Monate: Februar 2020

Das Luxus-Raumschiff "Aniara" startet von der Erde gen Mars. Szenenfoto: Magnolia Pict.

Science-Fiction-DVD „Aniara“: Reise ins Nichts

Schweden haben das dystopische Versepos ihre Nobelpreisträgers Martinson über ein völlig aus der Bahn geratenes Luxus-Raumschiff verfilmt Ein kleines Stück Weltraumschrott verändert das Leben Tausender Menschen: Aufgebrochen waren sie für einen kurzen Trip zum Mars, doch dann wird daraus eine Reise in die Unendlichkeit. Was macht die Gewissheit, die Familie daheim niemals wiederzusehen, nie wieder durch einen Wald zu gehen oder den Wind auf der Haut zu spüren, aus den Menschen? Verzweifeln oder wachsen sie? Der Schwede Harry Martinson schrieb darüber vor über 60 Jahren das Gedicht „Aniara“ – und bekam dafür den Literatur-Nobelpreis. Pella Kågerman und Hugo Lilja machten aus der epischen Geschichte einen anderthalbstündigen Science-Fiction-Film. Das dystopische Werk ist nun in Deutschland fürs Heimkino erschienen.

Die "Svalbard"-Radaranlage aus dem "Eiscat"-Programm, für das sich schon in den 1980er Jahren die Stasi interessierte. Foto: Togr, Wikimedia, CC3-Lizenz, creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

Die Spione, die aus dem Norden kamen

Der finnischer Historiker Kimmo Elo hat mit moderner Datenanalyse alte Netzwerke der Stasi in Skandinavien rekonstruiert – und die Ergebnisse in Dresden vorgestellt. Dresden, 27. Februar 2020. Den ostdeutschen Genossen dabei helfen, den forschungsmäßigen Anschluss ans Westniveau zu finden? Klar: Als ihn dieser DDR-Kollege mit dem Decknamen „Rudolf“ von der Uni Jena 1982 danach fragte, war das für Dr. Onni Mäkinen* eine Frage der Ehre. Und vielleicht, so hoffte der finnische Kommunist und Physiker, würde ihm die legendäre „Hauptverwaltung Aufklärung“ (HVA) sogar dabei helfen, manch reaktionäres Element an seiner Uni zu neutralisieren, das seiner akadamischen Karriere schon seit Jahren im Wege stand. So kam es, dass der Stasi-Abgesandte wenig Mühe hatten, Mäkinen eines Abends alkoholisch abzufüllen und ihn zur Kooperation mit dem ostdeutschen Geheimdienst zu verpflichten. Selbst als der frischgebackene „IM Larsen“ aus seinem Rausch aufwachte, widerrief er die Verpflichtungserklärung nicht – und lieferte fortan bis kurz vor dem Zusammenbruch der DDR allerlei wichtige wie unwichtige Informationen nach Ostberlin… Pekka, Lanze und Larsen spionierten für Ostberlin Der finnische Forscher Dr. Kimmo Elo von der Universität …

Silvia Lang präpariert in der Papiertechnischen Stiftung in Heidenau eine Probe für den Gaschromatographen, um ihre Bestandteile zu ermitteln. Foto: Heiko Weckbrodt

Papier statt Plaste

Forscher der Papiertechnischen Stiftung arbeiten in Heidenau an Joghurtbechern, Backformen, Batterien und anderen Öko-Alternativen zu Kunststoff-Verpackungen Heidenau, 26. Februar 2020. Noch in den 1960er Jahren galt Plaste als der Werkstoff der Zukunft. Schwimmende Müllinseln in den Ozeanen und die Diskussion um allgegenwärtige Mikroplaste haben dieses Bild gewandelt: Umweltpolitiker und ökologisch ambitionierte Konsumenten wollen heute, dass die Industrie möglichst allen Kunststoff durch naturnahe Materialien ersetzt. Mithelfen will da auch die „Papiertechnische Stiftung“ in Heidenau: Das gemeinnützige Privatinstitut arbeitet an Schokoverpackungen, Backformen aus Papier, ja sogar an Batterien, die auf Papiermaschinen herstellbar sind. Im Fokus dabei die bessere Wiederverwertbarkeit von Papier.

Quentin Tarantino (links) und George Clooney als die Gecko-Brüder. Foto: Studiocanal

Für den Heimkino-Junkie: „Tarantino – The Bloody Genius“

Doku setzt dem Meister der Blutfontänen ein Denkmal Mit Gangster-, Schwertkampf und Genre-Collagen wie „Kill Bill“, Reservoir Dogs“ und „Pulp Fiction“ hat Videotheken-Junkie Quentin Tarantino vor allem in den 1990ern Filmgeschichte geschrieben und sich eine treue Fan-Gemeinde geschaffen. Inzwischen hat Tara Wood der US-amerikanischen Regie-Ikone mit „Tarantino – The Bloody Genius“ ein filmisches Denkmal gesetzt, das nun auch in Deutschland verfügbar ist – natürlich für Heimkinofreunde.

Das ILK betreibt in seinem Technikum sowohl wärme- wie auch kältetechnische Versuchsanlagen. Foto: Heiko Weckbrodt

Viel Öko-Potenzial schlummert in Bürokomplexen

Drei Millionen Tonnen CO2 pro Jahr lassen sich durch eine Umrüstung auf bessere Luft-. und Kältetechnik sparen, haben Dresdner ILK-Ingenieure ausgerechnet. Dresden, 24. Januar 2020. Die Eigentümer von Büro- und Verwaltungsgebäuden in Deutschland könnten einen höheren Beitrag zum Umweltschutz leisten, wenn sie alle Lüftungs- und Kältetechnik auf den neuesten technischen Stand umrüsten würden. Das geht aus einer Studie des „Instituts für Luft- und Kältetechnik“ (ILK) Dresden hervor.

Es gibt nur eines, was der junge Nicola (Francesco di Napoli) noch mehr liebt, als seine Clique: Seinen Bruder Christian (Luca Nacarlo). Foto: Prokino

„Paranza – Der Clan der Kinder“: Mafiathriller um eine Jugendgang aus Neapel

Krimi von Saviano und Giovannesi fürs Heimkino erhältlich Sie sind wild auf Sneakers, teure Klamotten und Uhren, vor allem aber auf die bewundernden Blicke der Mädchen: eine Bande Jugendlicher in Neapel, die in ihrer Gier nach „mehr“ erst zu Erpressern, dann zu Mördern werden. Der italienische Autor Roberto Saviano hat darüber ein Buch geschrieben, das Regisseur Claudio Giovannesi schließlich verfilmt hat. Der Mafiathriller „Paranza – Der Clan der Kinder“ ist nun auch im deutschen Heimkino verfügbar.

TÜV will obligate Prüfung für riskante KIs

Umfrage: 85 % der Deutschen wollen Kennzeichnungspflicht für KI-Systeme Berlin, 27. Januar 2020. Damit „Künstliche Intelligenzen“ (KI) keinen Unsinn verzapfen und dabei Menschenleben gefährden, hat der Verband der „Technischen Überwachungsvereine“ (TÜV) eine Pflichtüberprüfung für riskante KI-Systeme gefordert. Dieser KI-TÜV soll vor allem für Systeme obligat sein, in denen ein hohes oder sehr hohes Risiko besteht, Menschen zu schädigen. Das betreffe beispielsweise automatisierte Fahrzeuge, KI-gesteuerte Maschinen oder die medizinische Diagnostik.

Prügelspiele wie "The Way of the exploding fist" hatten eine breite Fan-Gemeinde in der Heimcomputerszene. CSW-Verlag

Bildband „Mission 64“: „Wie eine Maschine aus der Enterprise“

Reich illustriertes Spiele-Buch unternimmt eine Zeitreise zurück in eine am C64-Heimcomputer vergeudete Jugend Ein faszinierend nostalgisches Sammlerstück für alle Commodore-Jünger haben die Autoren Peter Otto, Mathias Mertens und Enno Coners mit dem reich bebilderten Band „Mission 64“ vorgestellt: Sie erzählen darin, wie man einfach süchtig nach dem Heimcomputer werden konnte – und stellen insgesamt 113 Klassiker unter den C64-Spielen vor.

Feuer. Foto: Heiko Weckbrodt

Chip-Navi im flammenden Inferno

Eine raffinierte Ortungstechnik von Metirionic Dresden soll künftig bei Hausbränden Leben retten Dresden, 18. Februar 2020. Digitale Technologien aus Dresden sollen künftig bei Hausbränden Menschenleben retten: Ein amerikanischer Feuerwehrausrüster will ab diesem Jahr viele Schutzanzüge und Geräte, mit denen sich Feuerwehrmänner und -frauen in brennende Gebäude wagen, mit Ortungstechniken aus Sachsen ausstatten. Dadurch können dann von Qualm und Flammen eingeschlossene Menschen schneller und präziser gefunden werden als bisher. Entwickelt hat diese Methodik das Dresdner Unternehmen „Metirionic“.

Da kam es auf jede Speicherzelle an, die sich mit dem "Poke"-Befehl direkt beschreiben ließ: Der Heimcomputer "Z 9001" von Robotron musste in Kleincomputer KC85/1 umbenannt werden, da das Gerät recht rasch wieder aus dem Handel verschwand und nur noch an "gesellschaftliche Bedarfsträger" berkauft wurde. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

„Für mich war der Computer eine erstaunliche Zauberkiste“

Das Buch „Computer in der DDR“ von René Meyer liefert einen profunden Abriss über die ostdeutsche Rechentechnik und ihre Hypes. In den 1980er Jahren erfasste ein nahezu pandemischer Virus große Teile der ostdeutschen Jugend – ein eher gutartiger indes: Immer mehr Menschen in der DDR wollten auch wie die deutschen auf der anderen Seite der Grenze jene wundersamen Maschinen haben, die man Heimcomputer nannte. Und nachdem die ersten Westgeräte per Intershop und A&V-Laden in das Land einsickerten und schließlich auch Robotron Dresden und der VEB Mikroelektronik „Wilhelm Pieck“ Mühlhausen eigene „Kleinstcomputer“ entwickelt hatten, gab es kein Halten mehr: Große Teile des DDR-Volkes verwandelten sich in Computer-Nerds… Wie das kam und was dahinter steckte, hat der Leipziger Autor René Meyer in „Computer in der DDR“ zusammengetragen. Erhältlich ist dieses sehr informative und gut recherchiere Buch gegen eine Versandpauschale, aber ansonsten gratis bei der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen.

Die Chemnitzer Forscher arbeiten an einem humanoiden Schreitroboter. Fotzo: Jacob Müller für die TU Chemnitz

Professorin will 1. sächsischen Schreitroboter bauen

Forscherin der TU Chemnitz möchte Grundstein für eine Roboterindustrie im Freistaat legen Chemnitz, 13. Februar 2020. Ingenieurinnen und Ingenieure der TU Chemnitz wollen den ersten sächsischen Laufroboter konstruieren – und eine breite Robotikindustrie im Freistaat begründen. „Wir wollen einen eigenen sächsischen Roboter-Hersteller etablierten“, kündigte Professorin Ulrike Thomas an – sie ist die Inhaberin des Lehrstuhls für Robotik und Mensch-Technik-Interaktion an der TU Chemnitz. „Der Grundstein ist schon gelegt.“

Diese künstlerische Visualisierung zeigt die europäische Raumsonde "Jupiter Icy Moons Explorer" (Juice), die sich 2022 dem Riesenplaneten Jupiter und seinen Monden nähert. Ins Innere des Gasriesen können die Sonden aber nicht hineinsehen. Die Astrophysiker gehen davon aus, dass darin heiße dichte Materie herrscht, deren Eigengesetze womöglich Quantencomputer ergründen können. Visualisierung: ESA/ATG medialab, Nasa/JPL, J. Nichols

Mit Quantencomputern in Riesenplaneten hineinhorchen

Superrechner-Experten aus Rossendorf simulieren mit exotischen Systemen das Innere von Jupiter & Co. Dresden, 12. Februar 2020. Mit Hilfe von Teleskopen und Raumsonden hat die Menschheit bisher nur ein paar oberflächliche Blicke auf Jupiter und Saturn werfen können. Weniger noch wissen die Wissenschaftler über das Innere dieser Riesenplaneten. Sie ahnen nur, dass Jupiter & Co. – aber auch die mit ihnen verwandten braunen Zwergsterne draußen im All – ein ganz eigenes Physiksüppchen kochen: „Warme dichte Materie“ nennen die Physiker diesen bisher kaum erforschten Aggregatzustand irgendwo zwischen superheißem Plasma und festen oder flüssigen Stoffen. Bekannt ist nur, dass diese Materie etwa 10 000 bis 100 000 Grad heiß ist und in ihr Quanteneffekte, elektromagnetische und elektrische Kräfte wild durcheinander tanzen. Mit Hilfe von Quantencomputer-Technologien wollen nun Experten vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) genau da hineinhorchen, wo wahrscheinlich nie ein Mensch lebend hingelangen wird.

Auszug aus: Oblomok imperii (VT: Der Mann, der das Gedächtnis verlor) von 1929. Szenenfoto: Absolut Medien

„Der neue Mensch“ in sowjetischen Filmen

Doppel-DVD zeigt die Ikonografie der Modernität in Spiel-, Dok- und Trickfilmen der frühen Stalin-Ära Ein Mann zieht aus einer Bruchbude in ein neues Hochhaus. Anfangs fühlt er sich darin gar nicht wohl: Er kann nicht einschlafen. Bis er erkennt, dass es ein Fehler war, den alten Krempel aus der alten Wohnung mitzunehmen – der hindert ihn daran, im neuen Heim auch innerlich anzukommen. „Man muss in einem neuen Haus zu leben wissen“, schreibt er am Schluss des Puppentrickfilms „Beherrscher des Alltags“. Dass dies als Metapher für die Metamorphose des Russen zum neuen Menschen, des Sowjetbürgers gemeint ist, wird spätestens klar, wenn man die Entstehungszeit kennt: Gedreht wurde dieser teils surrealistisch anmutende Trickfilm in der stalinistischen Sowjetunion des Jahres 1932. Zu finden ist er in der Edition „Der neue Mensch“. Die versammelt insgesamt acht Filme der frühen Sowjetunion zwischen 1924 1932 auf zwei DVDs, die inzwischen fürs Heimkino erschienen sind.

Wer die Datenbrille aufsetzt, kann sowohl seine reale Umgebung wie auch computergenerierte Welten sehen. Foto: Fraunhofer FEP Dresden

IDTechEx: Virtuelle Welten werden bis 2030 zum Multimilliarden-Markt

Bisher läuft das Geschäft mit Datenbrillen, VR- und AR-Technik eher enttäuschend – doch das ändert sich bald, meinen die Analysten Cambridge, 10. Februar 2020. Bis jetzt haben Datenbrillen und andere Produkte für „Virtuelle Realitäten“ (VR), „Augmentierte Realitäten“ (AR) oder „Mixed Reality“ (MR) bei weitem nicht die in sie gesteckten Erwartungen erfüllt. Das britische Marktforschungsunternehmen „IDTechEx“ aus Cambridge geht in einer neuen Analyse „Augmented, Mixed and Virtual Reality 2020-2030“ aber von deutlich steigenden Umsätzen aus. Bis 2030 wird der Markt für VR- und AR-Produkten demnach weltweit auf rund 30 Milliarden Dollar (27 Milliarden Euro) wachsen.