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Quantenrechner entscheidend für deutsche Wirtschaft

Quantencomputer System One von IBM. Foto: IBM

Quantencomputer System One von IBM. Foto: IBM

Bitkom-Umfrage: Die meisten Unternehmen sehen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil

Berlin, 27. April 2021. Wer die Quantencomputer beherrscht, wird künftig in der Weltwirtschaft entscheidende Wettbewerbsvorteile haben. Das geht aus einer Umfrage des deutschen Digitalwirtschafts-Verbandes „Bitkom“ in Berlin hervor. Mehr als jedes zweite befrage Unternehmen schätzte dabei ein, dass diese noch junge Technologie „eine große Bedeutung für die künftige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft“ haben werde.

Schlüssel für Medikamenten-Entwicklung, komplexe Lieferketten und Kurs-Prognosen

„Wer Quantentechnologien beherrschen und anwenden kann, wird sich maßgebliche Wettbewerbsvorteile sichern“, betonte Bitkom-Präsident Achim Berg. „Quantencomputer können Probleme lösen, an denen Superrechner scheitern, etwa die Berechnung komplexer Liefer- und Produktionsketten, die Simulation der Wirksamkeit von Medikamenten im Körper oder die Analyse und Prognose von Entwicklungen an den Finanzmärkten.“

Mehr als nur Nullen und Einsen

Hintergrund: Quantencomputer arbeiten nicht mit herkömmlichen Nanotransistoren, die nur Nullen und Einsen kennen, sondern können in ihren „Qubit“-Zellen viele verschiedene Zustände beziehungsweise Daten gleichzeitig verarbeiten. Sie können gewissermaßen sehr schnell „ausprobieren“, welche Lösung passt. Eine Schwestertechnologie ist die Quantenkommunikation, die nahezu abhörsichere Telefonate und Datenströme möglich machen soll.

IBM-Quantencomputer. Foto: Graham Carlow für IBM

IBM-Quantencomputer. Foto: Graham Carlow für IBM

Nordamerika führend

Führend in diesen Quantentechnologien sind nordamerikanische Unternehmen wie IBM, Google und D-Wave. Auch Amazon setzt inzwischen Quantentechnologien an: Die Tochter „AWS“ des Online-Handelsriesen bietet Quantencomputing beispielsweise als Cloud-Dienst an. China arbeitet ebenfalls an Quantencomputern und -kommunikation, wobei nicht völlig klar ist, wie erfolgreich die Chinesen damit sind. Inzwischen versucht auch Deutschland, auf den fahrenden Quantenzug aufzuspringen: Der Bund pumpt in den kommenden Jahren zwei Milliarden Euro in die Quantentechnologien investieren. Beteiligt sind hier unter anderem Fraunhofer und mehrere Unis zum Beispiel in München und Aachen. Auch in Sachsen gibt es Quantentechnologie-Forschungsprojekte. Infineon Dresden, das Forschungszentrum Jülich, das Fraunhofer-Phontonikinstitut IPMS und weitere Partner wollen gemeinsam im „Quasar„-Projekt den ersten Quantenprozessor „Made in Germany“ entwickeln.

Halbleiter-Quantenchip der JARA-Kooperation des Forschungszentrum Jülich und der RWTH Aachen. Foto: Jülich Aachen Research Alliance (JARA)

Halbleiter-Quantenchip der JARA-Kooperation des Forschungszentrum Jülich und der RWTH Aachen. Foto: Jülich Aachen Research Alliance (JARA)

Bitkom: Deutsche Aufholjagd darf nicht nur in Forschungsinstituten stattfinden

Allerdings warnte Bitkom-Präsident Berg vor einem zu starken universitären Fokus: „Wir dürfen nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen, auf der einen Seite exzellent sein zu wollen in der Hochschulforschung, aber auf der anderen Seite die Industrie von der wissenschaftlichen Entwicklung weitgehend abzukoppeln“, warnte er. „Wissenschaft und Wirtschaft müssen gleichberechtigt an der Erforschung dieser Zukunftstechnologie teilhaben und gemeinsam auf den größtmöglichen Erfolg hinarbeiten.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Bitkom, BMBF, FHG, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt