Neue Pulverrezepte aus Dresden und Stuttgart: Autoteile bekommen unter unsichtbarer Sonne ihre Farbe
Dresden/Stuttgart, 16. Juni 2020. Autobauteile sollen in Zukunft schneller Farbe bekommen – allerdings nicht wie ein menschlicher Urlauber unter der Sonne des Südens, sondern unter einer unsichtbaren Infrarotsonne. Dafür haben Leibniz- und Fraunhofer-Forscher aus Dresden und Stuttgart neuartige Pulverlacke entwickelt, die den ganzen Lackierungsprozess weit schneller und billiger machen sollen als heutige Verfahren. Zudem ist es damit möglich, zuerst die Stahlbleche zu lackieren, bevor sie zu komplizierten 3D-Strukturen umgeformt werden – und nicht erst aufwendig hinterher. „Mit unserer Lösung bricht der Lack einfach nicht beim Umformen“, betonte Dr. Michaela Gedan-Smolka vom Leibniz-Institut für Polymerforschung (IPF) Dresden.
Spezielle Zutaten saugen Wärme auf und verteilen sie im Lack
Dafür haben die Forscher die Pulverlacke mit Materialien versetzt, die unsichtbare Wärmestrahlen von Infrarot-Quellen besonders gut aufnehmen sowie innerhalb des Lacks rasch weiterleiten. Mit dieser Mixtur dauert es nicht mehr zehn bis 15 Minuten, bis die Farbe aushärtet, sondern nur noch zehn bis 20 Sekunden. Zudem entstehen in diesem Verfahren Lackierungskosten von nur einem Euro statt 1,70 Euro pro Quadratmeter wie bei klassischen Lacken. Derzeit sind die Ingenieure noch dabei, durch Rezepturverfeinerungen die richtige Balance zwischen Produktionstempo und gleichmäßiger Lackhärte zu finden.
Auch für Kühlfolien in Batterien einsetzbar
Dr. Gedan-Smolka sieht viel Potenzial für diese neue Farbgebungstechnologie in der Automobilindustrie, im Transportwesen, in hochautomatisierten Fabriken der „Industrie 4.0“ und in der Produktion von Batterie-Kühlfolien für Elektroautos. Für dieses Entwicklungsprojekt hatten sich das IPF und das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung in Stuttgart zusammengetan. Weil die neue Technologie schon rasch für viele Industriezweige interessant sein kann, förderte die „Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen“ (AiF) das Vorhaben.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Vor-Ort-Termin IPF, AiF
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