Im Wissenschaftspark Ost siedeln sich demnächst die ersten Unternehmen an. Bis alles fertig ist, wird es aber noch Jahre dauern.
Dresden, 14. Januar 2020. Der Dresdner Stadtteil Strehlen gewinnt als Technologiestandort an Bedeutung: Die Stadt hat – nach über zehn Jahren Planung – nun begonnen, ihren Wissenschaftspark Ost zu vermarkten. Das hat Chef-Wirtschaftsförderer Robert Franke auf Oiger-Anfrage im Vorfeld der heutigen Vergabekonferenz im Rathaus bestätigt. Allerdings können sich Firmen zunächst nur auf einem etwa fünf Hektar großen Teilabschnitt zwischen Reicker Straße und Rudolf-Bergander-Ring niederlassen. Weitere Abschnitte nördlich und westlich des Bergander-Rings sollen im zweiten Halbjahr 2021 folgen.
Unternehmen aus Halbleiter- Kommunikations- und Werkstoffsektor wollen sich ansiedeln
Für das Areal des ehemaligen Plattenbauviertels, das ab 2006 schrittweise abgerissen wurde, haben laut Franke mehrere Investoren aus dem Technologiesektor Interesse angemeldet. Dazu gehören Unternehmen, die sich mit Chipfabrik-Ausrüstungen, Kommunikationstechnik und neuen Werkstoffen beschäftigen.
Nicht mehr genug Platz
„Der Wissenschaftsstandort Dresden-Ost ist ein besonders wichtiges Projekt der Wirtschaftsförderung“, betonte Robert Franke. „Wir wollen damit neue Impulse für die industrielle Entwicklung in der Stadt setzen.“ Wegen Platzmangels hatte der Wirtschaftsförderungs-Chef zuletzt wachsende Probleme gehabt, genug Wunsch-Ansiedlungsflächen vor allem auch für größere Ansiedlungen und für neue Biotech-Firmen in Dresden anzubieten. Diese Schwierigkeiten sollen sich mit dem neuen Wissenschaftspark etwas entspannen.
Schwefelbatterien und Addive Fertigung
Die ersten Pläne für ein Gewerbegebiet zwischen Bahndamm, Reicker Straße, Bergander-Ring und Vogelsteinstraße blühten etwa 2009. Die damalige Wirtschaftsförderungs-Chefin Birgit Monßen und Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) wollten damit vor allem Firmen-Ausgründungen vom Fraunhofer-Campus an der Winterbergstraße auf der anderen Seite des Bahndamm unterstützen. Seitdem haben die Fraunhofer-Forschungen noch an Gewicht gewonnen. In den dortigen Instituten entwickeln die Ingenieure derzeit beispielsweise Schwefel-Batterien, die die Reichweiten von Elektroautos verdoppeln sowie elektrische Flugzeuge und Luftschiffe möglich machen sollen. Auch arbeiten sie an Brennstoffzellen, Industrie-3D-Druckern und Hightech-Schichten für Autobau, Flugzeugbau und Raumfahrt.
Artenschutz: Kuckuck und Eidechse haben sich angesiedelt
Bis daraus die erhofften Ausgründungen am Fließband entstehen und sich im Wissenschaftspark ansiedeln, müssen die Ämter aber noch einige Probleme lösen: So haben sich Eidechsen und Kuckucks in Dammnähe angesiedelt. Auch hatte das Umweltamt vor nicht allzu langer Zeit erst den Koitschgraben wieder naturnah umbauen lassen. Er verläuft durch den künftigen Wissenschaftspark Ost und auch hier haben die Wirtschaftsförderer den Artenschutz zu achten.
Vor allem aber muss eine direkte Verbindung vom Campus an der Winterbergstraße zur Reicker Straße her, damit der neue Gewerbepark wirklich für Fraunhofer-Ausgründungen attraktiv wird. Die Planer wollen dafür die Liebstädter Straße mit der Sackgasse der Tiergartenstraße verknüpfen und danach weiter verlängern: unter der Bahnlinie hindurch und durch die Kleingärten und dann rückwärtig an der 128. Oberschule vorbei.
„Das wird nicht ganz billig“, räumte Franke ein und sprach von einem „zweistelligen Millionenbetrag“. Zudem braucht die Stadt dafür das Okay der Deutschen Bahn und des Eisenbahnbundesamtes. Und sie muss den betroffenen Kleingärtnern einen Umzug gen Westen schmackhaft machen. 2020 wollen die Planer die ersten 24 Ersatzflächen für neue Kleingärten nahe der Vogelsteinstraße fertig haben. Insgesamt brauchen sie über 100 Ausweich-Kleingärten. All das dürfte alles andere als einfach sein. Und das bedeutet auch: Die Verlängerung der Liebstädter Straße wird deutlich später kommen als der Wissenschaftspark Ost selbst. Aber Verspätungen ist man hier schon gewohnt: Ursprünglich sollte das neue Gewerbegebiet 2016 fertig sein und satte 45 Hektar umfassen.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Interview Franke, LHD, Oiger-Archiv
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