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Kombinierte Magnet- und Antimaterie-Tomografien helfen im Kampf gegen Hirnkrebs

Patienten mit aggressiven Hirntumoren könnten von einer verbesserten Strahlentherapie profitieren. Grundlage ist eine kombinierte PET-MRT-Bildgebung. Foto: André Wirsig für das NCT/UCC

Patienten mit aggressiven Hirntumoren könnten von einer verbesserten Strahlentherapie profitieren. Grundlage ist eine kombinierte PET-MRT-Bildgebung. Foto: André Wirsig für das NCT/UCC

Tumorzentrum und Uniklinikum Dresden sehen lebensverlängernde Therapie-Ansätze für Glioblastom-Patienten

Dresden, 5. Januar 2020. Hirnkrebspatienten lassen sich erfolgreicher behandeln, wenn die Onkologen dabei mehrere bildgebende Verfahren kombinieren. Das haben Forscherinnen und Forscher im „Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen“ (NCT) in Dresden herausgefunden. Dafür haben sie die Langzeitdaten von 89 behandelten Patienten ausgewertet, die unter besonders aggressiven Gehirntumoren litten, den sogenannten Glioblastomen.

MRT zeigt Hirnstruktur, PET den Stoffwechsel

Konkret liefern Magnetresonanztomographien (MRT) „mithilfe eines starken Magnetfelds und durch Radiowellen genaue Einblicke in die Hirnstrukturen der Betroffenen“, schätzen die Autorinnen der Dresdner Studie ein. Ergänzende Positronen-Emissions-Tomographien (PET) wiederum machen durch schwach radioaktive Stoffen („Tracer“) die Stoffwechselaktivität im Gehirn sichtbar. Dabei setzen die NCT-Expertinnen speziell präparierte Methionin-Aminosäuren vom Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf ein.

Indem sie die aus beiden Verfahren gelieferten Bilder und 3D-Computermodelle miteinander verglichen, konnten die Ärztinnen und Ärzte die eingesetzten Strahlen- und Chemotherapien besser dosieren und zielsicher ausrichten und spätere Tumor-Neuausbrüche genauer vorhersagen.

Bildkombination kann Therapiechancen verbessern

Diese Methode helfe, „die Strahlentherapie künftig weiter zu verbessern und noch genauer auf den einzelnen Patienten zuzuschneiden“, schätzte NCT-Direktorin Prof. Mechthild Krause ein. Einerseits könne man so „Patienten identifizieren, die trotz der als unheilbar geltenden Erkrankung ihren Tumor mit hoher Wahrscheinlichkeit viele Jahre überleben werden“, erklärte sie. „Für diese Patienten gilt es, Therapieverfahren zu wählen, die mit möglichst wenigen Nebenwirkungen verbunden sind.“ Andererseits können die Onkologinnen und Onkologen durch kombinierte PET- und MRT-Untersuchungen auch Patienten mit hohem Rückfallrisiken erkennen. „Besonders bei dieser Hochrisikogruppe könnte eine Dosiserhöhung in dem durch die PET-Untersuchung angezeigten Areal ein vielversprechender Weg sein“, ergänzte Prof. Michael Baumann, der wissenschaftliche Vorstand des „Deutschen Krebsforschungszentrums“ (DKFZ).

Über Glioblastome

Glioblastome sind laut dem Uniklinikum Dresden besonders aggressive und schnell wuchernde Hirntumore. Sie kehren nach Operationen, Strahlen- und Chemotherapien meist binnen eines Jahres zurück und gelten noch als unheilbar – aber eben behandelbar. Jährlich erkranken in Deutschland etwa 4800 Menschen an einem Glioblastom. Die meisten von ihnen sind im Alter zwischen 50 und 75 Jahren.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: NCT, Uniklinikum Dresden

Die wissenschaftliche Publikation dazu:

Annekatrin Seidlitz, Bettina Beuthien-Baumann, Steffen Löck, Christina Jentsch, Ivan Platzek, Klaus Zöphel, Annett Linge, Jörg Kotzerke, Jan Petr, Jörg van den Hoff, Jörg Steinbach, Dietmar Krex, Gabriele Schmitz-Schackert, Monique Falk, Michael Baumann, Mechthild Krause: Final results of the prospective biomarker trial PETra: [11C]-MET-accumulation in postoperative PET/MRI predicts outcome after radiochemotherapy in glioblastoma. In: Clinical Cancer Research (Online Publikation 29. Dezember 2020) https://doi.org/10.1158/1078-0432.CCR-20-1775

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt