„Smart Nanotubes“-Chef: Können 2021 Millionenproduktion starten
Dresden, 17. Dezember 2020. „Smart Nanotubes Technologies“ aus Dresden hat elektronische Nasen für den Massenmarkt entwickelt: Die Gassensor-Chips aus Sachsen sollen unangenehme und gefährliche Gerüche in verdorbenen Speisen „erschnüffeln“, aber auch vor schlechter Atemluft oder Pfusch in der Chemieproduktion warnen. Dank einer an der TU Dresden entwickelten Nanotechnologie sei der neue Sensor weit genauer, kleiner, sparsamer und billiger herstellbar als heutige Profi-Lösungen, teilte die Uni-Ausgründung mit. Es handele sich dabei um den „weltweit ersten Geruchssensor-Chip für den Massenmarkt“.
Sortenreine Produktion von Kohlenstoff-Nanoröhrchen an TU Dresden entwickelt
Der Sensor-Chip besteht aus besonders hochwertigen sortierten Kohlenstoff-Nanoröhrchen (CNTs). Das sind aufgerollte zweidimensionale Netze aus Kohlenstoff-Atomen. Um sie sortenrein herzustellen, hatten Forscher am Dresdner TU-Lehrstuhl für Materialwissenschaft und Nanotechnik um Professor Gianaurelio Cuniberti in der vergangenen Dekade eine innovative Fertigungstechnik entwickelt. Mit diesen CNTs verbanden sie dann Röhrensysteme zu elektronischen Sensorchips, die bis zu 64 Gaskanäle parallel analysieren können. Nach einer Ausbrütphase im „Life Science Inkubator Sachsen“ am Tatzberg in Dresden gründeten Dr. Viktor Bezugly und Dr. Birte Sönnichsen mit zwei weiteren Kollegen in Freital bei Dresden das Unternehmen „Smart Nanotubes Technologies“.
„Smell Inspector“ soll soviel wie ein Mittelklasse-Smartphone kosten
„Unsere Entwicklung ist so weit, dass wir im kommenden Jahr Millionen Chips produzieren können”, versicherte „Smart Nanotubes“-Mitgründer Viktor Bezugly. Der neue „Smell Inspector“ mit dem eingebauten Geruchssensor „Smell iX16” werde ab dem dritten Quartal 2021 verfügbar sein und soviel wie ein Mittelklasse-Smartphone kosten – also etwa 350 Euro.
Dresdner wollen Internetschwarm für die Weiterentwicklung einspannen
Zudem möchten Bezugly und Sönnichsen nun auch moderne Internetschwarm-Methoden einsetzen, um ihre Nanotech-Nasen weiter zu entwickeln. Sie haben daher für Anfang 2021 eine Kampagne auf der Internetschwarm-Plattform „Kickstarter“ angekündigt: Ingenieure und andere Entwickler aus aller Welt sollen ein internationales Netzwerk knüpfen, das die Prototypen verbessert, neue Anwendungen findet und der eingebetteten „Künstlichen Intelligenz“ beibringt, „unterschiedliche Molekülzusammensetzungen so zu analysieren, dass auch komplexe Gerüche von anderen unterschieden werden können“.
Mögliche Einsatzszenarien sehen die Dresdner für ihre Nanotech-Nasen beispielsweise in der Qualitätssicherung, der Lebensmittelkontrolle, der Gefahrenabwehr und im Gesundheitssektor. Zudem arbeiten Forscher der TU Dresden derzeit an einer digitalen Nase, die erschnüffeln soll, ob ein Mensch corona-krank ist. Dabei setzen sie auf eine verwandte Technologie.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: „Smart Nanotubes“, LSI Sachsen, TUD, Oiger-Archiv
Zum Weiterlesen:
Dresdner wollen mit künstlichen Nasen Corona erschnüffeln
Dresdner Institut kurbelt Massenproduktion von CNTs an
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