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Wandelbots Dresden sammelt 26 Millionen Euro ein

Ein Wandelbots-Mitarbeiter testet die neuen Tracepens, mit denen auch Laien Roboter anlernen können. Foto: Wandelbots

Ein Wandelbots-Mitarbeiter testet die neuen Tracepens, mit denen auch Laien Roboter anlernen können. Foto: Wandelbots

Microsoft-Tochter und weitere Risikokapitalisten investieren in sächsische Robotik-Firma

Dresden, 16. Juni 2020. Damit „Wandelbots“ international wachsen und seine neuen Anlern-Stifte für Roboter rascher im Markt platzieren kann, investieren die britische Beteiligungsgesellschaft „83North“, die Micosoft-Tochter M12 und weitere Risikokapitalisten rund 26 Millionen Euro in das Dresdner Robotik-Unternehmen. Das haben Wandelbots und 83North heute mitgeteilt.

Die Wandelbots-Gründer (Von links nach rechts): Giang Nguyen, Christoph Biering, Georg Püschel, Sebastian Werner, Maria Piechnick, Christian Piechnick, Jan Falkenberg. Foto: Jörg Simanowski für Wandelbots

Die Wandelbots-Gründer (Von links nach rechts): Giang Nguyen, Christoph Biering, Georg Püschel, Sebastian Werner, Maria Piechnick, Christian Piechnick, Jan Falkenberg. Foto: Jörg Simanowski für Wandelbots

Wurzeln an der TU Dresden

Studenten der TU Dresden hatten „Wandelbots“ im Jahr 2017 gegründet, um die Programmierung von Industrierobotern drastisch zu vereinfachen: Sie entwickelten interdisziplinär zunächst eine Sensorjacke und dann den Spezialstift „Trace Pen“. Damit können Menschen ihren stählernen Kollegen neue Arbeitsschritte durch Arm- und Handbewegungen vormachen und sie so automatisch anlernen – ohne dafür auch nur eine einzige Computerprogramm-Zeile zu schreiben.

Werbevideo von Wandelbots:

Statt Tage oder Wochen werden Roboter binnen Minuten umprogrammiert

Wandelbots-Chef Christian Piechnick will mit diesen und weiteren geplanten Produkten die gesamte Roboterindustrie revolutionieren: Wenn Roboter so viel schneller, einfacher und billiger als bisher in Fabriken angelernt werden können, dann werden sie künftig viel breiter auch in kleinen Firmen eingesetzt, ist er überzeugt. „Die Komplexität, der Zeitaufwand und die Kosten der Umprogrammierung von Robotern zur Anpassung an sich ändernde Marktanforderungen waren bisher unerschwinglich“, argumentiert Piechnick. Das ändere sich durch die Wandelbots-Ansätze: „Roboter können nun innerhalb weniger Minuten neue Fähigkeiten erlernen, indem sie mit unglaublicher Präzision und Genauigkeit von Beispielen qualifizierter menschlicher Bediener lernen.“

„83North“-Manager sieht „neue Ära der Robotik“ nahen

An das bahnbrechende Potenzial der Dresdner Technologie glaubt auch Gil Goren von 83North: „Während wir in eine neue Ära der Robotik und Automatisierung eintreten, revolutioniert Wandelbots diese Industrie und spielt eine führende Rolle bei der Neugestaltung der Fertigung. Wir glauben an das Team von Wandelbots, das bei dieser Umgestaltung eine führende Rolle spielen wird.“

VW, BMW und andere Partner gewonnen

Wandelbots hat inzwischen VW, BMW, Infineon und andere Industriepartner für seine Anlerntechniken gewonnen. Das nun eingesammelte Geld aus der neuen Finanzierungsrunde wollen die Wandelbots-Ingenieure einsetzen, um die Markteinführung ihres „Trace Pen“ zu beschleunigen und international zu expandieren. Das Dresdner Unternehmen habe zuletzt einen Nachfrageschub von internationalen Käufern erlebt „aufgrund der Covid-19-Pandemie, bei der industrielle Lieferketten zusammenbrachen und ein zunehmender Trend zur Verlagerung von Schlüsselprozessen, die zuvor im Ausland durchgeführt wurden, zu beobachten war“, berichtet Wandelbots.

Wandelbots-Chef Christian Piechnick führt die neue "Trace Pens"-Anlernstation für Roboter vor. Foto: Heiko Weckbrodt

Wandelbots-Chef Christian Piechnick. Foto: Heiko Weckbrodt

Wandelbots-Chef: In 15 Jahren sind Hausroboter so normal wie heute die Smartphones

Das Unternehmen finanziert sich bisher wesentlich durch Geldspritzen von Risikokapitalisten. Mit Gewinnen sei frühestens 2020 oder 2021 zu rechnen, hatte Piechnick noch im jüngsten Oiger-Gespräch prognostiziert. Er strebt letztlich einen Börsengang an. Und bei Industrierobotern wollen die Dresdner auch nicht stehenbleiben: „Wenn ich in die Zukunft blicke, bin ich mir absolut sicher, dass in den nächsten 15 Jahren Roboter in jedem Haushalt so etabliert sein werden, wie die Smartphones im letzten Jahrzehnt etabliert wurden.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Wandelbots, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt