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TU Dresden will 150 Millionen für drei neue Spitzenzentren

Eine Fraunhofer-Forscherin bereitet Proben für die Entwicklung von Zell- und Gentherapeutika im Reinraum des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie (IZI) vor. Foto: Fraunhofer IZI

Eine Fraunhofer-Forscherin bereitet Proben für die Entwicklung von Zell- und Gentherapeutika im Reinraum des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie (IZI) vor. Foto: Fraunhofer IZI

6G-Mobilfunk, lebende Arznei und digitale Gesundheit im Fokus

Dresden, 5. Mai 2020. Mit „lebenden“ Arzneien, gesundheitsfördernden Verbindungen zwischen biologischer und digitaler Welt sowie dem Mobilfunk der 6. Generation wollen Dresdner Wissenschaftler drei neue Spitzenforschungszentren an der TU einrichten – und dafür bis zu 200 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Clusters4Future“ einwerben. In die engere Auswahl sind die Dresdner Projekte „SaxoCell“, „Smart4life“ und „6G-Zukunftscluster“ bereits gelangt. Nun müssen die Forscher ihre Anträge verfeinern und sich gegen 13 weitere Projekte anderer Unis durchsetzen, damit das Geld ab dem kommenden Jahr fließen kann. Das geht aus einer Mitteilung der Technischen Universität Dresden (TUD) hervor.

Eine zweite Chance nach dem Exzellenz-Wettbewerb

„Clusters4Future“ ist eine Art Trostpflasterprogramm von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) für jene Unis, die in der jüngsten Exzellenzuni-Förderrunde von Bund und Ländern nicht oder nur teilweise zum Zuge kamen. Dresden behauptete sich 2019 zwar als einzige ostdeutsche Exzellenzuni, bekam aber nur Geld für die Hälfte der beantragten Exzellenzzentren.

Die Dresdner Projekte

Mit den folgenden Anträgen, die allerdings etwas andere Themen als im Exzellenzwettbewerb abdecken, bewirbt sich die TU nun um Zuschüsse aus dem mit insgesamt 450 Millionen Euro dotierten neuen Cluster-Programm:

Eine CRTD-Mitarbeiterin bereitet Zellprodukte vor. Foto: Anke Fuchs für das CRTD

Eine CRTD-Mitarbeiterin bereitet Zellprodukte vor. Foto: Anke Fuchs für das CRTD

„SaxoCell“:

Die Forscher um Prof. Ezio Bonifacio vom Centrum für regenerative Therapien Dresden (CRTD) wollen die Selbstheilungskräfte des menschlichen Körpers für eine neue Generation „lebender“ Arzneimittel einspannen. Sie möchten vor allem neue, automatisierte und preisgünstige Produktionsmethoden sowie Anwendungen für personalisierte Gen- und Zelltherapeutika finden. Partner sind die Uni Leipzig und das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) aus Leipzig. Gemeinsam wollen sie eine neue und „einzigartige Wertschöpfungskette in Sachsen“ wachsen lassen.

Ein Spekrometer auf kleinstem Raum: Dieser flexible organische Sensor des Institut für Angewandte Photophysik (IAPP) der TU Dresden kann mit Nah-Infrarotstrahlen Proben berühungslos analysieren. Diese Technologie wollen die Physiker nun für elektronische Wundpflaster nutzen. Foto: Siegmund / IAPP

Ein Spekrometer auf kleinstem Raum: Dieser flexible organische Sensor des Institut für Angewandte Photophysik (IAPP) der TU Dresden kann mit Nah-Infrarotstrahlen Proben berühungslos analysieren. Diese Technologie wollen die Physiker auch für elektronische Wundpflaster nutzen. Foto: Siegmund / IAPP

„Smart4life“:

Der Dresdner Organikelektronik-Papst Prof. Karl Leo, der Materialforscher Prof. Gianaurelio Cuniberti und weitere Wissenschaftler entwerfen aus digital aufgepeppten Materialien und organische Elektronik neuartige Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine für den Gesundheitssektor. Dabei geht es zum Beispiel um besser verträgliche und hilfreichere Hirnimplantate für Epileptiker oder Pflaster, die den Heilungsprozess eine Wunde unterstützen und überwachen. „Vielleicht schon in zehn Jahren werden wir neuartige Chips im Körper haben“, erklärte Prof. Gianaurelio Cuniberti. „Epileptische Anfälle verhindern, nach einem Unfall wieder Sprechen oder Laufen lernen oder Krankheiten deutlich früher erkennen und bekämpfen – diese Ziele wollen wir beispielsweise in unserem Zukunftscluster verfolgen.“ Und Prof. Leo betonte: „Dresden gehört weltweit zu den wichtigsten Standorten für funktionale Materialien und nimmt im Bereich organische Elektronik sogar die Spitzenposition ein. Für smart4life ist Dresden daher ein idealer Standort.“

Der Dresdner Professor Frank Ellinger baut zusammen mit Kollegen an der TUD die Testplattform "More" für ultraschnelle Chips auf. Auf dem Monitor ist ein stark vergrößerter Chip zu sehen, der bei sehr hohen Frequenzen von etwa 200 Gigahertz arbeitet. Entwicklet wurde er von Dr. Paolo Valerio Testa für die ultra-schnelle drahtlose Datenkommunikation. Foto: Kretzschmar für die TUD

Der Dresdner Professor Frank Ellinger baut zusammen mit Kollegen an der TUD bereits die Testplattform „More“ für ultraschnelle Chips auf. Im 6G-Zukunftscluster wird solch elaborierte Messtechnik gebraucht. Foto: Kretzschmar für die TUD

„6G-Zukunftscluster“:

Bereits bei der Entwicklung des Mobilfunks der 5. Generation (5G) hatten die Professoren Frank Fitzek, Gerhard Fettweis, Frank Ellinger und weitere Dresdner Spezialisten eine taktgebende Rolle gespielt. Während in Deutschland gerade die ersten 5G-Netze aufgespannt werden, setzen sich die TU-Forscher nun bereits an die sechste Mobilfunk-Generation: 6G soll unter anderem wesentlich höhere Datenraten sowie neuartige Sensorfunktionen und Anwendungen im Smartphone der Zukunft ermöglichen. Ein Ziel dabei ist ein geringer Energieverbrauch, um die Umwelt zu schonen.

121 Projekte in Vorrunde ausgeschieden

In der „Clusters4Future“-Vorrunde hat eine Jury inzwischen unter 137 Vorschlägen die meisten aussortiert. Nur 16 – darunter auch die drei Dresdner Projekte – blieben übrig. Die Initiatoren können bis November ihre Anträge verbessern. Eine Jury wählt dann sieben Cluster aus, die ab 2021 Geld bekommen. Pro Jahr und bewilligtem Cluster reicht der Bund fünf Millionen Euro aus. Das Programm ist auf zehn Jahre befristet.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: TUD, CRTD, IZI, Oiger-Archiv, SMWK, BMBF

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt