Forschung, News, Umweltschutz und Ökologie, zAufi

Helmholtz Freiberg will lernfähigen Elektronikschrott-Beäuger bauen

Elektro- und Elektronikschrott enthalten zwar viele Wertstoffe. Sie automatisiert wiederzuverwerten, ist aber eine schwierige technologische Herausforderung. Foto: Heiko Weckbrodt

Elektro- und Elektronikschrott enthalten zwar viele Wertstoffe. Die Materialien automatisiert wiederzuverwerten, ist aber eine schwierige technologische Herausforderung. Foto: Heiko Weckbrodt

Für 3,8 Millionen Euro entsteht bis Mitte 2021 ein Demonstrator

Freiberg/Dresden, 14. August 2020. Um die weltweiten Berge aus Elektronikschrott abzutragen, bauen Wissenschaftlerinnen um Dr. Richard Gloaguen und Dr. Axel Renno vom Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (Hif) nun eine neue Abfall-Analysemaschine. Das geht aus einer Mitteilung des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) hervor, zu dem das Hif gehört.

Maschine soll auch Verbundstoffe automatisch erkennen

Die Ingenieurinnen wollen die Maschine mittels moderner Kameratechnik, künstlicher Intelligenz und zahlreichen Sensoren in die Lage versetzen, in Abfallströmen beispielsweise Metalle, Kunststoffe, Keramiken und Verbundwerkstoffe zu erkennen – damit später andere Maschinen diese Müllflut automatisiert zerlegen.

E-Schrott wird meist manuell verwertet – oder landet im Restmüll

Letztes ist bei Elektronik- und Elektroschrott bisher noch schwer lösbar: Wenn sie nicht gleich im Testmüll landen, werden alte Fernseher, Computer und ähnliche Geräte oft per Hand auseinandergenommen. Angesichts weltweit rasch wachsender Elektronikschrott-Berge ist solch ein manuelles Recycling kaum eine Lösung. „Eine Rückgewinnung aus komplexen Materialverbünden ist derzeit mit den verfügbaren Technologien nicht möglich oder nicht betriebswirtschaftlich sinnvoll“, erklärte Hof-Direktor Dr. Jens Gutzmer.

Forscherinnen bekommen 3,8 Millionen Euro von EU und Sachsen

Deshalb knobeln Helmholtz-Forscherinnen bereits seit geraumer Zeit an lernfähigen Multisensor-Kamerasystemen, die die Schrottanalyse doch ein Stück weit automatisieren können. Im Labor haben sie laut dem HZDR schon erste Erfolge damit erzielt. Bis Mitte 2021 wollen sie nun eine Demonstrator-Anlage bauen, um ihre Technologie praktisch zu testen. Der „europäische Fonds für regionale Entwicklung“ (Efre) und der Freistaat Sachsen haben ihnen dafür nun 3,8 Millionen Euro zugesagt.

Die Elektroschrittberge wachsen seit Jahren weltweit - und laut Unitar-Prognose setzt sich dieser Trend vorerst fort. Grafik: Nienke Haccoû, Unitar, CC3-Lizenz, https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/

Die Elektroschrittberge wachsen seit Jahren weltweit – und laut Unitar-Prognose setzt sich dieser Trend vorerst fort. Grafik: Nienke Haccoû, Unitar, CC3-Lizenz, https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/

Elektromüllberge wachsen weltweit

Im Jahr 2019 warf die Menschheit rund 53,6 Millionen Tonnen Elektro- und Elektronikschrott weg – neun Millionen Tonnen mehr als im Jahr 2014. Das geht aus dem „Global E-waste Monitor 2020“ der „United Nations Institute for Training and Research“ (Unitar) und der internationalen Telekommunikations-Union (ITU) hervor. „Führend“ sind dabei China, die USA, Japan, Indien und Deutschland. Bis 2030 werden die Elektroschrott-Berge weltweit um weitere 40 % auf dann knapp 75 Millionen Tonnen wachsen, schätzen die Studienautoren.

Autor: hw

Quellen: HZDR/Hif, Unitar

Zum Weiterlesen:

Helmholtz gründet Ressourceninstitut Hif in Freiberg

Pyrolyse-Maschinen sollen aus Plastemüll Diesel machen

Alt-Handy-Berge wachsen

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt