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Forscher untersuchen Klimawandel-Schäden an Kulturgut in Moritzburg

Barocke Ledertapeten im Schloss Moritzburg. Foto: Thomas Löther für das IDK

Barocke Ledertapeten im Schloss Moritzburg. Foto: Thomas Löther für das IDK

Hitze reißt alte Ledertapeten auf – Wissenschaftler aus Bamberg und Dresden starten Studie an 3 Fallbeispielen

Moritzburg/Bamberg/Dresden, 30. Juli 2020. Wissenschaftler der Uni Bamberg wollen die Hitze-Schäden untersuchen, die der Klimawandel im Schloss Moritzburg und an anderen Kulturgütern in Deutschland anrichtet. Das hat die Universität nun angekündigt.

Lange Dürren schädigen historischen Gebäuden

Die Bamberger Restaurierungswissenschafter vermuten, dass die langen Hitze- und Trockenperioden, die Deutschland in den jüngsten Sommern erlebt hat, viele historische Gebäude und deren Innenausstattung dauerhaft schädigen können. Immer öfter würden dort geringe Luftfeuchtigkeiten unter 40 Prozent gemessen. „Diese geringen Luftfeuchten sind eine Gefahr für zahlreiche Kunstgattungen aus organischen Materialien, wie Leinwandgemälde oder auch Papier- und Ledertapeten“, betonte Dr. Paul Bellendorf, Professor für Restaurierungswissenschaft an der Uni Bamberg. Dadurch könnten dauerhafte Schäden entstehen, beispielsweise Risse. „Wir vergleichen das Phänomen von zu geringer Luftfeuchtigkeit erstmals deutschlandweit. Im Idealfall können wir anschließend geeignete Strategien zur präventiven Schadensbekämpfung formulieren.“

Befragungen und Luftfeuchte-Messungen geplant

Die Forscher wollen für ihre Studie einerseits Denkmalpfleger, Schlossherren und andere Menschen vor Ort fragen, welche klimatisch bedingten Schäden erkennbar werden. Anderseits fokussieren sich die Bamberger auf drei Fallbeispiele in Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Schloss Moritzburg: Sanierte barocke Ledertapeten bekommen schon wieder Risse

Dazu gehört auch Schloss Moritzburg. Dort befindet sich der größte Bestand barocker Ledertapeten, auf denen unter anderem Diana, die Göttin der Jagd, abgebildet ist, erklärten die Restaurierer. „Die Bemalungen sind in den letzten Jahren aufwendig saniert worden und zeigen bereits Schäden in Form von Schrumpfungsrissen, die auf extreme Hitzeperioden zurückzuführen sind“, so Bellendorf. Die Wissenschaftler wollen daher nun mit speziellen Messgeräten das Klima vor Ort und auf der Oberfläche der Objekte aufzeichnen. Mit diesen Daten können sie dann die Schadensrisiken in Schloss Moritzburg auswerten und mit anderen Standorten vergleichen.

Schloss Augustusburg: Cranach-Altar in der Klimabox

Ähnliche Untersuchungen sind auf Schloss Augustusburg geplant: In der dortigen Schlosskirche gibt es einen Cranach-Altar und eine Cranach-Kanzel von 1572. Von Lucas Cranach dem Jüngeren gemalt zeigt das Sakralbild das einzig erhaltene Bildnis von Kurfürst August und seiner Familie in der zeitgemäßen Ausstattung der Renaissance. Nach siebenjähriger Restaurierung wurde der Altar unter anderem mit einer Klimabox ausgestattet, um die kleinste Veränderung unmittelbar am Sakralbild zu erfassen.

Auch diese Wandmalereien in der Albrechtsburg in Meißen haben durch Trockenheit Schaden genommen. Foto: Thomas Löther für das IDK

Auch diese Wandmalereien in der Albrechtsburg in Meißen haben durch Trockenheit Schaden genommen. Foto: Thomas Löther für das IDK

Albrechtsburg Meißen: Historienbilder bröckeln

Drittes Fallbeispiel ist die Albrechtsburg in Meißen: Dort bemalten elf Künstlern ab 1873 Räume im ersten und zweiten Stock mit Historienbildern, historischen Deckenmalereien und Porträts. Aufgrund der geringen Luftfeuchte in dem als Museum genutzten Gebäude haben auch diese Wandmalereien Schäden davongetragen beispielsweise haben sich die polychromen Farbfassungen gelockert und an Substanz verloren.

Stiftung gibt 122.000 Euro

Das Projekt gehört zum Forschungsschwerpunkt „Erschließung und Erhalt von Kulturgut“ der Uni Bamberg. Die „Deutsche Bundestiftung Umwelt“ (DBU) fördert die Studie mit 122.000 Euro. Kooperationspartner ist das „Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt“ (IDK) in Dresden. Gemeinsam wollen sie aus ihren Befunden auch Empfehlungen erarbeiten, wie die Museen und anderen Kultureinrichtungen auf den Klimawandel reagieren können.

Autor: Oiger

Quellen: Uni Bamberg, IDK

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt