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Rotop stellt neue Diagnose-Arznei gegen Parkinson in Dresden her

Hochautomatisiert füllen Mensch und Roboter gemeinsam Radiopharmaka in der Rotop Radiopharmacy in Dresden-Rossendorf ab. Foto: Rotop

Hochautomatisiert füllen Mensch und Roboter gemeinsam Radiopharmaka in der Rotop Radiopharmacy in Dresden-Rossendorf ab. Foto: Rotop

Neun Millionen Euro in neue Produktionsstätte investiert

Dresden, 30. Juni 2020. Ein neues radioaktives Iod-Medikament soll künftig die Diagnose der Schüttelkrankheit „Morbus Parkinson“ verbessern und beschleunigen. Die Firma „Rotop“ hat neun Millionen Euro in eine neue Produktionsanlage in Dresden-Rossendorf investiert. Deren neugegründete Tochter „Rotop Radiopharmacy GmbH“ stellt nun das Iod-123-Radiopharmakon dort her. Das geht aus einer Unternehmens-Mitteilung hervor.

Kooperation mit Helmholtz-Forschern

Entwickelt habe man das schwach strahlende Medikament gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR), informierte Jens Junker, der Chef von Rotop Pharmaka. „Unsere Zusammenarbeit reicht bis in die Gründungstage von Rotop zurück“, betonte HZDR-Wissenschaftsdirektor Prof. Sebastian M. Schmidt. „Mittlerweile sind wir bei der Entwicklung von Arzneimitteln für die Krebs- oder Parkinsondiagnostik ein gut eingespieltes Team. Das kürzlich zugelassene Radiopharmakon Ioflupan ist dafür das beste Beispiel.“

Prof. Sebastian Schmidt ist seit April 2020 der wissenschaftliche Direktor des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf. Foto: Heiko Weckbrodt

Prof. Sebastian Schmidt ist seit April 2020 der wissenschaftliche Direktor des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf. Foto: Heiko Weckbrodt

Das HZDR steuert für solche Kooperationen einerseits seine Kompetenzen in der Grundlagenforschung bei, andererseits verfügt es über Beschleuniger. Spezielle Labore und andere Einrichtungen, mit denen sich bestimmte Isotope und nuklearmedizinische Präparate besonders genau vorbereiten lassen.

Eine Frage der Halbwertszeit: Arznei darf nicht vor Ankunft zerfallen

Obgleich viele Erkrankungen mit Technetium-Isotopen (Tc) untersucht werden könnten, gebe es zahlreiche Biomoleküle, die damit nicht einfach markiert werden können, aber mit Jodid“, erläuterte der Nuklearmediziner Prof. Jörg Kotzerke vom Universitätsklinikum Dresden die Hintergründe, die zur Entwicklung des neuen Jod-Diagnosemittels geführt hatten. „Eine Markierung in der niedergelassenen Praxis ist mit Iodid jedoch nicht durchführbar. Insofern erweitert die neue Produktion die diagnostischen Möglichkeiten in der medizinischen Praxis. Und aufgrund der hinreichend langen Halbwertszeit ist eine flächendeckende Verteilung über die Grenzen Sachsens hinaus möglich. Da es bei der Parkinson-Erkrankung gute Behandlungsmöglichkeiten gibt, ist die sichere Diagnose von hoher Bedeutung.“

Rotop-Geschäftsführer Jens Junker zeigt sein neues Iod-123-Radiopharmakon für die Parkinson-Diagnostik Foto: André Wirsig für Rotop

Rotop-Geschäftsführer Jens Junker zeigt sein neues Iod-123-Radiopharmakon für die Parkinson-Diagnostik
Foto: André Wirsig für Rotop

Die Schüttellähmung „Parkinson“ und der Gedächtnisverlust von „Alzheimer“ sind die beiden häufigsten neurodegenerativen Krankheiten weltweit. Dabei sterben Nervenzellen ab beziehungsweise verlieren ihre ursprüngliche Leistungskraft. Mit Morbus Parkinson leben in Deutschland rund 280.000 Menschen, weltweit sind es schätzungsweise vier Millionen.

Über Rotop

Rotop wurde im Jahr 2000 gegründet und ist auf die Herstellung und Abpackung von Radiopharmaka-Komplettsätzen spezialisiert. Dabei orientiert sich das Unternehmen auf den anspruchsvollen Herstellungsstandard „Good Manufacturing Practice“ (GMP). Der Betrieb hat inzwischen über 100 Mitarbeiter und realisierte zuletzt 18 Millionen Euro Jahresumsatz. Rotop ist Teil der „Molecular Diagnostics Group“ (MDG) des Unternehmers Wilhelm Zörgiebel. Bisher hat das Unternehmen rund 17 Millionen Euro in den Standort Dresden-Rossendorf investiert. Weitere Investitionsprojekte für rund neun Millionen Euro sind inzwischen gestartet, teilte Zörgiebel mit.

Um die neue Produktionsstätte für radioaktive Diagnostika zu automatisieren, wurden Roboter mit Wandelbots-Technologie angelernt. Foto: Rotop

Um die neue Produktionsstätte für radioaktive Diagnostika zu automatisieren, wurden Roboter mit Wandelbots-Technologie angelernt. Foto: Rotop

Rotop-Chef: Arzneiproduktion in Deutschland funktioniert auch für kleine Firmen

Die nun aufgebaute Produktionsanlage arbeitet hochautomatisiert. Zum Einsatz kamen dabei Robotik-Technologien von Wandelbots Dresden. Und diese Kooperation von Dresdner Unternehmen und Forschungseinrichtungen könnte beispielgebend sein: „Entwicklung und Investition in die Herstellung von Arzneimittel in Deutschland lohnt sich eben doch, auch für kleine Unternehmen“, ist Rotop-Chef Junker überzeugt. „Wir leisten einen wichtigen Beitrag für die Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln ‚Made in Germany‘.“

Autor: Oiger

Quelle: Rotop/MDG, Kompetenznetzwerk Parkinson

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt