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Wegen Corona: Roboter lustwandeln durch Museen in Dresden

Solche Roboter rollen - ferngesteuert durch Menschen über eine Netzplattform - anstelle von biologischen Besuchern durch die Ausstellung "Der Wille und der Berg. Mind over Matter" in den Technischen Sammlungen Dresden. Foto: Museen der Stadt Dresden

Solche Roboter rollen – ferngesteuert durch Menschen über eine Netzplattform – anstelle von biologischen Besuchern durch die Ausstellung „Der Wille und der Berg. Mind over Matter“ in den Technischen Sammlungen Dresden. Foto: Museen der Stadt Dresden

Technische Sammlungen experimentieren mit neuen Echtzeit-Ausstellungsformaten

Dresden, 3. Februar 2021. Weil die Museen in Dresden wegen Corona auf absehbare Zeit geschlossen bleiben, bieten die „Technischen Sammlungen Dresden“ (TSD) nun ihren menschlichen Besuchern an, aktuelle Ausstellungen mit Roboter-Avataren zu besichtigen. Sprich: Wer die Netzseiten der TSD oder des Partners „Dresden Contemporary Art“ aufsucht, kann von dort aus über eine spezielle Software einen Roboterdiener in Echtzeit durch die neue Exposition „Der Wille und der Berg. Mind over Matter“ fernlenken, die Exponate besichtigen und mit anderen robotischen Avataren interagieren. Das hat TSD-Sprecher Ilja Almendinger heute angekündigt.

Alternativ virtueller Gang durch Computermodell möglich

Dieser neue Dienst ist immer freitags von 16 bis 20 Uhr verfügbar. Wer zu anderen Zeiten das Netzportal betritt, kann zumindest eine virtuelle Tour durch ein Computermodell der Ausstellung unternehmen.

Im Exponat "Briefe an Joe"
lässt Franziska Wanda eine
Frau, die sich einfrieren lässt,
über die Zukunft erzählen
(Video: Wanda Silberhorn):

Erster Testlauf war 2020 mit den Chaos-Nerds

Die neue Schau „Der Wille und der Berg. Mind over Matter“ sollte eigentlich bereits im November 2020 für die breite Öffentlichkeit öffnen. Der verschärfte Corona-Ausnahmezustand („Lockdown“) vereitelte das jedoch. Nun haben die Organisatoren vom „Netzwerk Medien Kunst“ die Schau doch noch eröffnet, obgleich Besucher nur virtuell oder über einen Roboter-Stellvertreter kommen können. Die Hardware dafür hat Leon Abdulhakim Alqaseer entwickelt, Johannes Lötzsch die Software dazu programmiert. In einem Pilotversuch hatten die TSD und der „Chaos Computer Club“ ähnliche Roboter-Avatare für Besucher bereits zum „Chaos Communication Congress 2020“ ausgetestet. Nun können Besucher diese Technik auch für den regulären Ausstellungsbetrieb nutzen.

Die taiwanesische Künstlerin Hung Yun-Ting widmet ihre Rauminstallation "Untitled" aus über 200 Faltarbeiten der Low-Tech-Produktion. Repro: Bildschirmfoto (hw) der TSD-Ausstellung "Der Wille und der Berg. Mind over Matter"

Die taiwanesische Künstlerin Hung Yun-Ting widmet ihre Rauminstallation „Untitled“ aus über 200 Faltarbeiten der Low-Tech-Produktion. Repro: Bildschirmfoto (hw) der TSD-Ausstellung „Der Wille und der Berg. Mind over Matter“

„Der Wille und der Berg“: Miteinander von Mensch und Technologie im Fokus

Im Fokus der Exposition stehen laut den Kuratoren „Fragen der Bewusstseinsforschung, des Machine Learning, der Struktur des Selbst und des Selbsterlebens“ sowie die Beziehungen zwischen Menschen und Technologie. Zu sehen und hören ist beispielsweise mitten im virtuell kopierten Emanuel-Goldberg-Saal des Museums das animierte Computermodell eines Audio-Rotors von „NO1“, der höchst eigenartige Geräusche produziert. Stefan Römer zeigt entkernte und mit Installationen wiederbefüllte alte Fernseher, die zu „Dream Machines“ mutiert sind. Ein paar Schritte weiter hat die Künstlerin Carolin Weinert die Projektion „i got a theory“ installiert: In einem idyllischen Garten liest in diesem Kurzvideo eine junge Frau ihre Gedanken über „Sex, Gender, and the Body“ vor. Nebenan haben Deborah Geppert und Clemens Reinecke eine verführerische Falle aufgestellt: Kissen, warmes Licht und Monitore verlocken den Besucher, sich darnieder zu legen und der „zarten Berührung zwischen dem Menschen und der allumgebenden Technik“ zu ergeben. Yun-Ting Hung wiederum verweist mit 200 gefalteten Papierobjekten auf „traditionelle Geschäftigkeit und Low-Tech-Produktion in der globalen Arbeitsteilung“. Insgesamt beteiligen sich rund 20 Künstler, Künstlerinnen und Kunstkollektive an der Schau.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: TSD/ virtueller Besuch

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