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Sachsen steckt zu wenig Ressourcen in die KI-Aufholjagd

Wie stark verändert Künstliche Intelligenz unseren Planeten?. Foto: geralt, Pixabay.com, Lizenz: CC0

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EAS-Studie: Freistaat hat sich ehrgezige Ziele gesteckt, aber es gibt noch zu wenig Fachkräfte, KI-Testfelder und Forschungskraft

Dresden, 3. Februar 2020. Die Landesregierung will Sachsen zwar bis 2025 zu einem führenden deutschen Forschungs- und Innovationsstandort für „Künstliche Intelligenz“ (KI) machen. Doch in der Praxis fehlen dafür noch viele wichtige Bausteine. Das geht aus einer Studie des Fraunhofer-Teilinstituts für „Entwicklung Adaptiver Systeme“ (EAS) aus Dresden mit dem Titel „Künstliche Intelligenz – Kompetenzen und Innovationspotenziale in Sachsen“ hervor.

Rund 80 Firmen und 47 Institute arbeiten an KI-Themen

Laut dieser Untersuchung gibt es im Freistaat rund 80 Unternehmen mit KI-Angeboten, vor allem in den Ballungsräumen Dresden, Chemnitz und Leipzig. Die meisten von ihnen gründeten sich, als der neue KI-Boom ab 2010 einsetzte. Darüber hinaus arbeiten 24 Hochschulfakultäten und -institute sowie 23 weiteren Forschungseinrichtungen an KI-Methoden.

Transfer bleibt ein Problem

Allerdings mangelt es in Sachsen beispielsweise an KI-Testfeldern und -Laboren, die Forscher und Ingenieure aus der Wirtschaft gemeinsam nutzten könnten. Auch der Fachkräftemangel und der fehlende Zugriff auf große Datenmengen, um neue KIs zu trainieren, bremsen diese Technologie in Sachsen aus. Zudem gelingt es noch zu selten, Forschungsergebnisse in diesem Sektor rasch in wirtschaftlich oder gesellschaftlich verwertbare Produkte und Dienstleistungen zu transferieren.

Sachsen braucht straffe KI-Strategie und Investitionen

„Durch die Verknüpfung von Standortstärken aus den Bereichen Hardware, Software, Algorithmen und Forschung gibt es auch exzellente Möglichkeiten für Sachsen, sich entsprechend zu positionieren“, schreiben die Studienautoren. Aber dafür sei unter anderem „eine abgestimmte KI-Strategie, flankiert von Investitionen“ notwendig.

Mehr Forscher auf KI-Themen ansetzen

Zudem müssten sich mehr Spezialisten auf KI-Technologien in Sachsen fokussieren: In der Wirtschaft sei dafür der Fachkräfte-Mangel das große Problem. Und an den Unis und Instituten sei einfach zu wenig Personal auf diese Schlüsseltechnologie angesetzt. „Der kurzfristige Aufbau weiterer KI-Professuren sowie der personelle Aufwuchs bestehender Lehrstühle, vor allem in den vielversprechendsten KI-Disziplinen, wie Data Science, Deep Learning, Intelligente Sensorik (Lokalisierung, Bildverarbeitung) oder Mensch-Maschine-Interaktion, ist äußerst wichtig“, heißt es in dem Papier. Das haben wohl auch TU Dresden, Fraunhofer und Landesregierung schon erkannt: Derzeit entstehen ein neues Fraunhofer- und ein Uni-Zentrum mit KI-Forschungsschwerpunkten in Dresden. Außerdem baut der Freistaat den SCADS-Forschungsverbund für Datenanalysen nun mit dem Schwerpunkt „Künstliche Intelligenz“ aus.

KI-Ausbildung konzentrieren und ausbauen

Allerdings sind auch in der Wirtschaft KI-Experten gefragt. Und so fordern die Studienautoren: „Berufliche Bildungsangebote zum Thema KI sollten schnell auf- und ausgebaut werden. Die befragten sächsischen Wirtschaftsvertreter wünschen sich dabei eine zentrale Anlaufstelle für Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote.“

Wegen Datenschutz zu wenig Datenfutter für KI-Training

Was nicht in der Studie steht: Andere Länder wie China und die USA, in denen die europäischen Datenschutzregeln nicht gelten, sind in der KI-Technologie schon viel weiter – für Europa uneinholbar, wie mancher Branchenbeobachter meinen. Denn nur wenn KIs anhand großer Datenmassen trainiert werden und dann selbst weiterlernen können, sind sie wirklich nützlich. Dies aber beißt sich mit strengen Datenschutzregeln.

Das Thema klingt auch in der EAS-Studie an: „Da Anbieter von KI-Lösungen oftmals nur unzureichende Zugriffsmöglichkeiten auf relevante Datenbestände haben, ist es darüber hinaus auch essenziell, einen DSGVO-konformen Datenpool mit einem öffentlich zugänglichen Bestand an anonymisierten und validierten Referenzdaten zur Verfügung stellen“, heißt es da. Mit DSVGO ist die Datenschutzgrundverordnung gemeint.

Über die Studie

Die Studie stützt sich unter anderem auf Experten-Interviews, Branchen-Recherchen, Tagungen und Internet-Befragungen. Sie entstand im Zuge eines gemeinsamen Projektes der TU Dresden und des Dresdner EAS, das wiederum zum „Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen“ (IIS) aus Erlangen gehört. Das sächsische Wirtschaftsministerium hatte dieses Projekt 2019 über die Technologieförderung unterstützt.

Autor: hw

Quelle: EAS, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt