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Transfer-Millionen für Sachsens Forscher

Die TU-Ausgründung Novaled Dresden ist auf Organische Leuchtdioden spezialisiert. Abb.: Novaled

Physiker wie die hinter der TU-Ausgründung Novaled Dresden haben es seinerzeit vorgemacht: Wer beizeiten auf eine wirtschaftliche Verwertung universitärer Forschungsergebnisse schaut, kann Erfolgsgeschichten schreiben. Abb.: Novaled

Neues Validierungsprogramm soll Wissenschaftler animieren, jede Erfindung auf wirtschaftliche Verwertbarkeit abzuklopfen

Dresden, 27. April 2021. Seien es nun prämierte Biersensoren, Lazarettbetten aus Papier oder Elektromotoren aus dem 3D-Drucker – die Liste der Firmen-Ausgründungen, die aus Forschungsprojekten an sächsischen Universitäten und Instituten geboren wurden, ist seit der Wende lang geworden. Doch sie könnte noch länger sein, wenn alle Wissenschaftler ihre Erfindungen beizeiten darauf abklopfen würden, ob darin vielleicht ein Geschäftsmodell verborgen ist. Damit sich künftig wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn rascher in bare Münze, Wertschöpfung und Jobs in Sachsen verwandelt, hat Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) ein neues Förderprogramm für die „Validierung von Forschungsergebnissen“ aufgelegt und mit fünf Millionen Euro dotiert.

Auch Fraunhofer, Zuse & Co. können mitmachen

Dadurch bekommen Ingenieure und Wissenschaftler in sächsischen Hochschulen, Fraunhofer-, Planck-, Leibniz- und anderen Instituten nun Geld und Zeit, um zu überprüfen, ob und wie ihre Forschungsergebnisse wirtschaftlich verwertbar sind oder gar für eine eigene Firmengründung taugen.

142 Bewerber auf 28 Zuschläge

Insgesamt haben sich im ersten Schwung 142 Forscher mit ihren Projekten um Validierungs-Zuschüsse beworben, 28 davon hat das Dulig-Ministerium in Dresden nun einen Zuschlag erteilt. Angesichts der großen Nachfrage wollen die Wirtschaftsförderer ihr neues Programm ausbauen: „Das sächsische Wirtschaftsministerium beabsichtigt, die Förderung mit weiteren Aufrufen fortzusetzen“, kündigte Dulig an. „Dafür spricht nicht nur die große Anzahl an eingegangenen Bewerbungen, sondern vor allem auch die hohe Qualität der eingereichten Projektskizzen bei dem ersten Förderaufruf.“

Die Sächsische Aufbaubank (SAB) wird die Mittel ausreichen, das Netzwerk „Futuresax“ betreut das Programm.

Beispiele aus dem Transferprogramm:

Mikroplastikabscheidung mit magnetischer Filtertechnik (MagFil)

Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden, Projektleiter Prof. Dr.-Ing. Thomas Grischek

Ein im Rahmen eines vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Forschungsprojekts entwickelter Magnetfilter zur Entfernung von Mikroplastik aus Wasser und Abwasser soll zur Marktreife geführt werden. Zur Optimierung des Verfahrens werden Versuche mit unterschiedlichen Mikroplastikpartikeln und Wässern an einer halbtechnischen Versuchsanlage durchgeführt.

Produktion von Kaffeesäure zur Synthese eines nachhaltigen und neuartigen Wertstoffes (BiCaSyn)

Technische Universität Bergakademie Freiberg, Projektleiter Dr. Michel Oelschlägel

In einem früheren Projekt haben die Forscher einen leistungsfähigen Syntheseweg für 3-Hydroxytyrosol gefunden – eine Substanz, die für die Lebensmittelbranche interessant ist. Dieser Prozess nutzt Kaffeesäure als Ausgangsstoff. Um eine komplett nachhaltige Produktion zu ermöglichen, soll nun Kaffeesäure aus heimischen Pflanzen gewonnen werden. Erstmals soll damit 3-Hydroxytyrosol in nachhaltig produzierter Form mit hoher Qualität angeboten und durch Einbringung, u. a. in Lebensmittel, verwertet werden können.

Advanced Organic Sensors (ADONIS)

Technische Universität Dresden, Projektleiter Dr. Michael Sawatzki und Prof. Karl Leo

Im Rahmen des ADONIS-Projekts werden drei Anwendungsszenarien für organische Sensorfolien evaluiert. Mit dieser Technologie lässt sich die Zustandsüberwachung von Anlagen und Prozessen digitalisieren und automatisieren. Ziel ist es herauszufinden, wo der Einsatz in der sächsischen Wirtschaft den größten Mehrwert bietet. Eine Ausgründung ist das Ziel.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: SMWA, Oiger-Archiv

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