Engagement der Zeiss-Tochter. Auch Fidura-Gründer Klaus Ragotzky sieht große Marktchancen für „Senorics“: „Im Vergleich zu klassischen optischen Halbleitersensoren, deren Technologie im Infrarotbereich nahezu ausgereizt ist, bieten hier die organischen Halbleitersensoren ein großes Entwicklungspotenzial.“ An der jüngsten Kapitalspritze beteiligen sich aber auch frühere Geldgeber wie die „Ventura Investment“, der Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS) und die „TU Dresden Aktiengesellschaft“ (Tudag).

So sieht der prämierte Biersensor "Plan B" von Senorics aus. Foto: Senorics

Mit dem Biersensor „Plan B“ sorgte Senorics für Furore in der Senorszene. Foto: Senorics

Durchblick wie ein Spektrometer – aber viel kleiner und billiger

Die organischen Sensoren aus Dresden ähnelt in ihrer Funktionsweise den großen Spektrometern, mit denen Astrophysiker die Elemente in fernen Sternen analysieren oder Großlabore verdächtige Lebensmittelproben analysieren. Nur sind sie weit kleiner und preiswerter. Die Sensoren von der Größe einer Centmünze strahlen unsichtbares Nah-Infrarotlicht auf ein Objekt, das zu analysieren ist – zum Beispiel einen Pullover, ein Bierglas oder eine Tiefkühlpizza. Aus dem zurückgestrahlten Licht können die Geräte dann erkennen, ob da zum Beispiel Kaschmirwolle im Kleidungsstück verarbeitet ist, das Getränk die rechte Reife hat oder die Pizza nur mit Analogkäse bestreut ist. Und diese Sensoren sind so klein, dass sie auch in Smartphones oder vielen andere Geräte passen.

Senorics-Chef Ronny Timmreck zeigt einen organischen Analysesensor. Foto: Ellen Türke Fotografie für Senorics

Senorics-Chef Ronny Timmreck zeigt einen organischen Analysesensor. Foto: Ellen Türke für Senorics

Schritt in den Industrie-Maßstab

Nun sieht Senorics-Gründer Timmreck die Zeit gekommen, die Innovation in großem Maßstab zu kommerzialisieren. „Dank unserer kleinen, leistungsstarken Infrarot-Sensoren sollen künftig alle Menschen vom Nutzen der Materialanalyse profitieren“, betont er. „Die Pilotanlage ist nun ein wichtiger Ausgangspunkt für die weitere Skalierung unserer Technologie.“

Autor: hw

Quelle: Senorics

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt