Lambertz-Chef Bühlbecker will Dresdner Leckereien auch im Lande Putins verkaufen.
Dresden/Aachen, 20. Dezember 2019. Für die Dresdner Backfabrik „Dr. Quendt“ war die diesjährige Weihnachtssaison besonders erfolgreich. „Dr. Quendt hat einen positiven Abschluss erwirtschaftet“, berichtete Lambertz-Chef Hermann Bühlbecker, zu dessen Gruppe der Betrieb seit 2014 gehört, bei einem Besuch in Dresden. „Und das Unternehmen hat so viele Stollen verkauft wie noch nie zuvor.“ Mehr als jeder zweite Stollen komme inzwischen aus der Backfabrik im Dresdner Süden.
Über 50 % Anteil im Stollen-Markt
Zwar gebe es keine exakten Statistiken, wieviele Stollen alle Bäcker und Backfabriken zusammen verkauft haben. Aber der Schutzverband habe für diese Saison insgesamt rund 4,5 Stollensiegel ausgegeben. Dr. Quendt wiederum habe 2019 etwa 2,4 Millionen Stollen verkauft. Zudem sei es gelungen, recht gute Kilopreise am Markt zu erzielen.
Quendt-Stollen nun bei allen großen Discountern gelistet
Die guten Verkaufsergebnisse führt der Unternehmer auf mehrere Faktoren zurück: „Dr. Quendt kann jetzt unsere Kontakte und Kanäle mitnutzen und ist dadurch nun in allen großen Discounter-Ketten vertreten“, sagte Bühlbecker. Das sei früher nicht so gewesen. „Außerdem überzeugt Dr. Quendt mit hoher Qualität und hochwertigen Zutaten.“
Weihnachtlicher Ausgleich für unsere digitale, schnelle Welt
Und ganz generell stelle die gesamte Lambertz-Gruppe eine gewisse Rückbesinnung der Käufer auf klassische Weihnachtsleckereien fest. Viele würden Dresdner Stollen, Aachener Printen und Nürnberger Lebkuchen nicht nur als Speise, sondern auch als Kulturgut wahrnehmen. „Ich denke, in unserer digitalisierten und immer schnelllebigeren und entpersönlichten Welt braucht der Mensch einen Ausgleich, einen Rückzugsort, der an die Kindheit mit seinen Stollen und Dominosteinen erinnert.“
Bühlbecker: In die Dresdner Rezepte mischt sich Aachen nicht ein
Und auch von daher mischen sich die Aachener auch gar nicht in die Produktentwicklung oder das Backhandwerk der Dresdner ein. „Dezentrale Lösungen haben sich bei uns bewährt“, betont Bühlbecker. „Der Stollen hier lebt von seiner besonderen Rezeptur und die kennen die Dresdner am besten.“ Ähnliches gelte für das Russisch Brot, die Dominosteine und andere Leckereien aus Dresden. „Wir haben allerdings das Produktsortiment etwas eingeschränkt: Dr. Quendt hatte zum Beispiel einige Bioprodukte im Angebot, die sicher nicht schlecht waren, aber wenig eingebracht haben. Und wir unterstützen die Dresdner zum Beispiel mit unseren Vertriebserfahrungen und unseren Zugängen zu den besten Zutaten.“ Andererseits habe er dafür gesorgt, dass der Dresdner Betrieb nicht mehr so stark vom Saison-geschäft abhängig ist, sondern das ganze Jahr über gute Umsätze generiert.
Investitionen geplant, weiteres Wachstum erwartet
Mittlerweile habe sich das Dresdner Unternehmen so gefangen, dass es auch die Sommereinkäufe fürs Weihnachtsgeschäft wieder selbst vorfinanzieren könne – diese Hürde hatte seinerzeit zum Verkauf des Familienbetriebs an die Lambertz-Gruppe geführt. „Ich denke, dass Unternehmen ist inzwischen so gestärkt, dass es für die Zukunft gut vorbereitet ist“, schätzte Bühlbecker ein. Er rechne mit weiterem Wachstum, daher seinen nun weitere Anlagen-Investitionen in der Dr.-Quendt-Fabrik geplant.
Stollen für den russischen Bären
Auch bemühe er sich darum, die Dr.-Quendt-Leckereien im Ausland besser zu vermarkten. Der US-Markt sei zwar durch Strafzölle auf viele Produkte derzeit zu. Doch wenn der Weg nach Westen versperrt ist, dann bleibt immer noch der Osten: Erst kürzlich hatte Bühlbecker an den russischen Präsidenten Wladimir Putin persönlich einen Dr.-Quendt-Stollen übergeben. Putin, der als KGB-Agent in Dresden stationiert war, habe sich sichtlich über das Geschenk gefreut, berichtete der Lambertz-Chef.
Über Dr. Quendt
Das Unternehmen Dr. Quendt führt seine Wurzeln auf eine 1867 gegründete Waffelfabrik zurück. Daraus wurde zu DDR-Zeiten ein Staatsbetrieb, in dem auch der Lebensmitteltechnologe Dr. Hartmut Quendt tätig war. Der gründete 1991 die Dr. Quendt Backwaren GmbH. Unter seinem Sohn schrammte die Firma nahe bis an die Pleite. Daraufhin übernahm die Lambertz-Gruppe unter Bühlbecker den Familienbetrieb. Der beschäftigt derzeit rund 200 Menschen. Etwa die Hälfte davon sind Saison-Arbeiter, die andere Hälfte Festangestellte.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quelle: Interview Bühlbecker, Dr. Quendt/Lambertz, Oiger-Archiv
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