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Handwerker fordern mehr Corona-Hilfen

Bedrückt und separiert: Hauptgeschäftsführer Andreas Brzezinski und Präsident Jörg Dittrich von der Handwerkskammer Dresden ziehen ein Zwischenresümee der Corona-Krise. Foto: Heiko Weckbrodt

Bedrückt und separiert: Hauptgeschäftsführer Andreas Brzezinski und Präsident Jörg Dittrich von der Handwerkskammer Dresden ziehen ein Zwischenresümee der Corona-Krise. Foto: Heiko Weckbrodt

Kammer: Selbst nach Flut und Finanzkrise war die Lage nicht so ernst.

Dresden, 5. Mai 2020. Die Corona-Krise setzt die Handwerker weiter unter Druck: Knapp zwei Drittel der ostsächsischen Meister haben dadurch Umsatzeinbußen erlitten. Das haben Blitzumfragen der Handwerkskammer Dresden ergeben. Sie fordert nun weitere Corona-Hilfen.

Ohne Familienfeiern kein Catering

An den drei Umfragen zwischen Mitte März und Ende April hatten sich 43 Betriebe aus dem Kammerbezirk Dresden beteiligt, sie sind daher nicht wissenschaftlich repräsentativ. Aber das Bild, das sich abzeichnet, ist gravierend: Über die Hälfte der Handwerker berichtete über stornierte Aufträge. Ein Drittel der Meister verzichtete auf Personal. Ein Fünftel der Firmen mussten wegen der Corona-Verordnungen schließen.

Zehn Jahre lang ging es - nach der Finanzkrise - mit dem Handwerk in Ostsachsen fast nur aufwärts. Corona hat den langen Aufschwung wohl endgültig abgewürgt, haben Umfragen der Handwerkskammer Dresden ergeben. Foto: Heiko WeckbrodtZehn Jahre lang ging es - nach der Finanzkrise - mit dem Handwerk in Ostsachsen fast nur aufwärts. Corona hat den langen Aufschwung wohl endgültig abgewürgt, haben Umfragen der Handwerkskammer Dresden ergeben. Foto: Heiko Weckbrodt

Zehn Jahre lang ging es – nach der Finanzkrise – mit dem Handwerk in Ostsachsen fast nur aufwärts. Corona hat den langen Aufschwung wohl endgültig abgewürgt, haben Umfragen der Handwerkskammer Dresden ergeben. Foto: Heiko Weckbrodt

Beispielloser Abschwung

„Das ist beispiellos“, betonte Hauptgeschäftsführer Andreas Brzezinski. „Selbst nach der Flut 2002 und während der Finanzkrise war die Lage nicht so ernst.“ In wirtschaftliche Schräglage kamen vor allem Kosmetiker, Friseure, aber auch Ausbau-Betriebe, Fleischer und Bäcker: Die einen mussten auf behördliche Anordnung ihre Salons dicht machen, die anderen büßten die sonst üblichen Aufträge für Firmenfeiern, Hochzeiten, Jugendweihen, aber auch im privaten Bausektor ein.

Die meisten versuchen, Entlassungen zu vermeiden

Immerhin versuchen die Meister weiter, ihre Leute über Kurzarbeit, Heimarbeit und andere Instrumente zu halten, berichtete der Hauptgeschäftsführer: „Nur zwölf Prozent der Betriebe planen Kündigungen, die meisten versuchen, um Entlassungen herumzukommen.“ Auch die ganze große Pleitewelle sei bisher ausgeblieben. Aber das könne sich noch ändern: Eine Reihe von Rechnungen, Steuerforderungen, Mietzahlungen, Vorkasse-Kosten und andere Ausgaben werden voraussichtlich erst fällig, wenn die Ausgangssperren und anderen Verbote des Corona-Regimes bereits gelockert sind und der Geschäftsbetrieb wieder anläuft, erläutert Brzezinski. „Dann können die Krisenfolgen richtig durchschlagen.“

Haushaltssperren und verödete Rathäuser sind Gift für die Wiederbelebung

Ein gravierendes Problem seien zudem die ausbleibenden Aufträge und Entscheidungen der Verwaltungen: Die Zeit der Heimarbeit und der nur eingeschränkt handlungsfähigen Behörden müsse endlich ein Ende finden, forderte der Kammer-Hauptgeschäftsführer. „Das ist Gift für die Konjunktur“, sagte er. Und wenn Kommunen wie Dresden nun auch noch Haushaltssperren verhängen, verstärke dies – vor allem in der Baubranche – die direkten Corona-Folgen über Monate hinaus.

Was jetzt an Lehrlingen fehlt, fehlt später an Gesellen und Meistern

Vor Langzeitfolgen für das Handwerk warnte Kammerpräsident Jörg Dittrich auch mit Blick auf den Ausbildungsmarkt: Bisher haben die Meister im Bezirk Dresden nur 435 neue Lehrlinge gefunden und damit 15 Prozent weniger als vor einem Jahr: „Damit fehlen uns in drei Jahren viele gesellen und in fünf Jahren viele Meister, die wir dringend brauchen.“ Seine Forderung: Bund beziehungsweise Freistaat sollen das Kurzarbeitergeld für Azubis übernehmen und für die ersten drei Monate deren Lehrgeld größtenteils bezahlen.

„Müssen Menschen zum Konsum motivieren“

Zudem will der Kammerpräsident weitere Steuer-Stundungen für die Handwerksbetriebe, eine Neuauflage des Programms „Regionales Wachstum“, staatlich finanzierte Einkaufsgutscheine, die die Bürger nur beim lokalen Handwerker einlösen können, eine Mehrwertsteuer-Senkung auf sieben Prozent auch für das Caterer- und Imbissgeschäft der Fleischer und Bäcker, sowie einen Steuerbonus von 12 000 Euro für Konsumenten, die handwerkliche Dienstleistungen jeder Art einkaufen. Brzezinski gab den Impetus dahinter offen zu: „Wir müssen die Menschen rasch wieder zum Konsum motivieren.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: Vor-Ort-Termin HWK Dresden

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt